Aufbruch nach Königsmund

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Es war der nächste Morgen in Winterfell. In den Mauer herrschte bereits ein reges Treiben.
Die Stallburschen reinigten die Ställe.
Die Metzger schlachteten ihr Vieh.
Die Schneider fertigten neue Kleider.
Die Mägde putzten die Böden und die Köchinnen standen in der Küche.

Eine euphorische Stimmung gab es zwischen den Bewohnern.
Jeder unterhielt sich aufgeregt über den König und die junge Lady, welche bald an seiner Seite herrschen würde.
Winterfell war der Ort an dem alles geschehen war und die Menschen von hier trugen es mit Stolz, dass sie die ersten gewesen waren, welche die Prinzessin und den Prinzen sehen durfte.
Für die Nordmänner und Nordfrauen war es eine Ehre.
Sie standen zu ihrem König und schienen wieder völlig aufzublühen.
Der Norden hatte viel durchmachen müssen, als Haus Stark untergehen zu schien.
Eine grausame Herrschaft der Boltons hatte die Lebensfreude aus dem kalten Land herausgesogen.
Jeder hier war froh nun Sansa als Lady von Winterfell zu haben.
Eine wahrhaftige Stark.

Die rothaarige Lady lief mit Acht die alten Holztreppe hinunter.
Der Weg führte von der Empore hinunter auf den großen Platz der Burg.
Die Stark konnte bereits sehen wie sich das Gefolge bereit machte um nach Königsmund zu ziehen.
Sansa wollte es nicht wahrhaben, doch nun fiel es ihr schwer für eine gewisse Zeit Lebewohl zu sagen.
Sie hatte sich wohl oder übel durchringen müssen, heute aus dem Bett zu steigen, denn ihr war nichts lieber als ihre Liebsten nah bei sich zu haben.
Sansa graute es davor ihre Vertrauten gehen zu lassen.
Auch wenn Jon nun der Thron gehörte und er kein wahrhaftiger Stark war, hatte die Rothaarige immer im Hinterkopf, dass es ihrer Familie nie gut im Süden ergangen war.

Arya würde auch mit ihnen gehen.
Sansas kleine Schwester hatte bereits Platz im Sattel genommen und war abmarschbereit.
Die Lady von Winterfell blieb am Rande stehen und beobachtete das hege Treiben, bis ihre Augen Mayisa und Jon ausfindig machten.
Ein glückliches Schmunzeln erschien auf ihrem Mund, als die zwei Verliebten erblickte.

Sanft und innig umschlossen die starken Arme des Drachens den Körper seiner Verlobten.
Er zog sie von hinten an sich um ihr einen liebevollen Kuss auf den Nacken zu geben.
Von Mayisa ertönte ein entzückter Laut, worauf sie sich in seinem Griff herumdrehte und beide Hände an seinen kratzigen Bart legte.
Die blauen Augen blickten verliebt sein Gesicht an.

"Ich kann es immer noch fassen, dass du vor dem ganzen Volk um meine Hand angehalten hast," hauchte seine raue Stimme ihr zu.
Die junge Mutter musste schmunzeln und wurde ein wenig rot auf den Wangen.
"Du sagtest einst, du würdest auf mich warten, bis ich bereit bin.
Nun bin ich soweit."

Glücklich nickte der König.
Ein breites Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
"Es freut mich das zu hören," raunte Jon ihr zu, worauf er ihr dann einen liebevollen Kuss auf die Stirn gab.
"Bist du dir sicher, dass du nicht im Wagen bei Jeora und Robb reisen möchtest?"

Ihre linke Hand fuhr sanft durch die dichten schwarzen Locken und Mayisa blickte ihren Zukünftigen verträumt an.
"Es wird eine lange Reise, Jon."
Die Hand wanderte liebevoll hinab zu seinem dunklen Bart und sie strich nachdenklich darüber.
"Ich werde hin und wieder mein Gefährt wechseln, aber jetzt benötige ich frische Luft und solange die Amme auf die Kinder Acht gibt, während sie schlafen, bleibe ich auf diesem Pferd sitzen."

Er gluckste kurz amüsiert auf und blickte sie dann verliebt an.
"Das war eindeutig."
Mayisa warf stolz ihre Haare zurück und lächelte zufrieden.
"Sieh, wie weit wir es geschafft haben, mein Liebster."
Ihre Hände legten sich behutsam auf seine muskulöse Brust.
Jon zog sie enger an sich und musterte ihr Gesicht fasziniert.
Beide waren völlig in sich gekehrt und schienen vollkommen vergessen zu haben, dass ein ganzes Gefolge auf den Abmarsch wartete.
"Trotz allem, was uns im Weg stand sind wir hier angelangt," fuhr die junge Mutter fort.
"Du musstest viel zu viel für mich und meine Familie durchmachen."
Ihr Mund schmunzelte wieder und der Kopf legte sich vielsagend schief.
"Ich bin auch deine Familie."
Gerührt strich der König durch das weiche braune Haar seiner Geliebten.
Sein Gesicht hatte sich emotional verzogen.
"Ich kann dir nicht oft genug sagen, wie sehr ich dich liebe," flüsterte die raue Stimme.
Auf Mayisas Armen bildete sich eine wohlige Gänsehaut, die ihr einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen ließ.
Innig blickte die blauen Augen in seins.
Die zarte Hand der Lady fuhr vorsichtig über die lederne Augenklappe.
"Dann hör nie damit auf," hauchte ihre Stimme ihm zu.

