15. Kapitel

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Am nächsten Abend versammelten sich alle im großen Saal wie Mum gesagt hatte und warteten darauf, dass die Nachricht eintraf, wie alles gelaufen ist. Es fiel nicht nur mir auf, dass sie sich erstaunlich viel Zeit dabei ließen, da nun schon mehrere Stunden seit der Angriffsmeldung vergangen waren. Ich schritt schon länger unruhig auf und ab, bis Alex mich grob anfuhr, dass ich dies gefälligst unterlassen sollte, da es jeden noch nervöser machte. Irgendwann öffnete sich endlich die Tür und der erste Wächter, den wir sahen berichtete uns wie es gelaufen war: “Die Dryadogen haben sehr lange gewartet bis sie endlich angegriffen haben, aber waren dafür umso überraschter, dass wir sie schon erwartet haben. Nach ein bisschen Gemetzel konnten wir schließlich diejenigen, die noch übrig waren, in die Flucht schlagen.“ Viele jubelten erleichtert auf und sprangen im Saal herum um ihre Anspannung zu verlieren. Ich atmete einfach nur tief ein und aus.

“Eldon Feyler ist sehr misstrauisch geworden und lässt jetzt jeden genauestens überprüfen, ob sich eventuell ein Spion unter seinen Leuten befindet“, erzählte Ray beim nächsten Treffen, welches diesmal in einem Häuschen neben meinem Trainingsplatz stattfand. “Du wirst wohl oder übel dort verschwinden müssen wenn du nicht auffliegen willst“, antwortete Lady Devone mit ernster Miene. “Wieso das denn?“ “Weil Eldon nicht dumm ist und mit deiner Vergangenheit schnell daraus schließen wird, dass es sich dabei um dich handelt.“ “Und wenn nicht? Er hat mich bisher auch nicht entdeckt“, fragte er herausfordernd. Alice ignorierte den rebellischen Unterton in seiner Stimme. “Willst du das Risiko etwa eingehen?“ “Ihr braucht einen Spion.“ Während ich das Gespräch still mithörte, merkte ich wie sich die anfänglich entspannte zu einer angespannten Stimmung veränderte. “Ein Toter wird uns nicht viel nutzen!“ “Ich werde nicht aussteigen!“ “Doch das wirst du!“ “Warum sollte ich darauf hören?“ “Weil ich deine Auftragsgeberin bin.“ “Ich kann immer noch tun und lassen was ich will, ohne dir Rechenschaft schuldig zu sein!“ Ich sank noch tiefer in meinen Sitz um mich so unsichtbar wie möglich zu machen, da mir die ganze Situation etwas unangenehm war. “Wenn du nicht aufhörst bleibt mir nichts anderes als dich zu feuern“, drohte Lady Devone nun. Rays Augen verengten sich zu Schlitzen. “Du weißt, dass ich dann nie wieder engagiert werde oder?“ “Besser als von den Dryadogen ermordet und im Wald verscharrt zu verrotten!“ “Das ist meine eigene Entscheidung!“ “Du hast die Wahl.“ Ray stand schlagartig auf, verließ den kleinen Raum und knallte die Tür hinter sich zu. Endlich traute ich mich wieder meine Stimme zu erheben: “Willst du ihm nicht nachgehen?“ “Nein!“, meinte sie stur. Nach einer Minute absoluter Stille erbarmte ich mich und lief Ray nach. Ich fand ihn draußen mit verschränken Armen am Treppengeländer lehnen. “Sie kann sehr grausam sein wenn sie will“, meinte er als ich mich neben ihn stellte. “Ihr seid beide unglaubliche Dickköpfe!“ “Ich will einfach nicht, dass ihr uninformiert angegriffen werdet und dabei zu Schaden kommt.“ “Daher weht der Wind, ich dachte du willst ihr einfach nur widersprechen.“ Er schmunzelte. “Das auch.“ Lachend schüttelte ich den Kopf. “Dir ist aber schon klar, dass es Alice mehr darum geht, dass dir nichts passiert, als ihren Willen durchzusetzen oder?“ “Manchmal bin ich mir da nicht so sicher...“ “Ich mir schon.“ “Du kennst sie natürlich länger als ich“, grinste er ironisch. Zur Antwort streckte ich ihm die Zunge raus. “Jetzt sieh zu, dass du reinkommst und ihr euch wieder vertragt!“ “Ganz schön herrisch die Kleine, an wen erinnert mich das bloß?“

Die nächsten Wochen ergriff ich jede Gelegenheit die sich mir bot, mich abzulenken um nicht an die Geschehnisse jener Nacht mit Cole denken zu müssen. Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder mehr Jake zu und befasste mich mit dem bevorstehenden Herbstball, da es langsam an der Zeit war, mir ein Kleid zu besorgen. Liz und Alex lagen mir schon seit Tagen mit den Vorschlag shoppen zu gehen in den Ohren. Bisher hatte ich sie gut abwimmeln können, aber ich merkte selbst, dass ich mal rausmusste und ein Ausflug in die Stadt war die nächstbeste Möglichkeit hierfür. Mit der Begleitung eines Wächters machten wir uns auf den Weg ins nächste Einkaufszentrum um dort alles Nötige zu besorgen.
Allerdings sank meine Laune mit jedem Laden den wir wieder verließen merklich, da meine beiden Freundinnen schon im zweiten Geschäft fündig geworden waren, es aber ärgerlicherweise kein Kleid für mich zu geben schien. “Lohnt es sich wirklich noch in den Laden zu gehen?“, fragte ich deprimiert als wir vor dem letzten Laden standen uns ins Innere starrten. Liz zog mich optimistisch hinter sich her und machte sich sofort auf die Suche. Missmutig hängte ich jedes Kleidungsstück das ich mir ansah wieder auf den Bügel zu den Anderen. “Violet, ich hab dein Kleid gefunden!“, schrie mir Liz vom anderen Ende des Ladens zu, sodass ich mich auf den Weg zu ihr machte. “Wow“, entfuhr es mir beim Anblick des etwa knielangen, engen, violettfarbenen Kleids, welches sie mir hinhielt. “Probier es an!“ Schnell schlüpfte ich aus meinen Sachen und zog es an. Es saß einfach perfekt. “Leute, das ist mein Kleid!“ “Wenn du es dir nicht kaufst nehm ich es.“ “Vergiss es!“

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