Vergangenes

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Mit schnellen Schritten lief Mayisa die alten Treppen hinunter.
Die Männer schauten die junge Frau perplex an, als sie mit stapfendem Geräusch Jon Schnee durch den steinernen Torbogen folgte.

Mit mulmigem Gefühl ließ sie die schützenden alten Mauern der Nachtwache hinter sich und blickte nach vorn.
Sie erspähte den junge Mann auf einem kleinen eingeschneiten Hügel stehen. Der Schnee war so dicht, dass man beinahe darin versank.
Mayisa merkte wie die Kälte sich in ihrem Körper breit machte und der Stoff ihres Kleides wortwörtlich festzufrieren begann.
Schnaufend hielt die Lady neben ihm an und musterte ihn nachdenklich.
Er sah ernst in den dichten dunklen Wald.

"Mylady," sagte Jon, ohne seinen starren Blick abzuwenden.
Er wirkte traurig auf sie.
Seine braunen Augen schauten niedergeschlagen in die Ferne und seine Mundwinkel waren so weit unten wie sie es nur sein konnten.
Es schmerzte Mayisa ihn so zu sehen.
Sie wollte ihm helfen und ihn wieder glücklicher sehen.
"Ihr fühlt euch erdrückt von der Tatsache, dass ihr gerade vier Männer umbringen musstet."

Jon blickte weiterhin zu dem alten kalten Wald.
Mayisa schien ihn zu verstehen und er konnte sich nicht ausmalen warum, denn sie kannten sich noch nicht sehr lange.
Nur mit einem Blick schien sie seine Gedanken und Sorgen zu erahnen.
Es machte Jon umso mehr traurig, dass dieses junge Mädchen schon die Sorgen anderer erkannte.
Um die Sorgen anderer zu erkennen, musste man sehr viel eigenes Leid erfahren haben.
Er würde sie nie nach ihren eigenen Sorgen fragen um sie nicht zu bedrängen.
Trotzdem würde er ihr liebend gerne helfen, wenn er könnte.
Jon war kein sehr guter Menschenversteher.
Es hatte nie zu seinen Talenten gehört anderer Gefühle zu erahnen.
"Drei Männer und ein Junge."
Er blickte bedrückt auf den Boden und seufzte niedergeschlagen.
Schnee wusste nicht warum, doch es schien ihm beinahe unwichtig zu sein was sie ihm angetan hatten.
Für ihn zählte nur, dass er vier weitere Leben genommen hatte.
Vier Seelen, dessen Dasein auf dieser Welt er beendete.
"Ich würde versuchen euch gut zu zureden, aber ich weiß, dass es nicht an der Tatsache ändert.
Ihr gebt euch selbst die Schuld und-"
"Ich habe versagt," unterbrach Jon sie. Der Lockenkopf war in ihre Richtung geschnellt.
Das Mädchen runzelte die Stirn  über seinen energischen Ausdruck in den Augen.
Jon's Augen wanderten zu ihren.
Beide wurden traurig.
"Versagt?", hakte sie nach.

Mayisa schaute ihn nachdenklich an. Dann verzog sie leidvoll das Gesicht.
Kaum konnte sich die Lady  vorstellen, wie viel Schmerz in seinem Körper war.
So viele niederschmetternde Gedanken und Erinnerungen.

Er schnaufte und sah kopfschüttelnd auf den Boden.
"Ich dachte ich habe das Richtige getan..."
Instinktiv griff die junge Lady nach seiner geballten Faust. Sanft umschlossen ihre Finger seine.
Jon blickte verblüfft zu ihr auf.
Sein trauriger ernster Blick wurde augenblicklich warm.
Er war überrascht von ihrer plötzlichen Nähe und wusste nicht wie er reagieren sollte, also sah er sie nur dankbar an.
Jahrelang hatte er sich einsam gefühlt.
Er versauerte an der Mauer, während er nach und nach die schrecklichen Nachrichten über seine Familie gehört hatte.
Nie hatte er sich so allein gefühlt.
Klar hatte er Freunde bei der Nachtwache gehabt, dennoch fühlte er sich nie sicher und immer fremd in der eigenen Haut.
Nie hatte er sich komplett wohl gefühlt.
Er wusste, dass er als Bastard nie besonders viele Möglichkeiten in dieser Welt hatte, weswegen er sich schon lange damit zufrieden gegeben hatte der Nachtwache zu dienen.
Doch niemals hatte er solch schreckliche Dinge erwartet.
Immer war er überzeugt gewesen, dass die Götter gerecht waren.
Mittlerweile wusste Jon, dass es Gerechtigkeit nicht von selbst gab.
Dafür sorgten die Menschen untereinander selbst.
Seiner Familie war großes Unheil erfahren.
Langsam hatte er sich mit dem Schicksal der Stark Kinder abgegeben, doch dann war Mayisa an der Mauer aufgetaucht.
Sie gab ihm einen Beleg dafür, dass Lady Stark ihn zuletzt doch anerkannt hatte und Frieden mit sich geschlossen hatte.
Er hatte ein Recht sich zur Stark Familie zu zählen.
Selbst als Außenstehender hätte er diese gütige Familie geliebt.
Sie waren gute Menschen gewesen.
Schon immer.
Jon war froh einen Stark als Vater zu haben.

Drachenfeuer | jon snowWhere stories live. Discover now