Kapitel 21

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21. Dezember

Sehnsucht. Liebe. Gewißheit.
Du bist meine Ewigkeit.

Jeanett Langhof (*1974), kaufmännische Assistentin und IT-Dienstl.

Als ich aufstand, streckte ich mich unter meiner Decke und bemerkte, dass ich mehr als nur gut geschlafen hatte. Meine Nacht schien perfekt gewesen zu sein. Ich stieg beinahe springend aus meinem Bett, so gut war ich drauf. Diese Laune verbesserte sich nur noch, als ich auf meinem Arbeitstisch einen Brief liegen sah, auf dessen Kuvert mein Name stand.

Schnell öffnete ich ihn in dem Wissen, dass es nur eine gute Nachricht sein kann. Und in der Tat schien sich Martin für mich ein kleines besonderes Treffen ausgedacht zu haben. Er hatte nur geschrieben, dass wir uns um halb zehn abends am Hinterausgang der Küche treffen sollten. Ich machte mir keine Gedanken, dass es etwas sein könnte, das mir keinen Spaß hatte, denn ich vertraute Martin - und das schneller als ich es nach Augustus' Verrat sollte.

Ich zog mich an und ging, wie immer erst nach einiger Zeit, hinunter in den Speisesaal, wo niemand mehr aufzufinden war. Anscheinend waren alle mit dem Frühstück fertig. Doch das würde mich nicht stören. Ich ließ nach unserer Köchin rufen und kurze Zeit später bekam ich meine Pfannkuchen serviert. Wie immer schienen sie bereits vorbereitet gewesen zu sein. Ich aß ja auch immer dasselbe.

Danach teilte mir einer der Angestellten mit, dass alle übrigen Männer derzeit mit meinem Vater und Konstantin redeten. Ich sollte sie nicht stören, doch das war mir egal. Aus diesem Grund war ich auch überrascht, als ein sehr bekanntes und mir Bauchschmerzen bereitendes Gesicht auf mich zukam. Er lächelte mich unsicher an und behandelte mich, als würde ich weglaufen, sobald er eine falsche Bewegung machen würde. Das war sogar nicht einmal eine unrealistische Annahme.

Er sagte: ,,Bitte gebe mir eine Chance und lass mich mit dir reden. Ich verspreche dir, dass ich nichts tun werde." Mein Kopf sagte ganz klar nein. Mein Herz sagte ausnahmsweise nichts. Zumindest glaubte ich das. Doch mein Körper, der doch eigentlich nicht viel zu sagen haben sollte, nickte und folgte ihm, nachdem er ein erleichtertes Gesicht gemacht und sich umgedreht hatte.

In diesem Augenblick ignorierte ich einfach meine Gedanken und dachte mir, ich würde mir ja zu helfen wissen. Immerhin wollte Augustus etwas von mir und ich hatte die Macht gewissermaßen in meiner Hand. Als wir uns in einem mir nur zu gut bekannten Raum niederließen, wartete ich, bis mein Gegenüber zu reden anfing. Ich würde definitiv nicht den ersten Schritt machen.

Augustus räusperte sich. ,,Bitte, Elizabeth höre mir bis zum Ende zu. Ich weiß, das hört sich komisch an und du hast keinen Grund mir zu vertrauen, aber du bist es mir schuldig, ob du glaubst oder nicht." Ich sagte nichts und er verstand dies als Aufforderung, weiterzusprechen. Ich würde ihm diese Chance geben, egal was mir mein Kopf sagte. Einmal würde ich vernünftig sein und nicht überstürzt reagieren.

,,Ich weiß nicht, ob du bereits mitbekommen hast, dass dein Vater noch diese Woche wissen willst, für wen du dich entscheidest."

Verwirrt runzelte ich meine Stirn. ,,Ich dachte, er will sowieso, dass ich dich heirate."

Augustus seufzte wieder einmal, als wäre es selbstverständlich, worauf er hinauswollte. ,,Hör mal, Eliza, vielleicht hat er es sich einfach anders überlegt und mit Konstantin über die Alternativen, die der anfangs für dich engagiert hat, geredet und sich gedacht, dass du vielleicht doch zwischen drei Männern die Chance haben sollst, da alle wohlhabende, adelige Menschen sind."

Kurz erwärmte sich meine Brust, als er mich zum ersten Mal in seinem Leben Eliza nannte. Er hatte mich mit diesem Blick angesehen, den ich, wie mir erst jetzt bewusst wurde, sehr vermisst hatte. Und er war nicht die erste Person, die mich Eliza nannte. Dies schien ein beliebter Name für geliebte Elizabeths zu sein. Leicht schmunzelte ich. Doch in meinem Aussagen ließ ich mir nichts anmerken.

