Kapitel 47

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„Na ihr zwei Hübschen, was gibt es hier zu kichern?"

Hermine und Hilda sahen sich an und kicherten von neuem los.

„Nichts, wir haben gerade nur Brüder...ähm Schwesternschaft getrunken und das mit Milch. Deshalb mussten wir kichern."
„Mum, was das?", fragte Nicole.
„Nicole, das kann ich dir noch nicht erklären, dafür bist du noch zu klein."

Sie stubste der Kleinen auf die Nase. Nicole zog eine Schnute.

„lein, lein, immer lein."

Hermine, Severus und Hilda mussten lachen.

„Ja Prinzessin, dafür bis du zu klein."
„Püh."

„Und, wie weit seit ihr mit den Vorbereitungen? Nicole und ich haben Radieschen, Petersilie, Karotten und Schnittlauch mitgebracht."
„Oh, Kräuter sind immer gut. Gib mal bitte her."

Hermine nahm ihm den Korb mit den Leckereien ab und machte sich daran, sie zu waschen und zu verarbeiten. Hilda zeigte Severus derweil, was sie schon alles gemacht hatten.

„Mum? Muuuuuum? Anton hat den Grill an, ihr könnt das Essen jetzt bringen.", schrie Tim von draußen herein.
„Wir kommen.", rief Severus und nahm Nicole von seinen Schultern.
„Geh dir mal die Hände waschen, Prinzessin."

Nicole tat was er sagte und war unendlich stolz, das er sie Prinzessin nannte.

Als sie nach draußen kamen, brutzelte das Fleisch und die Würstchen schon auf dem Grill. Sie lachten und scherzten miteinander und auch das ein oder anderer Glas Wein wurde getrunken.
Hermine kuschelte sich an Severus und fragte sich immer wieder, womit sie dieses Glück wohl verdient hatte? Sie war hoffnungslos in ihn verliebt und wohl auch in dieser Liebe verloren.

Severus hatte einen Arm um sie gelegt und sah sie an. Er merkte, das es wieder einmal hinter ihrer Stirn arbeitete. Zärtlich strich er mit einem Finger über ihre Augenbraue und küsste zart ihre Stirn.

Der laue Sommerabend ließ auch seine Gedanken abschweifen. Er dachte an früher. Gequält schloss er seine Augen, als die Gedanken und Gefühle auf ihn einstürmten. Traurige Dunkelheit machte sich in ihm breit. Schmerzen und Verrat kamen ihm in den Sinn und er keuchte leise, als plötzlich ein Bild von Voldemort vor ihm erschien.

Er ließ Hermine ganz plötzlich los, sprang auf und ging mit langen Schritten auf den Heuschober zu. Hermine sah ihm ganz verdattert hinterher. Da es schon spät war, brachte sie die Kinder ins Bett und holte anschließend, bei Hilda in der Küche, eine Flasche Wein und zwei Gläser.

Leise betrat sie den Heuschober und sah sich um. Es war sehr dunkel, doch sie konnte genug sehen. Severus stand vor der Fensteröffnung und starrte hinaus. Seine Hände hatte er in seinen Hosentaschen vergraben.

Hermine stellte die Flasche und die Gläser ab und ging zu ihm. Zärtlich berührte sie seine Schulter. Er zuckte ein wenig zusammen, blieb aber wo er war.

„Lass mich allein, Hermine."
„Warum? Was ist geschehen."
„Nichts, ich möchte einfach nur alleine sein."

Seine Stimme klang gereizt und der Blick mit dem er sie ansah, war kalt und leer.

„Nein, ich werde dich nicht alleine lassen. Ich möchte deinen Kummer mit dir teilen. Sag mir was dich bedrückt."
„Hermine, ich will nicht darüber reden. Verschwinde."

Seine Stimme war eisig und Hermine erstarrte. Vor ihr stand wieder der Severus Snape, den sie aus Kindertagen kannte. Kalt und grausam. Sie fröstelte . Eine Gänsehaut zog sich über ihren Körper und hinter ihren Augen brannten Tränen.

Ihre Hand lag immer noch auf seiner Schulter, aber, wie als wenn sie sich verbrannt hatte, ließ sie ihn plötzlich los, drehte sich um und ging. Als sie bei der Tür ankam konnte sie ein leises Schluchzen nicht mehr zurückhalten. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und stürmte hinaus. Sie rannte, blind vor Tränen, traurig und unendlich enttäuscht, einfach drauf los und fand sich wenig später am See wieder. Dort sank sie ins Gras und weinte und schluchzte hemmungslos.

