Illusionen

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Es war dunkel und die Nacht schien schwärzer denn je.
Eine eisige Kälte herrschte über dem Lager und ließ selbst die kräftigsten Männer erzittern.
Es war still und keiner der Soldaten befand sich draußen um mit anderen zu reden.

Mayisa hatte ihre Arme verschränkt und ihr Blick schweifte von Zelt zu Zelt.
Mit mulmigem Gefühl schritt sie durch das Lager.
Es brannten Kerzen in den Zelten, doch konnte sie keine Stimmen vernehmen.
Eine bedrückende Stimmung lag in der Luft und sie konnte bei jedem Ausatmen ihren Atmen genau sehen.
Es war die Ruhe vor dem Sturm.

Sanft trat sie in das einzige Zelt, aus dem man Stimmen vernehmen konnte.
Ein kurzer Moment des Schweigens herrschte, als sie eintrat und Jon's Körper drehte sich zu ihr um.
Sansa stand abseits des Rates und blickte wieder kritisch und nachdenklich auf die Karte.

Tormund und Davos sahen erst zu Jon und dann zu Mayisa.
Beide schienen nicht ganz zu wissen, was sie nun machen sollten.

Das Zelt war warm und mit einigen Kerzen beleuchtet.
Es wirkte offenherzig und freundlich hier einzutreten.

"Mylady," sagte Ser Davos und nickte ihr zu um die Stille zu unterbrechen.

Mayisa lächelte leicht und sah dann mit ernstem Blick zu Jon, der sie immer noch völlig perplex ansah.
Seine Augen waren traurig und schauten sehnsüchtig in ihr Gesicht.

Das Mädchen schluckte berührt, trat jedoch ohne andere Reaktion in das Zelt ein und stellte sich zu Tormund.

Der Rothaarige sah zu Jon, der nur wegen ihrer bloßen Anwesenheit niedergeschlagen zu sein schien.
Tief holte der Wildling Luft und widmete seine Aufmerksamkeit dann der Karte.

"Mir machen die berittenen Soldaten Sorgen.
Stannis Baratheon ist durch uns hindurch wie Pisse durch Schnee.
Ich weiß, was eine starke Kavallerie uns antuen kann."

Davos und Tormund blickten sich in Erinnerung schwelgend an.

"Ihr habt mich damals vor einem grausamen Tod bewahrt," sagte Jon mit gefasster Stimme und schaute zu Davos.

Davos lächelte leicht und nickte ihm zustimmend zu.

"Wir lassen bereits Gräben ausheben.
Dann können sie uns nicht so angreifen wie Stannis euch damals."

Tormund blickte Jon mit einem ratlosen Blick an.
Er hatte keine Ahnung was Jon da faselte.

"In einem Zangenangriff.
Sie können uns nicht von der Seite angreifen."

Immer noch unwissen sagte Tormund leicht belustigt:
"Gut."

Stumm starrten die Männer auf die Karte.


"Alle 500 Männer meines Bruders haben sich euch verpflichtet, Kommandant," gab Mayisa plötzlich von sich.

Es wirkte beinahe, als wenn Jon bei ihrer Stimme zusammenzuckte.
Er sah auf und nickte ihr wortlos zu.

"Wichtig ist, dass wir sie auf uns zustürmen lassen.
Sie sind in der Überzahl.
Wir müssen Geduld haben," meinte Davos.

"Wir werden sie überraschend einkesseln, sodass sie auf keiner Seite flüchten können und wir sie nach und nach eliminieren können."

Davos nickte Jon zu.

Mayisa schluckte bei dem Gedanken an all die Männer, die wie auf der Schlachtbank hingerichtet werden würden.

"Gibt es keinen menschlichen Weg?"
Ihre Stimme war unsicher und sie sah auf zu Jon, der sie nachdenklich musterte.
Er verstand sofort, dass ihr der Gedanke nicht gefiel so viele Menschen wie Tiere einfach abzuschlachten.
Recht hatte sie.
Ihm gefiel es auch nicht, doch war es die einzige Möglichkeit zu siegen und die Zahl der Männer wieder wett zu machen.

Drachenfeuer | jon snowWhere stories live. Discover now