~Kapitel 8~

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Im Krankenhaus angekommen musste ich mich beeilen, um zu den Ärzten aufzuschließen. Sie rannten wie von der Tarantel gestochen auf das Hospital zu, ich natürlich gleich hinterher.
Vom Laufen gestresst vergaß ich kurz alle Dinge um mich herum und sah nur noch Luca vor mir auf einer Liege liegen. Ich rannte auf ihn zu. Doch er entfernt sich immer weiter von mir.
Immer weiter weg.
Da klärte sich meine Sicht wieder. Wir waren im Krankenhaus angekommen und bogen nun links ab, liefen einen langen Gang entlang und bogen schließlich rechts in den OP-Saal ab.
Was machen Sie nur mit ihm?
Ich wollte mit rein in die OP, doch als ich durch die Tür laufen wollte, prallte ich an etwas Hartem ab. What the...?
Vor mir stand ein dunkelhäutiger Mann, Mitte 40. Zuerst dachte ich, es sei Schrank, doch der hier war er nicht. Zum Glück.
,,Es tut uns sehr Leid, aber sie dürfen leider nicht in die OP. Sie müssen leider hier draußen warten", sagte der Chirurg mit bemitleidender Stimme zu mir.
,,Das ist nicht Ihr ernst oder?! Mein Freund liegt hier im sterben!", schrie ich ihn fassungslos und außer Puste an. Wenn ich so weiter schrie, werde ich morgen heiser, dachte ich ironisch. Naja, das wird wohl das geringste Problem sein. Ehe ich mich versah, war der Chirurg schon durch die OP Tür geschlüpft und hatte sie abgeschlossen. Ich wusste dies, da ich das Klicken eines Schlosses vernahm.
Sie konnten mich doch nicht einfach hier draußen warten lassen, oder?
Wütend schlug ich gegen die Tür. Solche Wixxer. Wie konnten sie nur?
Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare und trat mit dem Fuß gegen die Tür.
Luca. Du schaffst das.

Ich sah keinen Sinn mehr vor der Tür zu stehen und sie zu schlagen und zu treten, die konnte ja nichts dafür. Jetzt hieß es warten und Daumen drücken.
Ich saß mich also auf die blauen Krankenhausstühle vor dem OP Saal. Wie unbequem diese Dinger doch waren.
Was konnte ich jetz machen? Nervös stand ich auf, obwohl ich mich gerade hingesetzt habe. Ich ging vor dem OP Fenster auf und ab, manchmal riskierte ich einen Blick hinein. Aber ich sah nichts. Sie hatten den Vorhang von innen zugezogen. Seufzend ließ ich mich auf den Stuhl fallen und betrachtete die Wanduhr.
14:30
15:00
15:30
16:00
Es war genau 16:04, als die Tür zum OP aufging. Wahrscheinlich hing sie nur auf, weil ich mit meinem Fuß dagegen geschlagen habe. Ich hatte einfach die Nerven verloren.
Der Chirurg von vorhin kam heraus. Mit bedrückter Miene schloss er die Tür hinter sich.
,,Es tut uns Leid, ihnen das mitteilen zu müssen, Herr Kransen, aber ihr Freund ist tot."

PoV Chirurg:

14:15. Ich kam gerade von meiner Mittagspause zurück, als ich den Notruf bekam. Herr Novacek, bitte in OP Saal 13, ein junger Mann wurde mit einer tiefen Platzwunde und mit eine wahrscheinlichen Gehirnblutung eingeliefert.
Ich sprang von meinem Stuhl auf und rannte so schnell ich konnte in den Saal. Schon wieder war meine Hilfe gefragt. Wie sie mich doch schätzten.
Ich schoss durch die Tür hinein und zog mir schnell meinen blauen Chefarztkittel an. Aus dem Augenwinkel sah ich draußen eine Person durchs Fenster schauen und lief schnell zurück zur Tür. Ich setzte meinen bemitleidenden Gesichtsausdruck auf und sprach zu dem Mann vor mir:,,Es tut uns sehr Leid, aber sie dürfen leider nicht in die OP. Sie müssen leider hier draußen warten"
Solche Fälle hatten wir ja öfters. Allerdings schrie mich dieser Mann an, dass das nicht mein Ernst sei und sein Freund im Sterben liege. Ich hatte die Schnauze voll, jetzt machte ich mir schon die Mühe freundlich zu meinen Patienten zu sein und dann so eine Reaktion. Genervt zog ich die Tür hinter mir zu, schloss ab und zog die Vorhänge zu.
,,Lasst uns loslegen!", sagte ich aufmunternd den mir unterstellten Ärzten zu.
Eine Stunde verging. Der Patient hat wieder zu atmen begonnen.
Noch eine Ganze zog an uns vorbei. Hektisch arbeiteten wir an unserem Patienten. Die Platzwunde wäre leicht zu behandeln gewesen, wenn da nicht die inneren Blutungen wären. Der Klient war an einem Gerät angeschlossen, was in Abständen von einer Sekunde regelmäßig piepte. Dieses Signal gab uns Sicherheit. Gerade entfernte ich mit meinem Skalpell einen Blutpropfen um besser an den Frontallappen zu kommen, da hier die Blutungen angefangen haben und sich so eventuell auf das limbische System auswirken können. Ich schwitze in meinem Latexhandschuh, aber ich konnte mich auf meine Sinne verlassen.
,,Jetzt die Platte bitte", forderte ich mit kühler Stimme einen Hilfsarzt von mir auf. Er gab mir die Platte und mit einer Zange nahm ich sie an, wollte sie gerade befestigen, als ich durch einen Lauten Schlag erschreckt wurde. Ich zuckte zusammen und stieß aus Versehen mit der Platte an die schützenden Gehirnschicht. Der Monitor rechts neben mir schlug aus. Anstatt dem gleichmäßigen Piepton hörten wir einen langgezogenen hohen Ton. Das Herz des Patienten hatte aufgehört zu schlagen.
Wie konnte das passieren?
Hektisch befestigte ich die Platte an seinem Kopf, während ein anderer Arzt den Defi holte. Wortlos gab ich ihm ein Zeichen, das ich fertig sei mit der Platzierung der Platte. Stressig drückte Herr Abramoviç den Apparat auf seine Brust. Der Klient zuckte zusammen. Immer und immer wieder. Doch der anhaltende Piepton blieb. Das konnte doch nicht wahr sein. Ich riss Abramoviç den Apparat aus den Händen und versuchte es selber. Doch keine Reaktion.
War dies hier das erste mal, wo ich einen Patienten sterben lasse?

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Das Limbische System:
Das Limbische System liegt im Frontallappen des Gehirns, welcher sich im vorderen Bereich des Kopfes befindet, und ist für die Gefühle und Emotionen zuständig. Wird dieses System geschädigt, können verschiedene Krankheiten hervortreten.

Hirnblutung:
Wir hervorgerufen indem eine Arterie platzt, dies kann entweder durch ein Schädel-Hirn Trauma oder durch andere Gewalteinschläge in Kopf/Gehirnnähe entstehen.

Der Silvester Unfall... ||Mauz FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt