Urteile des Drachen

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Friedlich flackerte das warme Kerzenlicht auf ihr Gesicht, während die blauen Augen kritisch über eine lange Liste wanderten, welche der König soeben auf dem Tisch ausgerollt hatte. Es war eine lange Reihe von Entscheidungen, die sie treffen mussten, zusammengefasst mit schwarzer Tinte auf einem Stück Pergament.
Davos hatte sie dem Paar gebracht, da er nun endlich damit fertig war, alles herauszusuchen und zu verfassen.
Sorgfältig durchforsteten die schwarzen Pupillen das ganze Papier.
"All das muss vor der Zeremonie erledigt werden?" Leicht überfordert schaute Mayisa zu Jon, der nur nickte.
"Und vor der Krönung," fügte der Targaryen hinzu.
Seine offizielle Ernennung zum König von Westeros würde morgen vorm ganzen Volk stattfinden. So hatte es Jon entschieden.

Davos trat nervös von einem auf den anderen Fuß. Es schien ihn schon seit geraumer Zeit etwas zu umtreiben.
"Mein König es gibt Gerüchte, sie wollten dass ich ihnen davon berichte, sobald mir etwas zu Ohren kommt."

Der Lockenkopf drehte sich in Richtung seines Beraters, die Stirn hatte sich nachdenklich gerunzelt.
Ihm schwirrten zu viele Gedanken durch den Kopf, als das er ahnen könnte, was vor sich gehen könnte.
"Was ist es?"
Augenblicklich schweiften die alten Augen mit bedeutsamen Blick zu der jungen Mutter. Noch immer gebannt, mit ernstem Gesicht, lagen ihre leuchtenden Augen auf all den Dingen, die sie noch bewältigen mussten.

Der König verstand sofort.
Tief hoben sich seine Schultern, der Körper wandte sich zu seiner Zukünftigen.
"Mayisa würdest du bitte nach Tormund suchen, ich muss sobald wie möglich ein Gespräch mit ihm führen."
Das sanfte Gesicht erhob sich und die liebevollen Augen musterten aufmerksam den Drachen.
Mayisa strahlte tiefste Verwirrung aus, jedoch konnte Jon keinen Widerstand, wie sonst so oft, auf ihrer Haut erkennen.
Auf den vollen Lippen erschien ein stummes Lächeln, bevor sie aufstand und das Gemach gehorsam verließ.

Erleichterung machte sich bei dem Vater breit.
"Was für Gerüchte?
Erzähl mir von den wichtigsten."
Aufgeregt lief Jon zu seinem engsten Berater. Gebannt musterte Davos das vernarbte Gesicht, als er angestarrt wurde. In ihm sträubte sich alles dagegen von seinen Informationen zu berichten.

"Es halten sich besonders zwei im Volksmunde," begann der Ritter.
"Einige halten euch noch immer für einen Betrüger, einen Bastard voller Rache.
Sie erkennen euch nicht als König an, da ihr, laut deren Aussagen, nur der Thronräuber seid und Cersei noch lebt."
Jon schluckte der Wahrheit wegen.
Die braune Iris schweifte überlegend durch den ganzen Raum.
Ser Davos schnaufte, er war noch lange nicht fertig gewesen.
"Lennister Sympathisanten hetzen das Volk auf indem sie weitere Gerüchte verbreiten."

"Was verbreiten sie denn noch?"
Man konnte die Unruhe in seinem Gesicht deutlich sehen.
Bedrückt senkte der Kopf des alten Ritters sich.

"Sie erzählen dass ihr in Wahrheit mit Daenerys die Zwillinge gezeugt hättet und die Geburt noch vor der Schlacht stattgefunden hätte.
Man munkelt es würde sich alles wiederholen, den ganzen Wahnsinn der Targaryen mit all der Inzucht.
Einige stacheln das Volk auf indem sie ihnen eintrichtern ihr wäret ein Targaryen, was es nur noch abscheulicher machen würde, da eure Kinder aus Inzucht entstandene Bastarde sind und das Land zerstören werden, denn mindestens einer von ihnen würde wahnsinnig werden."

Jon hielt sich schnaufend den Kopf.
Seine Schultern sackten bei der Last zusammen, er nahm rasch Platz auf einem Stuhl. Niedergeschlagen schluckte der König und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren.

"Wir wissen beide, dass diese Gerüchte gar nicht stimmen können, aber das gemeine Volk hinterfragt solche Unterstellungen nicht.
Die Menschen suchen in ihrem Groll stets einen Grund dafür die Hochgeborenen zu hassen."

Der Targaryen schwieg noch immer.
Seine Körper machte keine Regung.

"Womit wir zu anderem Gemunkel kommen.
Veraltete Denkweisen, lassen den Anschein erwecken ihr müsster Lady Mayisa unter Kontrolle haben, um als fähiger Mann auf dem Thron sitzen zu können.
In deren Augen lässt es euch schwach erscheinen," murmelte Davos vorsichtig.
Der Kiefer des Drachen spannte sich wütend an.
"Meine Verlobte ist kein Pferd, dass mir zu gehorchen hat!"

Drachenfeuer | jon snowWhere stories live. Discover now