,,Bist du dir sicher, dass er das entschieden hat?", fragte ich Augustus möglichst diplomatisch. Er erwiderte nur: ,,Was denkst du, weshalb er sich gerade mit allen, mir ausgenommen, unterhält?" Es schien ihn tatsächlich mehr mitzunehmen als ich gedacht hatte. Ich hatte Angst, dass er mir noch mehr bedeutete, als ich wollte. Ich sollte ihn verabscheuen, ihn ignorieren, doch stattdessen erwärmte sich mein Herz, als wären die letzten Wochen nicht gewesen. Als wäre ich schwerverliebt. Doch das könnte natürlich auch eine Täuschung sein. Inzwischen gab es ja auch Martin und im Notfall sogar Heinrich.

,,Was genau willst du?", fragte ich Augustus. Innerlich hoffte ich, dass er irgendetwas tun, sagen würde, das mich überzeugte. Doch ich wusste, dass er dazu auf der anderen Seite auch nicht mehr in der Lage wäre. ,,Auch wenn es vielleicht anders schien, bin ich noch immer in dich verliebt, Eliza." Schon wieder benutzte er dieses Wort. Was wollte er nur damit bezwecken?

,,Augustus", setzte ich an, wurde aber unterbrochen. ,,Elizabeth, bitte höre mir zu. Ich blieb still. ,,Ich mochte dich anfangs nicht wirklich. Noch weniger mochte ich den Gedanken, dass ich verheiratet werden sollte. Mein Vater ist selbst ganz hin und weg, dass ich endlich seinen Platz mit einer Gefährtin übernehme. Außerdem darf sich niemand dem König widersetzen, auch nicht ich oder mein Vater. Er sah mir in die Augen.

Ich hörte ihm aufmerksam zu. ,,Ich habe dich langsam kennengelernt und anfangs warst du sehr schüchtern, doch dann wurdest du mir immer sympathischer. Und irgendwann habe ich angefangen dieses Kribbeln im Bauch zu spüren. Und ich dachte mir, du würdest mir nicht glauben, wenn ich dir sagen würde, dass ich dich wirklich liebe und das nicht nur sage, um dich dazu zu bringen mir zu verfallen. Und dann hast du mich gefragt, ob ich dich nicht heiraten will und ich habe gar nicht mehr daran gedacht, dass ich dir verschwiegen hatte, dass ich dich von Anfang an heiraten sollte und ich dich mir Phillip betrogen habe. Und dann war es zu spät. Du weißt gar nicht, wie leid es mir tut, dass ich dich damals verängstigt habe im Salon."

Er sah so ernst aus. Ich musste ihm einfach glauben, dass er nicht log. ,,Doch du hast mich immer ignoriert und ich dachte mir, du würdest irgendwann mit mir reden, doch dazu ist es nie gekommen." Noch nie hatte jemand so etwas zu mir gesagt. Mir so eine Rede gehalten und mir dabei mit so wunderschönen Augen in meine Augen geschaut, die vergleichsweise langweilig waren. In diese tiefblauen Augen hatte ich mich verliebt und noch immer war mir abwechselnd warm und kalt.

,,Aber wieso redest du erst jetzt mit mir?", fragte ich ihn. Ich musste mir Klarheit verschaffen. Er sah mir tief in die Augen und sagte mit leicht gebrochener Stimme: ,,Ist es denn normal, dass ein Mann so romantisch ist und einem Mädchen, nachdem er versagt hat, seine Liebe gesteht?" Ich musste zugeben, dass das ganz und gar nicht typisch war. Doch so hatte er seine Chancen doch nur selbst verkleinert. Er hatte doch mitbekommen, wie viel Zeit ich mit Martin verbracht hatte. Und dies sagte ich ihm auch. ,,Kann ich nicht hoffen, dass deine Liebe, die doch vor nicht allzu langer Zeit genauso stark wie die meine war, noch immer vorhanden ist?"

Ich sagte dazu nichts. Wahrscheinlich dachte er sich jetzt seine eigene Version aus, doch ich spürte noch immer gewisse Gefühle in mir. Aber könnte ich mein Leben mit jemandem verbringen, bei dem ich mir nie sicher sein konnte, was er meinem Herzen antat? Ich stand auf, da ich glaubte, das Gespräch sei beendet. ,,Eliza?" Ich drehte mich um. ,,Bitte folge deinem Herzen."

Und mit einem Mal freute ich mich nicht mehr so sehr auf mein Vorhaben mit Martin.

Eliza Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt