Der Henker

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Es waren drei Tage vergangen seitdem Jon Schnee von den Lebenden zurückgekommen war.
Viele der Männer hatten große Angst vor ihm. Keiner von ihnen dachte daran ihn noch einmal zu beseitigen.
Die meisten waren immer noch nicht mit seinen Entscheidungen zufrieden und verachteten ihn.
Dennoch gab es auch viele unter diesen, die ihn für eine Art Gottheit hielten. Ein Mann, der von den Toten auferstanden war.

Jon saß auf einem Stuhl in seinem Zimmer. Mayisa Tiryr lief umher und half ihm dabei seine neue Kleidung anzulegen.
Sie hatte die letzten Tage damit verbracht ihm einen Mantel mit Fellbesetzung und Leder anzufertigen.
Vorsichtig legte sie den Umhang auf die breiten Schultern des jungen Mannes. Sie strich den Stoff glatt.
Jon erhob sich und drehte sich zu ihr.
"Danke, Mylady."
"Ich habe euch doch gesagt, dass ihr mich nicht so nennen müsst."

Er zuckte mit den Schultern und lief zu dem mächtigen Holztisch.
Sein frisch geschliffenes Schwert lag dort und wartete darauf eingesetzt zu werden. Der Griff war ein weißer Wolf,der Jon an seines Vaters Hauses erinnerte. Haus Stark.
Er nahm es in beide Hände und betrachtete das mächtige Schwert nachdenklich.
Mayisa stand etwas hinter ihm
Sie sah nur seinen Rücken.
Die Lady hatte ihm weißes Fell von einer Ziege auf den Umhang genäht. Er sah gut darin aus. Mayisa war die Idee gekommen, als sie all die anderen Krähen zusammengedrängt hatte. Die Wildlingen waren gekommen und hatten die Männer umzingelt. Lady Tiryr hatte es gesehen und ihr war augenblicklich klar geworden, dass Jon keiner mehr von diesen Verrätern war. Er war keine Krähe mehr.
Er würde der Nachtwache nicht mehr dienen. Jon hatte mit seinem Leben bezahlt. Und der Eid löste sich sobald man tot war.

"Der ehemalige Lord Kommandant schenkte mir das Schwert," unterbrach Schnee die Stille.
Jon drehte sich um und sah nachdenklich das Schwert an.
"Es war in seiner Familie, den Mormonts, gewesen.
Ich habe den Knauf ausgetauscht.
Zuvor war es ein Bär und nun ist es ein Wolf."

Mayisa musterte ihn aufmerksam.
"Es ist ein schönes Schwert."

Jon schaute auf und sah sie mit einem undeutbaren Blick an.
"Ich habe vielen damit das Leben genommen."

Sie merkte, dass er sich schlecht fühlte.
Sofort hatte sie das Bedürfnis ihm zu helfen und ihn zum Lächeln zu bringen.
Er verdiente es nicht traurig zu sein oder sich schuldig zu fühlen.
"Das musstet ihr. Um euer eigen Leben willen," versuchte sie ihm zuzusprechen.
Jon schnaufte und sah auf das Schwert hinab.
Dann entfuhr ihm ein Seufzen.



Plötzlich ging die Tür auf. Edd stand im Türrahmen.
Mayisa und Jon blickten zeitgleich auf.
Edd sah etwas überrumpelt aus, als er beide alleine in einem Raum sah. Die Krähe räusperte sich verlegen.
"Es ähm....es geht los."

Mayisa schaute wieder zu Jon.
Seine Augen erwiderten hilfesuchend ihren sanften Blick.
Er wollte nicht noch weitere Leben neben. Er war es satt.

"Ihr solltet so etwas nicht sehen, Mylady."
"Keine Sorge. Ich werde es aushalten."
Sie lächelte ihm ermutigend zu, doch er hatte seinen Kopf trotzdem niedergeschlagen abgewandt

Edd hielt beiden die Tür auf.
Jon ging als erster hindurch und lief den Gang vor zu der Empore.
Mayisa ging ihm hinterher und blieb auf der Holzempore stehen.
Sie würde von dort aus das Geschehen beobachten.
Gemeinsam traten Edd und Jon den Weg durch die Männer an.
Es war totenstill, als die beiden die alten Holztreppen hinunterliefen.
Immernoch konnten es einige nicht glauben, dass Jon wieder auf den Beinen war.
Schritt für Schritt wanderten sie durch die Menge. Jon sah seine Männer ernst an.
Ihre Augen waren sowohl mit Angst, aber auch mit Anbetung gefüllt.
Fassungslosigkeit schien die Luft zu umhüllen.

Es waren nur die polternden Schritte zu hören, als Jon die verschneite Treppe hinaufging.
Seine breiten Schultern hingen traurig herunter.
Oben am Galgen angekommen, sah er zu den vier Verurteilten.
Er schaute in die einzelnen Gesichter.
Es schmerzte ihn zutiefst, dass er für seine Entscheidungen ermordet worden war. Immer hatte er gedacht, dass er das Bestmögliche getan hatte.
Diese vier Personen hatten ihn letztendlich so sehr gehasst, dass sie ihm das Leben nahmen.

Drachenfeuer | jon snowOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz