sechs

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Levi's POV

* * *

Die Trennung gestern Abend war schlimm. Als ich Eren an Carla übergeben wollte, fing er an zu schreien und zu weinen. Aber ich hätte schlecht dort übernachten können. Und heute würden wir uns ja ohnehin wieder sehen.

Obwohl ich erst ganz spät in meinen Apartment wieder war, machte ich mich im Internet schlau. Es kann doch nicht so schwer sein auf ein Kind aufzupassen. Ein wenig füttern, spielen, herumtragen, sprechen.
Alles in Butter.

Glücklicherweise hatte ich am nächsten Morgen keinen Klavierunterricht. Trotzdem musste ich dieses Thema mal mit Erwin besprechen.
Eren wird in Zukunft jeden Tag hier sein. Irgendwie muss ich ihn dazu bringen, während dem Unterricht still zu sein.

Aber das soll jetzt meine kleinste Sorge sein.

Pünktlich um 8:00 Uhr morgens klingelte es an der Türe und ich stand bereit, Carla empfangend.
Ja, ich habe mich extra dazu gezwungen, früh aufzustehen.

"Guten Morgen!", begrüsste mich Carla heiter und lächelte mich breit an. In ihrem Arm war Eren in eine Decke gekuschelt. In der anderen Hand hielt sie eine schwer aussehende Tasche.

"Morgen.", murmelte ich verschlafen und nahm ihr gleich die Tasche ab. "Was ist denn da alles drin?", fragte ich.

"Ach, nur so das Zeug, was das du brauchen wirst. Dies sollte genug sein für eine Woche.", informierte sie mich und schaute kurz auf ihre Armbanduhr, bevor ihre Augen ganz gross wurden. "Ich bin spät dran!", sagte sie und übergab mir Eren ganz schnell. "Vergiss nicht ihm genau um 12 die Milch zu geben! Um 18:00 Uhr bin ich wieder da! Also bye! Vielen Dank für alles!", verabschiedete sie sich hastig und sauste die Treppen runter.

Ich schaute ihr noch verstohlen hinterher, bevor meine Augen auf Eren's Gesicht fiel, welches friedlich und sanft aussah.
Ich merkte das Lächeln, welches sich unbewusst auf meine Lippen schlich.

"Ach, was machst du bloss mit mir?", fragte ich in einem Flüsterton und schloss die Türe, bevor ich zum Sofa schlenderte und mich mit Eren in meinem Arm hinsetzte.

Ich hatte ihn gestern den ganzen Abend gehalten . Und doch fühlten sich diese Stunden wie Sekunden an. Immer und immer wieder sah ich sein reines Gesicht an.
Er sah genauso aus wie früher.
Damals, als ich ihn kennengelernt habe.
Er war 18 Jahre alt.

Er hatte sich wirklich nicht viel verändert. Sein Gesicht war nur markanter und dünner.
Aber selbst mit den süssen Babywangen sah er perfekt aus.

Ich konnte nicht anders als mit meinen Fingern vorsichtig über seine samtweiche Wange zu streichen.
Eren kniff die Augen zusammen bei meiner bedachten Berührung und öffnete sie, mich verträumt anschauend.

"Na? Wach geworden?", fragte ich und lachte ein wenig, als er meinen Zeigefinger mit seiner winzigen Hand umklammerte und nicht mehr loslassen wollte.

Eren zeigte ein kurzes Lächeln und rieb sich mit seinem Handrücken über die Augen. Dabei liess er ein langes 'Mmhh' raus, als wölle er meine Frage bestätigen.
Es schien wirklich so, als würde er mich verstehen.

Das ist einfach unfassbar.

"Mama ist jetzt bei der Arbeit. Sie wird später wieder zurückkommen. In der Zwischenzeit passe ich auf dich auf.", erklärte ich ihm und versuchte meinen Zeigefinger von seinem eisernen Griff zu befreien.

Another Life || ereriWhere stories live. Discover now