11 | Auf welche Weise vermeide ich Klischees?

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In der heutigen Episode meines Schreibratgebers widme ich mich den guten, alten Klischees und wie man sie vermeidet. Dabei werde ich nicht allgemein sprechen, sondern auf spezifische Beispiele wie die Mary Sue oder redebedürftige Superschurken eingehen. Hoffentlich könnt ihr euch in ein paar Beispielen wiederfinden und sie gegebenenfalls überarbeiten oder eurer Geschichte anpassen. Jetzt wünsche ich euch aber erst einmal viel Spaß beim Lesen!


11.1 | Die Thematik der Mary Sue

Auf Mary Sues trifft man insbesondere auf Wattpad zur Genüge. Falls ihr nicht wisst, was genau eine solche Mary Sue ausmacht, werde ich euch her eine kurze Definition liefern: Eine Mary Sue ist eine (in den meisten Fällen) weibliche Protagonisten mit stark idealisierten Charakterzügen. Das heißt, dass sie sportlich, reich, intelligent, einfühlsam, beliebt und natürlich wunderschön ist. Dieser angebliche Perfektionismus des Hauptcharakters bedeutet langfristig, dass die Spannung des Lesers futsch ist. Wenn unsere Mary Sue nämlich tolle Noten in der Schule erhält, einen gutgebauten Sportlerfreund hat und die Anführerin der beliebtesten Clique der Schule ist, gibt es keinen Buchstoff, der sich lohnen würde und auch für den Leser interessant wäre. Wer will denn schon ein perfektes Leben vorgeführt bekommen, in dem alles letztendlich glatt läuft und die Protagonistin alles erhält, was sie sich wünscht?

Wie man dieses Klischee vermeidet: Baut euren Protagonisten Charakterschwächen ein! Die beliebte Cheerleaderin könnte an Zwangsstörungen leiden oder die erfolgreiche Selfmade-Millionärin steht insgeheim kurz vor der Insolvenz. Solche Aspekte machen eure Geschichte gleich um einiges interessanter und fesseln ein Publikum!


11.2 | Junge Milliardäre mit reichlich Sexappeal

Bei dieser Überschrift könnte man glatt an eine äußerst bekannte – hust, Fifty Shades of Grey, hust – Erotikbuchreihe denken, die mittlerweile auch verfilmt wurde. Allerdings ist das Phänomen des sexy, jungen Milliardärs nicht einzigartig. In zahlreichen Büchern trifft man auf diesen Charakter, der nach einiger Zeit auch nicht mehr sonderlich viel Platz für Neuinterpretationen bietet. Am besten ist dieser junge Herr auch noch schrecklich mysteriös und der Leser findet sein großes und zuvor gut gehütetes Geheimnis erst am Ende der langgezogenen Buchreihe heraus, obwohl man es sich eigentlich schon die ganze Zeit denken konnte. Gähn.

Wie man dieses Klischee vermeidet: Auch junge, gutaussehende Milliardäre – so selten es sie auch tatsächlich geben mag – sollten in euren Werken Charakterschwächen haben. Sei es nur die gute, alte Arroganz oder eine starke psychische Erkrankung; etwas solltet ihr immer versuchen einzubauen, um eure Protagonisten menschlich erscheinen zu lassen.


11.3 | Großstädte und Wahrzeichen

Abgesehen davon, dass unglaublich viele Bücher und Buchreihen in allseits bekannten Großstädten wie New York, Paris und Los Angeles spielen und scheinbar alle anderen kleineren, aber dennoch wunderschönen Altstädte außer Acht lassen, scheint es sich in diesen Städten auch ausschließlich um deren Wahrzeichen zu gehen. Beispielsweise wohnt der Hauptprotagonist natürlich in Manhattan, einem Penthouse und hat die beste Sicht auf das Empire State Building. Anders in Paris; hier scheint jede Wohnung einen Ausblick auf den Eiffelturm zu bieten. Zu viel Klischee!

Wie man dieses Klischee vermeidet: Abgesehen von ebenfalls oft verwendeten, klischeehaften Vorstädten könnte eine Roman doch auch mal einen Handlungsort wie Bristol (England), Lübeck (Deutschland) oder Amsterdam (Niederlande) haben. Das sind zwar relativ große und auch einigermaßen bekannte Städte, die aber dennoch historischen und alltäglichen Charme in sich vereinen und somit genreunabhängig tolle Buchvorlagen bieten. Besonders bezüglich des Handlungsortes eurer Werke empfehle ich deshalb gründliches Recherchieren!

P.C.'s SchreibratgeberWhere stories live. Discover now