"Verzeiht mir, aber wir müssen aufbrechen, Jon."
Das Paar wirbelte herum um einen ungeduldigen Tormund zu sehen.
Der Rotschopf hatte noch Sansa neben sich, die ein wenig peinlich berührt vor ihnen stand, als ob ihr die Situation unangenehm wäre, weil sie die beiden gestört hatten.
Mayisa löste sich aus Jons Griff und streckte sich.
"Natürlich," nickte sie dem Wildling zu, um dann auf Sansa zu zugehen und sie in den Arm zu nehmen.
Die Freundinnen drückten sich eng aneinander und genossen die Umarmung, bevor sie sich dann wieder lösten.
"Du wirst Königin sein, wenn wir uns das nächste Mal sehen"
Sansa lächelte stolz.
Ihre Augen wanderten zwischen Mayisa und Jon hin und her.
"Ich wünschte du könntest mit uns kommen," gab Lady Tiryr zu.
Doch die Lady von Winterfell schüttelte sicher den Kopf.
"Es muss immer ein Stark in Winterfell sein."

Jon stimmte ihr zu und nahm sie dann auch fest in den Arm.
Er würde seine Cousine vermissen, das wusste er jetzt schon.
Die Zeit mit ihr war viel zu schnell vorbeigegangen.
Er hatte drei Kriege führen müssen, seit er sie wieder gesehen hatte.
Jahrelang war er im Glauben gewesen  Arya und Sansa nie wieder sehen zu können, was es nun noch schwerer für ihn machte sich erst einmal von der Rothaarigen zu verabschieden.

Langsam löste der Drache sich von der Wölfin.
Ihr Blick war noch immer fest auf ihn gerichtet.
Auch Sansa konnte man es ansehen, dass es ihr schwer fiel nun einigen Verwandten erstmal Lebewohl sagen zu müssen.
"Du wirst immer mein großer Bruder bleiben, auch wenn du nun als Targaryen regierst."
Jon nickte der Lady zu und gab ihr noch einen liebevollen Kuss auf die Stirn.
"Und du wirst immer meine kleine nervige Schwester sein," gab er zurück.
Sansa lachte glücklich auf und grinste dann breit.
"Ich hoffe es doch."

Jon nickte nur und schmunzelte zurück, während er zu seinem tiefschwarzen Pferd lief.
Mayisa war bereits auf ihres gestiegen und hielt fest die Zügel in der Hand.
Sie und der König, führten den Marsch an, wobei der Wagen, in dem die Königskinder schliefen, einige Reihen weiter hinten war.
Um das Paar herum ritten mehrere Wachen, ebenso bei dem Holzwaggon, um die Familie zu schützen.
Arya ritt bei Jeora und Robb mit und Tormund würde neben Mayisa bleiben, um sie im Falle eines Angriffs sofort beschützen zu können.

"Gib gut auf den Norden Acht," meinte der König zu der rothaarigen Lady.
Sie nickte entschlossen und hob dann zum Abschied ihre Hand, um zu winken.

Der Targaryen bedeutete dem Rappen loszulaufen, worauf sich der ganze Trupp in Bewegung setzte.

Mayisa ließ ihr Pferd für einen Moment traben, um direkt neben ihrem König reiten zu können.
Tormund folgte ihr ein wenig überrascht.
"Mylady wir sollten stets an unserem Platz bleiben, damit die Ordnung bestehen bleibt."
Lady Tiryr lachte kurz über Tormunds Worte amüsiert auf.
"Niemals hätte ich gedacht, derartige Worte aus eurem Mund zu hören, Tormund."
Jetzt musste der rothaarige Wildling auch schmunzeln.
"Wie lange werden wir reiten, bis alle in Königsmund ankommen?"
Neugierig blickten die blauen Augen zu Jon.

"Ich schätze etwa einen Monat," antwortete dieser.
Sie lenkte ihr Pferd etwas näher an seines.
Ein bedeutsames Schmunzeln glitt ihr über die Lippen.
Es war so ansteckend für den Lockenkopf, dass er es sofort erwiderte, obwohl er keinen blassen Schimmer hatte, warum sie einen derartigen Ausdruck im Gesicht hatte.
"Was ist?"
Sein vernarrter Blick wich nicht von ihrem zauberhaften Gesicht.
Mayisa reckte stolz den Kopf, um geheimnisvoll nach vorne zu schmunzeln.
"Nichts."
Doch das Grinsen in ihrem Gesicht war noch immer vorhanden.
Tormund schüttelte schnaufend den Kopf.
"Frauen."

Mayisa schnappte auf und schlug dem Wildling dann spielerisch in die Schulter.
Jon lachte amüsiert auf, als der Rothaarige für einen Moment das Gesicht verzog.
"Na, hat sie dir wehgetan Tormund?"
Der Kiefer des Rotbarts spannte sich gekränkt an.
"Sie hat eine starke Hand, das ist gewiss," schmunzelte der König.
Lady Tiryr grinste den Wildling frech an und kicherte dann auf.
Dann wandten ihre Augen sich zu ihrem Verlobten.
"Ich habe von unserem derzeitigen Verlangen gesprochen, Jon.
Es ist unaufhaltbar, seit die Kinder auf der Welt sind."
Auf ihrem Mund lag ein zweideutiges Grinsen.
"Wie werden wir das kontrollieren, mein Schatz?"
Ihre blauen Augen strahlten dem Targaryen verführerisch entgegen.
"Wirst du dein Begehren nach mir einen Monat lang zurückhalten können?"
Über Jon fuhr ein erregender Schauer, der in ihm ein ungewöhnliches Unbehagen auslöste.
Ein verlegenes Husten ertönte aus der Kehle des Drachen.
"Ich werde mir Mühe geben."

"Ich weiß."
Zufrieden schmunzelte die junge Mutter nach vorne.
Dann verwandelte sich ihr Schmunzeln zu einem verliebten Lächeln voller Sanftheit.
"Das tust du immer."

Drachenfeuer | jon snowWhere stories live. Discover now