3 | Womit verbessere ich den Lesefluss?

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In der bereits dritten Episode meines Schreibratgebers werde ich mich dem Lesefluss widmen, der einen bedeutenden Einfluss auf die Attraktivität eures Werkes auf neue, aber auch bereits bestehende Leser hat. Euch erwarten Tipps, die sich mit Themen wie Doppeldeutigkeiten, Reden und den allseits beliebten Author's Notes beschäftigen werden, doch auch ursprünglichere Methoden wie das Lesen selbst werde ich noch einmal ausführlich darstellen. Hoffentlich ist für euch ein hilfreicher Ratschlag dabei!


3.1 | Lesen

Exakt – das Standardrezept zu so gut wie jeder Literaturfrage, doch in diesem Fall kann das Lesen im besonderen Maße hilfreich sein. Ihr wollt einen Horrorschinken verfassen, bei dem es den Lesern kalt den Rücken hinunterläuft? Dann solltet ihr euch zuvor auch schon einmal selbst mit dem Werk eines Autors wie Sebastian Fitzek oder Stephen King befasst haben, denn so eignet ihr euch die bestmögliche Sprache und Ausdrucksform an, um das Genre euer Wahl am besten zu Papier zu bringen. Genauso gilt es auch in anderen Buchkategorien, euch an den Ton des jeweiligen Genres anzupassen, indem ihr euch intensiv mit der Grundmaterie beschäftigt. Runter mit dem Stift und ran an das Buch; so fängt jeder einmal an.


3.2 | Reden anhören und sie selbst halten

So willkürlich das auch klingen mag; sich Reden anzuhören ist ungeheuer hilfreich, wenn ihr eure Werke so leserfreundlich wie möglich gestalten möchtet. Wenn ihr der englischen Sprache mächtig seid, würde ich euch Reden von Barack Obama oder Steve Jobs ans Herz legen, doch auch für diejenigen unter euch, die nicht sehr gut damit zurechtkommen, gibt es sicherlich Videos mit Untertiteln im Internet. Für mich sind Reden so wichtig, da sie jedem Wort eine Bedeutung schenken, Absätze betonen und Pausen einlegen, damit ihre Zuhörer möglichst gut folgen können.

Wenn ihr also ein Buch verfasst, solltet ihr euch bestenfalls vorstellen, dass ihr ein Redenskript anfertigt. Achtet also auf obige Faktoren und lest euch euer Geschriebenes eventuell noch einmal selbst laut vor – im Optimalfall vor einem Spiegel, als ob ihr tatsächlich eine Rede halten würdet. So fiel es mir persönlich besonders in meinen Anfängen am leichtesten, falsche Satzstrukturen und ähnliche Dinge, die man beim Betalesen eventuell übersehen könnte, aufzudecken und umzuändern.


3.3 | Doppeldeutigkeiten vermeiden

Ich bin mir sicher, bei dieser Überschrift sind euch – Achtung, ein Wortspiel ist im Anmarsch – doppeldeutige Gedanken gekommen. Damit habe ich jedoch nicht gemeint, erotische Anspielungen von euren Texten fernzuhalten, sondern Dinge doppelt zu erklären. Im Schriftstellerjargon nennt man das den 'weißen Schimmel'. Falls ihr euch absolut nicht mit Pferden auskennen solltet, erkläre ich dieses Sprichwort kurz für euch; ein Schimmel ist immer weiß, weshalb ein zusätzliches Adjektiv zur Beschreibung der Fellfarbe vollkommen unnötig ist und daher weggelassen wird. Auf solche Arten der Doppeldeutigkeit solltet ihr unbedingt verzichten.


3.4 | Variation der Satzlänge

Eines meiner liebsten Stilmittel ist die Variation der Satzlänge. Viele Hobbyautoren denken anfangs, dass kurze Sätze am verständlichsten für den Leser sind, doch auf die Dauer kann das recht langweilig und eintönig werden. Hier ein kleines Beispiel:

Ich betrat das Esszimmer. Es war ausgeschmückt. Denn heute war Weihnachten.

Eine um Längen bessere Art der Umschreibung obiger Sätze wäre die folgende Variante:

Zaghaft betrat ich das prachtvoll geschmückte Esszimmer, von dessen Wänden mich etliche zum heutigen Feiertag passenden Weihnachtsdekorationen wie gutmütig lächelnde Weihnachtsmänner und rotnasige Rentiere zu beobachten schienen.

Das schneidet zwar schon ein wenig in das Thema 'Schreibstil', aber ich wollte es dennoch in diesem Kapitel unterbringen, da es beim Schreibprozess unheimlich wichtig ist, auf eine gesunde Balance zwischen langen und kurzen Sätzen zu achten. Wenn ihr zum Beispiel nur lange Sätze verwendet, wird der Leser den oft komplizierten Satzkonstruktionen müde und verliert schnell den Überblick, weshalb auch kürzere, aber umso bedeutungsvollere Sätze des Öfteren angebracht sind.


