vierundzwanzig

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Und ich mit enormen Entsetzten feststellen muss, dass das, was an seinem zehnten Geburtstag würde, so viel grausamer ist als all meine Träume zusammen.

* * *

Levi's POV

* * *

Eren's zehnter Geburtstag

Alles in meinem Körper wandte und drehte sich, als ich vor dem Holzhaus parkierte, welches mir zuvor Bauchschmerzen gab, ja.
Aber niemals panische Angst.

Was würde mich erwarten?
Womit musste ich rechnen?
Warum war dieses Haus Himmel und Hölle gleichzeitig für mich?

"Levi!", rief Carla's Stimme. "Eren ist im Wald! Kannst du ihn für mich suchen? Es gibt bald Essen!"

Dies waren ihre letzten sorglosen Worte, die ich je von ihr hören würden. Das Übelkeitsgefühl wurde stärker je tiefer ich in den Wald drang, unsicher ob ich ihn in der Lichtung finden würde oder nicht.

"Eren!", schrie ich, meine Beine müde vom Laufen. "Komm raus! Es gibt gleich Essen, deine Mutter sucht dich!"

Ich erreichte die eng verwachsenen Büsche, wohinter sich eine Welt befand, die nie existieren durfte.
Alles in mir schrie, dass ich nicht da rein gehen sollte.

Trotzdem tat ich es und bereute es sogleich.

"Eren? Was machst du da?"

Er stand, schaute mich  mit weit aufgerissenen und leeren Augen und einem Grinsen an, welches nicht seines war. Seine Hände versteckte er hinter den Rücken und sein Körper bebte, aber er stand reglos da.

"Zehn Jahre.", presste er heraus, behielt aber das erzwungene Grinsen auf den Lippen. "Ich habe zehn Jahre darauf gewartet."

Das war nicht der junge, lebhafte Eren den ich kannte.

"Eren, du hast schreckliche Kopfschmerzen, nicht wahr?", sagte ich und lief bedacht auf ihn zu. "Es ist okay, lass den Kleinen raus. Er hat nichts Falsches getan."

Das Grinsen verschwand.
Stattdessen neigte er den Kopf zur Seite und schwankte nach vorne und hinten.
"Er hat alles falsch gemacht."

"Es ist nicht seine Schuld, Eren. Bestrafe mich, aber nicht ihn. Er ist noch ein Kind."

"Kind hin oder her, er hat alles zerstört."

Ich biss mir auf die Unterlippe. Das ist überhaupt nicht gut. "Lass uns normal reden, Eren. Das wird schon wi- Hey?! Wo gehst du hin?"

Das Kind fing an zu rennen, raus aus der Lichtung. Mir blieb nichts anderes übrig als hinterher zu rennen. Dbaie bekam ich mehrere Kratzer von den tief hängenden Ästen und Bäumen ab und stolperte mehrmals. Ich drohte zu stürzen, aber ich konnte ihn nicht aus den Augen verlieren.

"Eren, bleib stehen!", schrie ich, entsetzt über den Gedanken, dass ich ihn verlieren könnte. "Halt an!"

Die Dichte der Bäume liess nach und ich erkannte eine Schlucht, an dessen Rand sich Eren gefährlich nahe befand. Mir blieb das Herz im Hals stecken.

"E-Eren.. Komm her."

"Nein.", sagte er, seine Stimme ähnelte einem Roboter.

"Bitte, lass uns reden."

"Wir reden und reden, ändern tut sich nie was."

"Seit letztem Jahr hat sich alles geändert, Eren! Ich habe losgelassen. Ich, nicht er! Also bitte, verschone seinen Körper."

Another Life || ereriWhere stories live. Discover now