Misstrauen

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Mayisa rannte beinahe zu Jon's Zelt. Ihr Atem war schnell und ihr wurde wohlig warm dabei.
Der Weg war durch das Getrampel der vielen Männer total matschig geworden.
Auch der Schnee war verschwunden, da sie immer südlicher der Mauer geritten waren.
Es war tristes und trauriges Land auf dem sie sich befanden.
Mayisa's Kleid war schon etwas dreckig von all dem Dreck und sie sehnte sich nach einem warmen Feuer und sauberen Kleidern.

Zielstrebig öffnete sie den Vorhang des Zeltes und trat ein.
Das Gemurmel der Männer verstummte.
Sie alle waren um den großen Holztisch versammelt, der beinahe das ganze Zelt einnahm.
Davos, Tormund, Lyanna Mormont und einer der Hornwalds, samt Berater, richteten sich auf und sahen Mayisa stumm an, als wenn sie bei etwas gestört hätte.
Sansa stand etwas abseits und hatte eine ernste Miene aufgelegt.
Sie schien Abstand zu Jon zu halten.



Als sie gerade auf Jon zulief, packte einer der Männer die Karte und rollte sie hektisch zusammen, als wenn sie es nicht sehen dürfte.
Verwirrt sah sie zu dem groß gebauten Mann und runzelte die Stirn.
"Es ist schon okay, Lord Hornwald.
Ich vertraue ihr."
Jon sah zu dem gewaltigen Mann und dieser schnaubte wie ein wütender Stier.

"Ihr wart gerade selbst dabei, als wir den Brief erhalten haben!
Ihr solltet einer Fremden nicht trauen."

Mayisa sah energisch zu Jon und zog die Augenbrauen hoch.
Sie fühlte sich total unwohl, aber auch wütend und verschränkte die Arme. Fragen blickte sie ihn an und er schaute gleichgültig von ihr weg, zu seiner Schwester.
Sansa stand im Halbschatten und beobachtete das Geschehen aufmerksam.

"Ich bin keine Fremde!
Wir-"

"Ein Rabe ist gekommen, Lady Tiryr," unterbrach Jon sie und sah sie bedeutend an. Sein Herz hatte einen kurzen Aussetzer gemacht, als sie von wir geredet hatte.

Mayisa merkte, dass es sie noch mehr verärgerte, als er sie unterbrach.
"Was für ein Rabe?"
Sie sah schnaufend auf den alten Tisch und spannte den Kiefer an.


Davos trat ins Licht und blickte die junge Lady mitleidig an.
Er konnte sich nur vorstellen wie es für sie sein musste.
Ganz alleine in einem fremden Land und dann verleugnete Jon sie.
Davos und Tormund wussten von den beiden, ebenfalls Lady Sansa.
Doch es würden wohl die einzigen für eine Weile bleiben.

"Eine Nachricht von eurem Bruder, Mylady.
Er ist auf dem Weg. Wir haben bereits Männer losgeschickt um ihn sicher in den Norden zu geleiten."
Davos blickte zwischen beiden hin und her.
Mayisa wirbelte herum zu Jon.
Er widerum hatte sie Fäuste auf den Tisch gestützt und sah sie nicht an.
Ihr sehnsüchtiger und dankbarer Blick erwärmte Davos' Herz und er atmete tief ein.

"Was stand dort noch?"
Mayisa hatte begriffen, dass alle wegen dem Brief so kritisch ihr gegenüber waren.
Sie konnte sich kaum ausmalen, was ihr Bruder noch von sich gegeben hatte.
Er hatte keinen Sinn für Anstand und Zurückhaltung.

Am Liebsten wollte sie sich an Jon's starken Arm klammern.
Es überwältigte sie, dass ihr Bruder am Leben war und sofort zu ihr kommen würde.
Er war ihr einziges übriges Familienmitglied und sie vermisste sie sichere Zeit in Volantis.


"Er schrieb, dass er nicht in Freundschaft kommen würde."
Lord Hornwald sah zu dem zarten Mädchen und sie runzelte die Stirn.

"Mein Bruder ist kein freundlicher Mensch. Außerdem kennt er euch nicht. Wieso sollte er also in Freundschaft kommen?"

"Das war eine Drohung!"
Jon blickte sie wütend an und warf das Stück Papier wild auf den Tisch.
Seine Augen funkelten und er sah sie energisch an.

Drachenfeuer | jon snowWhere stories live. Discover now