3.5 | Verständlichkeit beachten

Auch wenn ihr euch durch einen großen Wortschatz besonders eloquent ausdrücken wollt, solltet ihr darauf achten, nicht zu viele (unerklärte) Fremdbegriffe einzubauen, damit der Leser den kompletten Handlungsverlauf einfach und ohne großartige Nachforschungen nachvollziehen kann. Natürlich solltet ihr gleichzeitig auch nicht komplett auf einen umgangssprachlichen Stil umsteigen, da dieser wiederum auf andere Leser abschreckend wirken kann. Auch hier ist das Zauberwort Balance, weshalb ihr auch hin und wieder gehobenere Wörter einbauen solltet, um die sprachliche Qualität eures Buches ein wenig anzuheben.

Wie man eventuell an meinen Texten merkt, lege ich viel Wert auf Eloquenz, weshalb ich mich selbst manchmal zwingen muss, nicht zu viele fremde Begriffe in mein Geschriebenes einzubauen. Hoffentlich sind meine Kapitel bisher für euch verständlich formuliert, doch wenn ihr Fragen zu Begriffen habt, die ihr nicht kennt, könnt ihr mich selbstverständlich gerne kontaktieren.


3.6 | Author's Note im Fließtext: Ja oder nein?

Dieses Thema ist etwas plattformspezifischer, da es hier auf Wattpad eine entfachte Diskussion über Author's Notes zu geben scheint. Doch zuerst einmal werde ich euch folgende Frage beantworten: Was ist eine Author's Note eigentlich?

Eine Author's Note – kurz A/N – steh entweder am Anfang oder Ende eines Buches (oder Kapitel, wenn man von Wattpad ausgeht). Der Inhalt dieser kurzen Nachrichten ist jedes Mal unterschiedlich, da der Autor immer wieder neu entscheidet, was er für wichtig empfindet und welche Sätze er an seine Leserschaft richten möchte. Auch Änderungen im Uploadplan können dabei eine bedeutende Rolle spielen. Meistens sind Author's Notes im ersten und letzten Kapitel etwas länger, während sie im Laufe des Buches eher kurz gehalten werden sollten.

Oft sehe ich auf Wattpad A/Ns, die länger sind als die Kapitel selbst, wobei ich mich nur frage, was sich die Autoren dabei denken. Wenn jemand so viel zu sagen hat, sollte er einen Blog starten oder ein neues Buch dafür veröffentlichen, anstatt unter den Kapiteln seines Abenteuerromans einen Tagebucheintrag über seinen Schulalltag zu hinterlassen. Doch auch das Gegenteil fällt mir oft ins Auge; manche Autoren schreiben nur folgendes:

A/N: Enjoy!

Das macht meiner Meinung nach noch weniger Sinn, denn wenn man nichts Wichtiges zu sagen hat, sollte man die Author's Notes schlicht und einfach weglassen. Doch um zum Kontext dieser Ausgabe meines Schreibratgebers zurückzukehren, muss ich zugeben, dass mich A/Ns am Ende eines Kapitels immer etwas aus der Bahn werfen und einen eher unprofessionellen Eindruck machen. Daher lasse ich sie bei meinen Werken weg und schreibe stattdessen eine Nachricht in meinen Newsfeed, die an alle meine Follower geschickt wird, und wünsche ihnen in diesem kleinen Text viel Spaß mit dem neuen Kapitel.

Auch sonstige Dinge wie Nominierungen und Neuigkeiten aus meinem privateren Leben halte ich von meinen Büchern fern, da mich solche Kapitel bei Fremdwerken eher nerven als unterhalten. Wenn ich Lust habe, mir Nominierungen durchzulesen, suche ich mir ein Nominierungsbuch aus den Weiten Wattpads heraus. Falls es mir nach Alltagsgerede steht, halte ich explizit nach solchen Büchern Ausschau. Doch wenn ich in einer Aktuellen Literatur, die von Magersucht und sonstigen psychischen Erkrankungen handelt, mit einem Nominierungskapitel ins eiskalte Wasser geworfen werde, ist mein eigener Lesefluss komplett unterbrochen, sodass es mir ehrlich gesagt schwerfällt, wieder zum Lesen zurückzukehren, ohne dass die Atmosphäre endgültig zerstört worden ist. Daher, liebe Leute: Lasst den Krimskrams aus euren Werken und verlagert ihn auf andere Bücher oder euren Newsfeed!

Meine Frage: Was haltet ihr von A/Ns in Fremdwerken? Und wie haltet ihr es bei euren eigenen Büchern?


Somit schließt sich das dritte Kapitel meines Schreibratgebers, das euch hoffentlich ebenfalls helfen konnte. Bei weiteren Anmerkungen oder Ideenanstößen für weitere Kapitel könnt ihr mich selbstverständlich gerne anschreiben.

Frohes Schreiben!

P.C.

P.C.'s SchreibratgeberWhere stories live. Discover now