Severus stand derweil immer noch in seinem Heuschober. Er starrte nicht mehr nach draußen, sondern auf die Tür, durch die Hermine gerade verschwunden war.

Was hatte er nur schon wieder getan? Warum hatte er sie so angefahren? Trauer überwältigte ihn und er ließ sich auf die Knie sinken. Eine einzelne Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und er strich sie wütend fort.

Warum nur überfluteten ihn gerade jetzt die Gedanken an früher? Warum nur musste er ausgerechnet jetzt an den Krieg und an Voldemort denken? Warum, warum, warum?
Verzweifelt schlug er die Hände vors Gesicht und weinte. Er weinte, wie er noch nie in seinem Leben geweint hatte. Er weinte um all die Toten die der Krieg hervor gebracht hatte, er weinte um seine große Liebe Lily, er weinte, weil er glaubt Hermine und die Kinder gerade verloren zu haben.

Er zuckte zusammen, als er plötzlich spürte, das sich jemand neben ihm im Heu niederließ. Er fühlte warme Hände auf seinen Oberschenkeln und eine ruhige Stimme, die mit ihm sprach. Severus verstand die Worte nicht genau und hob deshalb den Kopf. Braune Augen sahen ihn warm an und wunderschön geschwungene Lippen lächelte ihn an.

„Hermine. Hermine, es tut mir leid. Ich...ich wollte nicht...ich konnte nicht...."
„Scht, es ist in Ordnung."

Ein laut der Verzweiflung kam über seine Lippen, als er sie an sich riss. Er hielt sie in seinen Armen und drückte sie an seine Brust.

„Alles, alles war wieder da. Der Krieg, die toten Menschen, Voldemort, alles. Ich konnte es nicht ertragen, deshalb bin ich gegangen. Ich wollte dich nicht wegschicken, aber ich konnte einfach nicht anders. Hermine, verstehst du, ich wollte dich nicht verletzten."
„Severus, das weiß ich doch. Es ist alles in Ordnung."

Er drückte sie von sich weg und sah sie an. Was er sah nahm ihm den Atem. Ihre Augen blickten ihn so zärtlich und warm an, das es ihn tief in seinem Inneren berührte.

„Hermine, lass mich nie wieder allein. Bleib bei mir. Liebe mich, heirate mich, aber bitte, bitte bleib bei mir."

Ihre Augen wurden groß. „Was hast du gesagt?"

Irritiert sah er sie an, wusste nicht, was sie meinte.

„Ich soll dich heiraten?"

Er nickte. „Ja, bleib bei mir und werde meine Frau. Ich will bei dir sein, mit dir durch alle Höhen und Tiefen gehen und alles mit dir teilen. Hermine, werde meine Frau."

Hermine fühlte sich total überrumpelt. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit einem Heiratsantrag.

„Severus, dir geht es gerade nicht gut. Ich weiß nicht, ob das die richtigen Umstände sind, mir einen Heiratsantrag zu machen. Ich würde ihn gerne annehmen, aber ich weiß nicht, ob du, wenn du all die bösen und traurigen Gedanken abgeschüttelt hast, immer noch so fühlst wie jetzt."

Er sprang auf. „Soll das ein Nein sein?", fragte er und starrte sie böse an.
„Nein, das soll kein Nein sein. Ich bitte dich nur, den Antrag zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen."
„Ach und wann soll das sein?"
„Wenn du wieder Herr deiner Gedanken und Gefühle bist."

Sie stand auf und sammelte das Heu von ihrer Hose.

„Es ist schon spät und ich bin müde. Lass uns schlafen gehen."

Er brummte sich etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, streifte sich das Hemd über seinen Kopf und marschierte nach draußen zur Viehtränke. Dort wusch er sich und ging zurück in den Heuschober.

Hermine stand draußen und sah im nach. Er hatte sein Bett für heute Abend gewählt und das wollte sie akzeptieren. So ging sie in Richtung Treppe, als sie hinter sich Schritte hörte und eine warme Hand sie plötzlich fest hielt.

„Geh nicht weg. Bleib heute Nacht bei mir. Ich brauche dich, mehr denn je."

Langsam drehte sie sich um und sah in Severus schwarze Augen. Sie waren nicht mehr kalt und leer, sondern glitzerten und sahen sie warm an.

Sie nickte und ließ sich von ihm mitziehen.


Urlaub auf dem BauernhofWhere stories live. Discover now