Kapitel 1

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Hermine saß in ihrer Wohnung und wälzte Urlaubsprospekte. In diesem Jahr wollte sie, das erste mal nach ihrer Scheidung, wieder in Urlaub fahren.

Ihre Scheidung. Zwei Jahre und ein paar Monate war es jetzt her, das sie von James geschieden wurde. James. Eigentlich war er ein toller Mann. Groß, breitschultrig, mit langen schwarzen Haaren. Doch James war jähzornig und chronisch eifersüchtig. Als er es wagte seinem Sohn gegenüber die Hand zu heben, reichte Hermine die Scheidung ein. Es war schon schlimm genug, das sie seine Schläge jahrelang ertragen hatte. Das jetzt auch noch dem Kleinen zuzumuten, wäre einfach zu viel gewesen. Ihre Kraft reichte nicht mehr.

Die Kinder. Tim war jetzt 5 und Nicole 2 Jahre alt. Beide waren sehr aufgeweckt und schlau und, ebenso wie ihre Mutter, magisch. Bei Nicole haperte es noch etwas mit dem Sprechen, aber das war halb so wild. Hermine war sehr stolz auf sie.

Sie fragten nie nach ihrem Vater. Nicole war noch gar nicht auf der Welt, als er ging und Tim hatte immer wieder mitbekommen, das sein Vater seine Mutter geschlagen hatte. Auch wenn er damals erst drei Jahre alt war, hatten sich die Entgleisungen seines Vaters in seinem kleinen Gehirn gespeichert. Tim sah sich nun dazu verpflichtet, auf seine Mama aufzupassen und begutachtete jeden potentiellen Anwärter auf eine Freundschaft mit Hermine, mit Argusaugen.

James interessierte sich nicht für seine Kinder. Er war, nach der Scheidung, nach Amerika gezogen und hatte dort eine neue Familie gegründet. Tim und Nicole waren ihm egal. Wenn Hermine ehrlich war, war es ihr auch lieber so. Ihre Kinder waren alles was sie hatte und sie zu verlieren, hätte sie nicht überlebt.

Hermine hatte nach ihrem Abschluss in Hogwarts studiert und war nun Zaubertränkemeisterin. Ihren Studienabschluss hatte sie mit besonderer Auszeichnung bestanden.

Vor ihr gab es nur einen Menschen, der mit ebenso guten Noten abgeschlossen hatte. Severus Snape. Mit ihm konnte sie sich durchaus messen und auf eine Stufe stellen.

Hogwarts. Wie lange war sie schon nicht mehr dort gewesen? Zehn Jahre werden es wohl sein. Gern dachte sie an ihre Schulzeit zurück. Obwohl Voldemort ihnen das Leben zur Hölle gemacht hatte, war es eine schöne Zeit. Sie war geprägt von der Freundschaft zu Ron und Harry. Beide hatten nach der Schule geheiratet und waren ins Ausland gegangen. Hermine hörte nur selten etwas von ihnen. Ab und zu eulte sie mit den Weasleys, aber das war auch schon alles. Nichts verband sie mehr mit ihrer alten Schule, mit ihren alten Freunden.

Sie nahm sich vor, bald mal in Hogwarts vorbei zu schauen. Ihren Kindern wollte sie ihre alte Schule in jedem Fall einmal zeigen und außerdem war sie auf der Suche nach Arbeit. Noch waren die Kinder zu klein, um sie den ganzen Tag alleine zu lassen, aber in einem oder zwei Jahren würde sie gerne wieder arbeiten. Vielleicht gab es ja auf Hogwarts für sie Arbeit.

Ob noch alle Lehrer da waren? McGonagall, Flitwick, Snape? Snape! Der hatte ihr Leben nachhaltig geprägt. Nicht nur das sie sein Fach studiert hatte, nein sie hatte auch noch, ebenso wie er, ihren Zaubertrankmeister gemacht und die Männer, mit denen sie kurze Affären hatte, hatten alle etwas von Snape. Sie stand auf diesen Typ Mann. Groß, breitschultrig, lange schwarze Haare, geheimnisvoll. Solche Männer zogen sie magisch an. Auch James sah so aus. Er wäre der Mann fürs Leben gewesen. Leider entpuppte er sich als Tyrann.

Snape war ihre heimliche Liebe in der Schule. Noch heute machte sich ein kribbeliges Gefühl in ihr breit, wenn sie an ihn dachte. Sie hatte ihn stets bewundert. Er war ein Meister seines Fachs und wissbegierig hatte sie Stunde um Stunde an seinen Lippen gehangen und alles an Wissen in sich aufgesaugt, welches er bereit war ihr zu vermitteln. Leider hatte er sie selten beachtet. Fast war Hermine sich sicher, das er bis heute nicht wusste, welches Potential schon damals in ihr steckte.

Die Tür schlug auf und holte sie aus ihren Gedanken. Tim kam herein gestürzt, dicht gefolgt von seiner Schwester. Seine Augen leuchteten, als er sah, dass seine Mummy in den Urlaubsprospekten las. Nicole krabbelte ihrer Mummy auf den Schoß und Tim setzte sich neben sie auf die Couch. Liebevoll strich sie ihm durch seine schwarzen Haare. Tim wimmelte sie, mit einem strafenden Blick, ab. Er mochte es nicht gerne, wenn sie ihn streichelte. Schließlich war er schon groß und kein Baby mehr. Nicole hingegen war kuschelig. Immer und überall nahm sie die Gelegenheit war, sich an ihre Mummy zu schmiegen und mit ihr zu schmusen. Manchmal wurde es Hermine zu viel, doch abweisen würde sie ihre Tochter niemals. Schließlich war sie fast noch ein Baby. Wenn auch sehr aufgeweckt.

Gemeinsam saßen sie nun da, sahen sich die Bilder an und lasen die dazu gehörigen Texte. Es dauerte nicht lange und sie entschieden sich für einen Bauernhof in den Bergen, der direkt an einem See lag in dem man auch schwimmen konnte. Es war ein klassischer Hof mit viel Getier. Kühe, Schweine, Pferde, Hühner, Katzen.

Als Hermine den Kindern dann noch vorlas, das auch Schlafen im Heu, Nachtwanderungen und auch Lagerfeuerabende angeboten wurden, war es um sie geschehen. Tim und Nicole freuten sich wie Schneekönige. Sie wollten unbedingt dort hin und nahmen es sogar in Kauf, jeden Morgen um halb sechs aufzustehen, um den Bauern beim Melken und der Versorgung des Viehs zu helfen. Hermine war glücklich, wenn ihre Kinder es waren und so beschlossen sie, am nächsten Tag die Reise nach Österreich zu buchen.


Urlaub auf dem BauernhofWhere stories live. Discover now