47 | Welches Zielpublikum möchte ich ansprechen?

1K 132 284
                                    

Hallo, ihr Menschen da draußen.

Jeder von uns schreibt gerne. Das ist so ziemlich die Grundvoraussetzung, um sich überhaupt diesen Schreibratgeber anzutun. Doch wenn man das Geschriebene auch mit anderen teilen und damit die richtigen Personen ansprechen möchte, sollte man sich wohl oder übel auch mit der Thematik des Zielpublikums auseinandersetzen. Dabei ist die Frage der eigenen Kundschaft ist eine oft viel zu unterschätzte. Immerhin kann doch jeder von uns alle möglichen Genres lesen, warum dann also das ganze Theater? Warum diese Einstellung zwar in seltenen Fällen aufgehen mag, zumeist aber auf Naivität und fehlendem Wissen über die Vorlieben der generellen sowie der eigenen Leserschaft beruht, möchte ich euch in dieser Ausgabe zeigen. Neben einer allgemeinen Definition, woran man Zielgruppen festmacht und wie man sein eigenes Zielpublikum besser kennenlernen und finden kann, gehe ich natürlich auch noch auf Ausnahmen von der Regel ein – denn wir Menschen lassen uns nur ungerne in eine Schublade stecken. Außerdem führe ich heute eine kleine Neuerung ein, denn ich werde euch nicht nur Fragen stellen, sondern auch zwei kleine Aufgaben! Gerade deshalb bin ich sehr auf eure Beiträge gespannt.


47.1 | Zielpublikum? Was ist das?

Was ist eigentlich ein Zielpublikum? Fragen wir doch mal Wikipedia:
"Unter einer Zielgruppe versteht man im Marketing eine bestimmte Menge von Marktteilnehmern, die auf kommunikationspolitische Maßnahmen homogener reagieren als der Gesamtmarkt."
So, und jetzt noch einmal frei auf Gutdeutsch übersetzt:"Eine Zielgruppe ist eine Gruppe von Menschen, die auf Marketingmaßnahmen und Schlüsselwörter ähnlich reagieren, d.h. ähnliche Interessen haben."
Das ist nur eine von vielen Umschreibungen für das typische Kundenbild, das uns mehr oder weniger bewusst im Alltag begegnet; ob in der Wirtschaft als Verbraucher oder in der Politik als Wähler. Wenn wir uns am Beispiel der Wähler orientieren, ordnen sich diese beispielsweise in konservative, liberale, sozialistische, sozialdemokratische, republikanische oder rechtsextreme Richtungen ein. Und das ist nur eine kleine Auswahl! Wie ihr seht, gibt es scheinbar unendlich begrenzte Möglichkeiten, Zielgruppen zu definieren, bzw. auf geteilte Interessen einzugrenzen. Genauso verhält es sich auch von der Einteilung der Leserinteressen. Da hätten wir Fantasy, Historisches, Jugendliteratur, ChickLit, Science-Fiction, Horror, Schundromane, Romantik, und so weiter und so fort. Doch nicht nur auf Genres lassen sich Zielgruppen beschränken. Dazu aber gleich mehr.

Meine 1. Frage: Macht ihr euch vor dem Schreiben eines Buches generell Gedanken darüber, welche Art von Menschen ihr damit ansprechen wollt?


47.2 | Woran macht man ein Zielpublikum fest?

Nun möchte ich euch vier Kategorien vorstellen, mithilfe derer man die eigene Zielgruppe näher definieren kann. Diese Kategorien nennen sich demografische, sozioökonomische, psychografische und sonstige Merkmale. Keine Sorge, das hört sich komplizierter an, als es ist.

Demografische Merkmale sind Alter, Geschlecht oder Familienstatus (ledig, verheiratet, geschieden). Jugendliteratur richtet sich größtenteils an – Überraschung! – Jugendliche, die hauptsächliche Zielgruppe von ChickLit-Romanen sind Frauen und ein Sachbuch darüber, wie man am besten mit einer Scheidung umgeht, wird wohl kaum von glücklich Frischverliebten gelesen.

Sozioökonomische Merkmale sind Bildungsstand, Gehalt oder Beruf. Diese Merkmale sind gerade für Autoren von Fach- und Sachliteratur interessant. Unternehmer interessieren sich grundsätzlich eher für Investmentratgeber und aufstrebende Akademiker finden anspruchsvolle Studienbücher besonders interessant.

Psychografische Merkmale sind Einstellung, Motivation, Meinung oder Anspruch. Wer an Romane einen hohen intellektuellen Anspruch hat, wird sich wohl kaum mit 'Twilight' zufriedengeben. Auch die grundsätzliche Lebenseinstellung kann die Leseentscheidung beeinflussen, beispielsweise wenn es um einen Selbstfindungstrip des Protagonisten geht, in dem er sich nach Jerusalem begibt. Auch religiöse Meinungen sind nicht außer Acht zu lassen, denn ein strenggläubiger Christ wird sich gerade für Werke mit solchen thematischen Schwerpunkten interessieren

P.C.'s SchreibratgeberWhere stories live. Discover now