~Kapitel 11~

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ZU SPÄT

Zwei knochige dürre Ärmchen schlossen sich um mich. Sie drückten meine ganze Luft aus mir herraus.
Nein.
Meine ganze Kraft. Ich klappe wie ein Messer zusammen und wurde wieder zurückgezogen.
Nein! Ich will nicht!, schrie ich in Gedanken.
Och mein kleiner Luz, es tut mir ja Leid, dich so leiden sehen zu müssen, aber du wolltest es ja nicht anders, hallte die Stimme des Tods leise und trotzdem stark und verzerrt zu mir herrüber.
Ich hing in seinem Griff und schlug mit Händen und Füßen um mich. Er soll moch loslassen! Wütend biss ich mit meinen Zähnen dem Tod in den Arm. Aber da war keiner. Meine Zähne schlugen auf harten Knochen auf und fühlten sich an, als würden sie gleich zersplittern. Der Tod hinter mir kreischte auf und ich biss noch fester zu. Das war meine Chance! Vor Schmerz kniff ich meine Augen fest zusammen und unter Höllenqualen liefen mir Tränen über meine Wangen. Doch ich hielt meinem Biss unerbitterlich aus.
Ahhhhhhhhhhh!, der Tod schrie wieder hinter mir und lockerte seinen Griff. Ich nutzte diese Situation und sprang mit letzter Kraft aus seinem Griff auf dem Boden. Keuchend lag ich auf dem Boden. Ich musste wegrennen.
Los Luca, renn!, feuerte ich mich selber an. Mit schmerzverzertem Gesicht stand ich langsam auf, die Hände auf den Knien abgestützt. Mein Kiefer schmerzte. Alles tat weh. Warum tat ich mir das an? Konnte ich mich nicht einfach dem Tod hingeben?
Apropos Tod. Wo war der eigentlich?
Paranoid sah ich mich um, aber ich konnte ihn nirgends erkennen. Ich machte langsame Schritte auf die Flamme zu. Mit jedem neuen Tritt verließ mich meine Kraft umso mehr, jedich gewann ich auch umso mehr Hoffnung dazu.
10 Meter noch!
Ich konnte nicht mehr. Hatte ich das nicht schonmal gesagt? Meine Beine fühlten soch an wie Blei. Der Schweiß ran meinen ganzen Körper hinunter. Meine Oberschenkel verkrampfte sich.
Ich stürtzte wieder auf die Knie und zog mich schleppend die letzten Meter zum Ausgang entlang.
Meine Sicht wurde verschwommen. Alles verzog und verformte sich. Ich wusste nicht mehr wo vorne und hinten war. Verwirrt stolperte ich weiter. Die Flamme vor mir verschwand.
Nein.
Ich verschwand.
Und so geht es dahin dir.
Der Tot. Er schwirrte um mich herum. Aber er war nicht allein. Unter Anstrengungen konnte ich die vier Erzengel erkennen. Sie streckten ihre langen Arme nach mir auf. Müde versuchte ich meine Augen offen zu halten.
Vergeblich.
Ich nickte weg.
Driftete ab.

Bis ich auf einmal eine Wärme auf meinem Mund spürte. Sie breitete sich überall in meinem Körper aus. Ich seufzte und ließ die Wärme über mich ergehen.
Spührte sie.
Fühlte sie.
Genoss sie.
Sie führte dazu, dass ich meine Augen wieder öffnen konnte. Mit leichtem Flackern schlug ich sie auf. Ich erschrack. Ich sah alles gestochen scharf.
Die Flamme.
Sie ist auf das dreifache ihrer Größe angeschwollen. Ich hörte, wie der Tod und seine Engel einen hohen schmerzenden Ton von sich gaben.
Wo waren sie? Ich drehte mich um und zuckte bei ihrem Anblick zusammen. Ihre Kleidung war bis auf einige Stellen komplett verbrannt und ihre Knochen traten weiß hervor. Ihre Haut war schwarz angelaufen.
Luca, kreischten sie hoch im Chor. Doch diesesmal ließ ich mich nicht einschüchtern. Ich trat einen Schritt auf sie zu und sie wichen zurück.
Ich genoss meine Stärke, meine Macht über sie. Es war schön mit anzusehen, wie sie Angst vor mir hatten. Schützend hoben sie ihre Arme über ihr Gesicht.
Ich stellte mich breitbeinig, mit den Händen in der Hüfte, vor ihnen hin.

