56. || Verrückte Löffel

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Julian Brandt sah zu Mesut, der gerade auf ihr Zimmer geeilt kam.

"Warst du noch bei Sami?", fragte der Leverkusener, legte seine Zeitschrift weg.

Mesut nickte. "Ja. Er ist extrem genervt, dass er und Draxler vom Training suspendiert sind. Ich meine, ich kann ihn verstehen. So wirklich was getan hat er ja nun auch nicht."

Julian sah den Älteren nur an. Nickte knapp. "Also ist Jule deiner Meinung nach nur Schuld?"

"Weißt du Julian",fing Mesut an, ließ die Schultern hängen. "Ich habe keine Lust darauf, dass der Streit der beiden unser Team in zwei Hälften spaltet. Ich stelle mich auf niemandes Seite und das obwohl Sami zu meinen besten Freunden gehört. Beide haben irgendwo recht aber gleichzeitig auch unrecht und deswegen balanciert sich das aus. Also,bitte, tue mir einen Gefallen und setz nicht alle Hebel in Bewegung,um das, was vorgefallen ist, noch weiter auszuschlachten."

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"Ich bin garantiert nicht der kleine Löffel!"

"Du bist aber auch nicht der Große."

"Klappe, Leno."

"Halt doch selber die Fresse, ter Stegen."

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Leroy schlief schon früh und zu seiner Überraschung auch friedlich. Als er nachts aufwachte,merkte er, dass Thomas die ganze Zeit still gewesen war und auch jetzt noch still war. Er war zu sehr mit seinem Handy beschäftigt.

"Warum bist du jetzt noch auf?", gähnte Leroy, richtete sich auf und kratzte sich am Arm. "Es ist halb drei nachts."

"Ich weiß",entgegnete Thomas, sah von seinem Handydisplay auf. Leroy fand, dass er gruselig beleuchtet aussah.

"Wir haben morgen Training." Leroy bemerkte, dass seine Stimme noch ganz tief und kratzig war, so, wie sie es immer war, wenn er geschlafen hatte.

"Ich weiß." Der Bayernspieler seufzte. "Ich guck mir nur alte Bilder an."

"Von dir und...Manu?", fragte der Jüngere.

Thomas nickte und sah zurück aufs Display. "Er hat früher immer gelacht und jetzt,wo Joshua ihn verlassen hat, ist er immer traurig. Und das wirklich immer. Ich meine, ich bringe ihn manchmal zum lachen, aber er lacht nie wirklich."

"Du hast doch gerade gesagt, dass er lacht", erwiderte Leroy verwirrt.

Thomas verdrehte die Augen und klopfte neben sich auf die Matratze. Der ehemalige Schalker ließ sich nicht zweimal bitten, befreite sich aus den Laken und tapste zu Thomas, setzte sich neben den Älteren und schaute neugierig auf dessen Handy.

"Guck mal." Er zeigte ihm ein Bild von Manu, auf dem er lachte. "Er hat dann immer solche Lachfältchen um die Augen und das Strahlen in den Augen."

"Das hab ich gestern noch bei ihm gesehen. Als er mit dir zusammen war", redete Leroy auf ihn ein.

"Nein, schau mal genau hin. Wenn er lacht und es zurückhält, weil er nicht zu laut sein will, dann zieht er seine Schultern ein Stück weit hoch. Und wenn er richtig ausgiebig lacht, dann sind seine Schultern ganz entspannt, meistens wirft er noch den Kopf in den Nacken."Thomas lächelte leicht.

Leroy beobachtete ihn. Es schien ihm, als wenn er den Bayernspieler selten so ehrlich und echt und... ernst gesehen hatte. Aber es war nicht dieses typische,verklemmte ernst, mehr so das, bei dem man immer noch lächelte, sich aber über wichtige Dinge unterhielt. Ja, wichtig. Manu war Thommy wichtig.

Leroy schielte nochmal kurz auf das Handydisplay, sah dann wieder zu Thomas. "Du magst ihn, oder? Du magst Manu mehr als ein Freund es tut."

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WM-Trainingslager - Ein Haufen Chaoten und ein BallWhere stories live. Discover now