Fighting for the title

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Es war so weit. Der berüchtigte Abschlussball war da und ich würde mich prächtig amüsieren - das hoffte ich zumindest. Denn im Moment war ich nicht in der Lage dazu, mich auf irgendetwas zu freuen. Wenigstens sah ich einigermaßen gut aus. Zwar waren die Augenringe unter den Schichten von Make-Up trotzdem zu sehen, jedoch lenkte mein Kleid genügend ab. Es war in einem dunklen blau mit Steinen verziert und ab der Mitte des linken Oberschenkels offen. Meine Taille wurde betont und wirkte schmaler als sonst und die kaputten Haare waren zur Hälfte nach oben gesteckt. Als ich näher an den Spiegel trat, berührte ich meine Wangen sanft und starrte meine Reflektion an. Ich war mir fremder als je zuvor, denn ich wusste genau, dass das nicht ich war. Diese verunstaltete Person vor mir war ich nicht im geringsten und ich wusste nicht wie ich sie loswerden würde. Unsere Klingel holte mich aus meinen Gedanken und ich ging die Treppen schnell runter, war jedoch von meiner Mutter überholt worden, die bereits an der Tür stand und mit Ian redete.
„Cassia, du hast mir gar nicht gesagt, dass du ein Date hast , sagte sie und sah mich überrascht an."
Mit einem Lächeln antwortete ich: „Habe ich auch nicht. Wir gehen als Freunde hin.
Ian blickte zu mir und zog die Augenbrauen zusammen."

„Das hier ist also kein Date", fragte er und schaltete das Radio aus, da kein anständiges Lied lief. Ich schaute aus dem Fenster und zuckte mit den Schultern: „Ich habe dich praktisch gezwungen mit mir zu gehen, also würde ich sagen nein."
„Ich dachte das wolltest du. Ein Date mit mir." Bei diesem Satz grinste er mich selbstsicher an und lehnte sich bei einer roten Ampel zu mir rüber.
Ich biss mir auf die Zähne und erzwang dann ein Lächeln: „Nein. Ich will kein Date mit einem Schmarotzer, der sich selber mehr liebt als jeden anderen und meint mich immer haben zu können. Du bist nicht der Typ für den ich dich gehalten habe und es tut mir leid, wenn es nach einem Date für dich aussah."

Meine Antwort hatte ihn anscheinend überrascht, denn sein Blick strahlte nun alles Andere als Selbstbewusstsein und Narzissmus aus. Ohne etwas zu erwidern fuhr er wieder los und starrte auf die Straße.

Wir parkten auf dem Parkplatz eines Supermarktes in der Nähe unserer Schule, da alle Plätze an unserer Schule voll sein würden. Schließlich hatten wir uns entschieden später hinzugehen.
„Steig aus."
„Was?"
„Steig aus und geh alleine zum Ball. Wir wollen doch nicht, dass du mit einem Schmarotzer wie mir gesehen wirst."
Ich zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn verwirrt an: „Bist du ehrlich sauer deswegen?"
Sein Blick war Antwort genug, was mich zum seufzen brachte: „Du hast mich schon schlimmeres genannt, also stell dich nicht so an."
Ein trockenes Lachen entfloh seinen Lippen und er sah mich an: „Habe ich dich denn jemals etwas genannt, was du momentan nicht bist?"
Bei diesen Worten erfror ich und konnte spüren wie sich mein ganzes Inneres zusammenzog, da mein Zustand mich einfach anwiderte. Ohne weiteres öffnete ich den Gurt, nahm meine Tasche und stieg aus, um dann die Tür laut zuzuknallen.