,,Na? Seid ihr etwa doch nicht mehr so stark?", spuckte ich ihnen verächtlich ihns Gesicht, Ich hatte meine Stimme wiedergefunden. Aber sie klang so.... so herrisch. Ich erschrack. Meine Augen weiteten sich. Ich drehte mich zu der Flamme um, doch diese war wieder auf ihre normale Größe geschrumpft. Langsam schritt ich auf sie zu. Streckte meine Hand nach ihr aus. Doch sie wich zurück. Ging immer weiter fort.
,,Warte auf mich!", rief ich ihr zu. Angekommen am Anfang des Tunnels nahm ich Anlauf und sprang von der Kante ab. Versuchte die Flamme zu ergreifen, doch sie war zu weit weg. Ich schwebte in der Leere und machte schwimmähnliche Bewgungen. Doch die Flamme flog immer weiter davon.
Ich schrie ihr nochmal zu, sie solle auf mich warten, und siehe da, es funktionierte. Die Flamme drehte sich um und öffnete sich. Teilte ihre züngelnden Glieder in der Mitte, wie Mose, der das Meer teilte. Gegen meine Erwartungen sah mich eine Gesicht an.
Es war traurig.
Von Schmerzen gekennzeichnet.
Max Gesicht.
Max?

Was machte er hier? Wie kam er hier her?
In meinem Kopf schwirrten die Gedanken nur so umher. Er drohte gleich zu platzen. Ich griff mir mit der Hand an ihn und versuchte wieder Ordnung in das Chaos an Fragen zu bringen. Aber ich fand einfach keine Antworten.
Doch.
Eine hatte ich.

Max.

Er war hier um mir zu helfen. Er wollte mir schon die ganze Zeit helfen. Warum gab er mich dann jetzt auf? Verzweifelt steckte ich meinen Arm nach ihm aus.
Bitte Max, bitte rette mich!
Die Flamme, nein, Max, streckte ein letztes Mal seinen Hand nach mir aus. Ich versuchte in zu erreichen, und streifte seine Hand. Sie fühlte sich kalt und lustlos an. Ich schloss meine Finger um seine Hand und zog mich an seinem Arm entlang hinein in seine Flamme.
Seinen Geist.
Er hauchte mir Leben ein.
Ich spürte, wie über meinen Mund Lebensenergie in mich floß. So viel. So mächtig.
Angekommen an dem Ursprung seinens Geistes fühlte ich mich stark.
Lebendig.
Das war das richtige Wort dafür. Mit einem Lächeln auf dem Lippen blickte ich in sein trauriges Gesicht. Was hatte er nur? Besorgt runzelte ich meine Stirn. Konnte er mich sehen? Darüber musste ich mich später kümmern. Jetzt musste ich erstmal hier raus.
Aber wie? Wie komme ich hier weg?
Panisch versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen.
Scheiße, wie soll ich hier rauskommen?! Es gab keinen klaren Weg zurück.
Hilfe!

Aber wie war dann eigentlich Max hergekommen?, schoss mir ein Gedanke durch den Kopf.

Da wusste ich es.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und presste meine Lippen auf Max's. Ich spürte wie ich aus dieser Welt gezogen wurde und schloss meine Augen. In Wärme umhüllt flog ich in die Realität zurück. Ich drückte meinen Mund noch fester an Max und spürte ein wohliges Kribbeln in meinem Bauch aufsteigen. Ich wollte meine Arme um Max legen doch er war nicht mehr da.
Erschrocken riss ich meine Augen auf. Geblendet von einer hellen Lampe versuchte ich etwas zu erkennen. Ich hielt mir die Hand vor die Augen und versuchte mich aufzusetzen. Und siehe da, es klappte. Ich blinzelte nochmal. Da sah ich ihn. Wie er da vor der Tür stand, wie mich sein tief verzweifelten Blick traf. Er hatte seine Hand um einen Türgriff gelegt.
Wollte er etwa gehen? Nach all dem was passiert ist?
Ich sah ihn an.

Eine einzelne stille Täne rollte über mein Gesicht.

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Fun fact: bin heute extra ne Stunde joggen gegangen um zu sehen, wie es sich anfühlt, komplett fertig zum sein😂


Der Silvester Unfall... ||Mauz FF Where stories live. Discover now