8 | Wodurch gelingt mir ein Klappentext?

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In der heutigen Ausgabe meines Schreibratgebers widmen wir uns dem Aushängeschild eures Buches – dem Klappentext. Wenn euer Klappentext keine Aufmerksamkeit, Neugier oder Spannung erregt, ist es wahrscheinlich, dass potenzielle Leser schnell von eurem Buch abgeschreckt werden und gar nicht erst den Prolog oder das erste Kapitel ansehen wollen. Daher ist die Gestaltung eures Klappentextes ungemein wichtig für das Hinzugewinnen neuer Leser. Im Folgenden werde ich versuchen, euch die Thematik Klappentext und die dabei zu erfüllenden Aspekte etwas näherzubringen.


8.1 | Fesselnder Auftakt

Die ersten fünf Sekunden entscheiden darüber, ob ein Leser dabeibleibt oder nicht. Daher ist der richtige Auftakt im ersten Satz auf keinen Fall zu unterschätzen. Als Beispiel hierfür würde ich gerne den Klappentext meines Romans "Ein Blumenstrauß an Krankheiten" anführen:

"Schwere Depressionen, Zwangsneurose, starke Angststörungen und psychotische Symptome."

Dieser eine Satz zeigt schon den Kern der Geschichte auf und verleitet den Leser erst einmal zum Lesen des Klappentextes. Außerdem kann jeder, der kein Interesse an psychischen Krankheiten hat, sofort wegklicken und wird nicht erst beim Lesen des eigentlichen Buches damit überrascht. Man weiß, was Sache ist, hat aber dennoch keine Ahnung vom eigentlichen Verlauf der Geschichte. So einen besonderen Satz für sein eigenes Buch zu finden ist nicht immer einfach. Man könnte sich auch dafür entscheiden, als kurzen (!) Einleitungssatz ein Zitat aus dem eigenen Werk zu verwenden, das der Leser später im eigentlichen Fließtext wiederfindet, doch ein Klappentext sollte nicht nur aus einem Textausschnitt oder Zitat bestehen. Diese kurze Inhaltszusammenfassung eures Buches bietet euch eine unglaublich fruchtbare Werbeplattform, die ihr durch das Verwenden eines Buchausschnittes nur verschenkt. Kurz und knackig sollte der Einstieg sein, prägnant und inhaltsreich. Nicht gerade eine leichte Übung.


8.2 | Emanzipation

Mit diesem Punkt ist gemeint, sich von anderen Werken abzuheben. Hierbei möchte ich euch einen Satz vorführen, der mir leider immer wieder als Einleitungssatz auf Wattpad begegnet:

Ashley Peggy ist 16 Jahre alt und [...|

Oder, noch 'besser':

Hallo, ich bin Ashley Peggy und 16 Jahre alt [...]

Das ist ein so typischer, langweiliger und – verzeiht mir, falls ihr diesen Satz in einem eurer Klappentexte bereits verwendet habt – unprofessioneller Einstieg, bei dem ich normalerweise sofort wegklicke und mich einem anderen Werk widme. Auf eure Leser wirkt ihr mit so einer Einleitung in euer Werk einfallslos und wie ein kleiner Fisch im weiten Ozean, sodass es viele so machen wie ich und erst gar nicht das Werk selbst lesen. Ich kann euch nur raten, euren Klappentext nicht so zu beginnen oder einen ähnlichen Satz überhaupt irgendwo in eurem Buch zu verwenden, denn es steckt keine Kreativität oder eine Art literarischen Geschicks dahinter. Versucht mal etwas Neues, das ihr bei anderen Büchern noch nicht gelesen habt! So könnt nicht nur ihr stolz auf euren Klappentext sein, sondern auch neue Leser sofort in euren Bann ziehen und sie zum Weiterlesen animieren, da ihnen bisher ein originelles Werk versprochen wurde.


8.3 | Genre herausheben

Nach dem Lesen eures Klappentextes sollte sich jeder Leser im Klaren darüber sein, was für ein Buch er vor sich hat. Ist es eine schnulzige Romanze? Eine mystische Geschichte über Werwölfe? Oder vielleicht doch ein guter, alter Horrorschinken? Wenn euer Klappentext jedoch zu unspezifisch ist, kauft man als Leser sozusagen die Katze im Sack, indem man weiterliest. Oft ist es mir auf Wattpad bereits passiert, dass ich Gefallen an einer Romanze fand, dann jedoch frühestens im zehnten Kapitel aus heiterem Himmel von einer Zombieinvasion überrannt werde, die zuvor im Klappentext nicht einmal in einer versteckten Andeutung erwähnt wurde. Auf mich wirkt ein solcher Plottwist so, als wäre dem Autor nichts Spannendes mehr eingefallen und hätte sich dafür entschieden, die Geschichte in eine komplett neue Richtung zu lenken. An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf ein voriges Kapitel meines Schreibratgebers, 4 | Wie plane ich ein neues Buch?, aufmerksam machen. Wenn man sich nämlich vor dem Schreiben Gedanken über den Handlungsverlauf macht, kann man solche unerwarteten und im Klappentext mit keiner Silbe erwähnten Plottwists vermeiden. Eine Realromanze ist eine Realromanze und nun einmal kein Buch über Zombieinvasionen.

P.C.'s SchreibratgeberWhere stories live. Discover now