Ich hielt mich zurück nicht in Tränen auszubrechen und lief die Straße zu unserer Schule in den unbequem hohen Schuhen entlang. Die Dunkelheit und Kälte ließen alles schlimmer wirken als es war, sodass ich meine Arme um meinen Oberkörper schlang.
„Cas! Bleib stehen!"
Ich atmete frustriert auf und drehte mich um. Ian kam mit schnellen Schritten auf mich zu, war jedoch auf der anderen Straßenseite.
„Machst du dich über mich lustig?! Was spielst du für kranke Spiele", rief er zu mir rüber.
„Ich spiele nichts!"
Mit einer übertriebenen Geste präsentierte er sein Outfit, indem er seine Hände auf und ab bewegte: „Du bringst mich dazu zu dieser verhassten Veranstaltung zu gehen und mich so anzuziehen und dann sagst du das ist kein Date."
„Du wolltest doch nie mit mir dahin! Warum sollte ich es dann ein Date nennen, wenn du es aus Mitleid getan hast?"
Nun überquerte er die Straße, jedoch ohne vorher darauf zu achten, ob Autos kommen würden und fast wäre es geschehen. Der Fahrer machte eine Vollbremsung und hupte Laut, was Ian dazu brachte auf seine Haube zu schlagen und zu rufen: „Pass auf", obwohl alle wussten, dass es seine Schuld war. Als er die Straße endlich sicher überquert hatte stand er so dicht an mir, dass ich seinen Atem spüren konnte.
„Da musst du was missverstanden haben, denn ich hasse solche Veranstaltungen. Ich wollte nie dahin und will es immer noch nicht, also verhalte dich nicht so als hätte ich dir das Herz gebrochen, wenn ich mich entscheide für dich dahin zu gehen."
Ich schluckte schwer und starrte ihn aus großen Augen an: „Dann... geh nach Hause und ich gehe alleine hin."
Er stöhnte genervt auf und packte meine Schultern: „Verdammt was ist mit dir!"
Wütend stieß ich ihn von mir weg: „Du bist los! Ständig tust du so als würdest du dich um mich sorgen und als wäre ich dir wichtig. Ständig läufst du zu mir wenn ich etwas dummes tue und hältst mich davon ab. Hast du geglaubt ich würde nicht auf sowas reinfallen? Natürlich musste es so kommen", ich lachte auf, „ich musste mich in so einen Idioten wie dich verlieben und hoffen du würdest mich auch mögen."
Schweigend sah er mich an und ich wich einen Schritt zurück.
„Du bist so schlau in der Schule, aber sonst scheinst du nicht viel zu verstehen, oder? Mein Gott, Cassia. Was glaubst du war ich immer für dich da? Ich mochte dich, aber mittlerweile bist du jemand völlig anderes", sagte er und verzog den Mund.
„Ach, hast du das?"
„Ja, tatsächlich mochte ich dich."
Ich täuschte ein Lachen vor und sah ihn dann mit ernster Miene an: „Halt den Mund, Ian. Ich brauche diese Lügen nicht. Hättest du mich früher gemocht, hättest du mich nicht erst angesprochen als ich mich so verändert habe."
Er schwieg, weil er wusste, dass ich Recht hatte.
„Du bist so ein Heuchler, Ian. Also sei nicht sauer, wenn ich dich als solchen bezeichne, schließlich lüge ich nicht."
Statt etwas zu sagen kam er näher und sah mir direkt in die Augen: „Warum bist du so kompliziert?"
„Weil ich kaputt genug bin, um es zu sein."
Er seufzte auf, drückte seine Lippen auf meine Stirn und gab mir einen sanften sowie liebevollen Kuss, ehe er sagte: ,,Komm, lass uns zum Ball."

,,Ich bitte um eure Aufmerksamkeit", ertönte die hohe Stimme unserer Rektorin, ,,In meiner Hand halte ich den Umschlag mit dem Namen der Ballkönigin und des -königs."
Alle fingen an zu nuscheln und Ana stieß mich mit dem Ellenbogen leicht an: ,,Glaubst du es wird eine von uns?"
Ich lächelte sie an: ,,Du gewinnst bestimmt und auch wenn nicht bist du hundert Mal besser als die Gewinnerin."
Sie strahlte bei meiner Aussage und wir wendeten uns wieder der Rektorin zu. Trotz dass ich wusste, dass ich nicht gewinnen würde, hatte ich diesen dummen Funken Hoffnung in mir. Dieser kleine Lichtblick, doch so beliebt zu sein nachdem was ich alles dafür getan hatte. Jedoch wusste ich auch, dass ich noch nicht so lange dabei war, um Ana oder Lauren zu überholen. Hoffnung war schon was dummes, auch wenn man für etwas gekämpft hatte, obwohl man wusste keine Chance zu haben.
Und genau in dem Moment als der Name aufgerufen wurde blieb die Zeit für mich stehen. Alles verlief in Zeitlupe und mir wurde alles bewusst. Mir wurde vor Augen geführt, dass ich nutzlos war. Mir wurde bewusst, dass ich niemals eine von ihnen sein würde, denn ich war nicht ich selbst. Mein jetziges Ich war erzwungen und zu spät erschaffen worden. Mir war bewusst, dass meine Bemühungen immer umsonst bleiben würden und ich es nicht mal schaffen würde ähnlich sie zu sein. Nun wurde mir auch Anas Verhalten bewusst. Sie hatte nur gefragt, ob es eine von uns werden würde, um höflich zu sein, denn als ich sagte dass die Chancen hätte, lächelte sie nur.
,,Und die Ballkönigin ist... Lauren Dearing."
Alle klatschten und alle jubelten mit Ausnahme von mir. Ich stand wie angewurzelt da und starrte auf die Bühne und fragte mich, warum ich das alles getan hatte.

Das Foto ist aus der Serie 'Homecoming', wenn ich mich nicht irre.
Tut mir leid, dass ich so lange brauchte, um ein weoteres Kapitel zu veröffentlichen.

Teen Idle {Marina And The Diamonds}Where stories live. Discover now