20. Kapitel

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“Cole?“
“Wer sonst?“
Ich schaffte es nicht mein Lachen zu unterdrücken, welches deshalb in einen starken Hunstenanfall überging und ich plötzlich Blut in der Hand hatte.
Cole kam näher auf mein Bett zu und blieb erschrocken stehen, als er mich sah: “Was ist mit dir?“
“Jemand hat mir euer Blut in Zusammenhang mit Gift untergejubelt“, sagte ich kraftlos.
Jegliche Farbe verließ sein Gesicht. “Was?“
Ich schloss die Augen und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
“Wie lange?“
“Ein paar Tage, schätze ich.“
“Wer?“
“Wir wissen es nicht.“
Er sog scharf die Luft ein und rauschte wütend auf die Tür zu.
“Nein, Cole! Sie werden dich umbringen wenn sie dich sehen!“
“Sollen sie es doch versuchen!“ Ich erschrak bei seinem Gesichtsausdruck, ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen und ich musste zugeben, es machte mir Angst vor dem was er in dieser Verfassung tun könnte.
“Bitte lass mich nicht allein“, flüsterte ich leise und hielt ihn somit davon ab, die größte Dummheit seines Lebens zu begehen.
Er zog den Sessel an mein Bett und setzte sich.
Ich atmete erleichtert auf.
Eine Zeit lang sahen wir uns nur schweigend an. Mir wurde bewusst, dass ich dieses Gesicht vermissen würde. Ich lehnte mich näher in seine Richtung und auch er war plötzlich nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. In den letzten Tagen mit meinem Zustand, war ihn jetzt in meiner Nähe zu haben, das Einzige was mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit gab. Zwar würde ich noch nicht so weit gehen und ihn als mein Zuhause bezeichnen, aber es fühlte sich einfach richtig an bei ihm zu sein. Obwohl er theoretisch gesehen ja bei mir war.
Als ich schon seinen Atem auf meiner Haut zu spüren begann, sehnte sich jede erdenkliche Zelle meines Körpers nach ihm.
Doch bevor es zu mehr kommen konnte, legte er einen Finger auf meine Lippen und sagte zu meinem Leidwesen: “Ich will nicht ausnutzen, dass du dich nicht wehren kannst.“
Ich verdrehte die Augen und legte mich vorsichtig wieder hin. Zu schade, es hätte echt etwas werden können.
Auf einmal setzte er sich kerzengerade hin und meinte: “Es gibt eine Möglichkeit um dich heilen!“
“Und die wäre?“, fragte ich kraftlos, denn ich war nicht bereit neue Hoffnung in mir aufkeimen zu lassen, wenn ich es doch gerade erst geschafft hatte, mich damit abzufinden.
“Dryadogen können das Blut ihrer eigenen Rasse aus dem Körper von Vampiren saugen.“
Mir leuchtete nicht genau ein, auf was er hinauswollte.
“Dann ist das Gift doch in deinem Körper?“
“Mein Körper kann sich dann aber heilen, es stellt also kein Risiko für mich dar.“
“Warum fällt dir das erst jetzt ein?“
“Weil ich dafür so viel Blut aus deinem Körper saugen müsste, dass du danach nur eine sehr geringe Lebenschance hast und ich bezweifle, dass es schon viele gemacht haben.“
Ich lachte auf: “Was habe ich zu verlieren?“
“Aber du könntest sterben.“
Ich zuckte die Achseln, nur um darauf einen schmerzhaften Stich in der Herzgegend zu spüren.
“Das tue ich sowieso. Schmeckt dir mein Blut überhaupt, du bist ja kein Vampir?“
“Nein, aber ich werds aushalten. Hab schon schlimmeres zu mir genommen.“
“Darüber will ich nicht nachdenken.“
Ich hatte ja gar nicht gewusst wie gut es sich anfühlen konnte, solche Scherze zu machen, wenn man dem Tod so nahe war. Ok, ich schätzte das lag wohl am Gift. Vielleicht drehte ich jetzt auch endgültig durch?
“Es könnte schmerzhaft werden!“
“Es ist eine Chance Cole!“
Man konnte ihm ansehen, dass er mit sich rang, denn er zögerte mehrere Minuten bevor er das Wort ergriff.
“Mach die Augen zu.“
“Warum?“
“Ich werde mich verwandeln müssen, ich will nicht, dass du das zu diesem Zeitpunkt siehst.“
Ich nickte und schloss die Augen.
Es war kein Geräusch zu hören, bis ich einen stechenden Schmerz am Handgelenk spürte und aufschreien musste. Große Zähne bohrten sich in mein Fleisch und ich war mir sicher, dass ein Vampirbiss um einiges weniger schmerzhaft war. Nicht, dass ich das schon erlebt hatte, aber das Mädchen, das ich gebissen hatte, hatte eindeutig aus Schock und Todesangst geschrienen und weniger aus Schmerz. Das Gefühl, die ganzen Empfindungen seines Opfers mitzuerleben war in einer Weise berauschend, dass ich niemanden davon erzählt hatte. Unter normalen Umständen würde ich so etwas niemals denken, doch ich versuchte gerade meinen aufsteigenden Vampir zu unterdrücken, denn ich wollte Cole nicht wegstoßen. Ich wusste ja nicht, ob Cole mich in Schach halten konnte, wenn ich die Kontrolle verlor.
Er trank mit einer solchen Schnelligkeit, dass mir schwindelig wurde und ich mich am Bettrand festhalten musste, sodass ich meine Fingernägel in das Holz bohren konnte um ihm nicht meinen Arm zu entreißen. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Augen öffnete, doch ich verbot mir in seine Richtung zu sehen, schließlich hatte er dies nicht gewollt. Mit jedem Zug verschleierte sich mein Blick mehr und mehr und ich wurde unglaublich müde. Nach einer gefühlten Ewigkeit zogen sich seine Zähne zurück und Coles menschliches Gesicht beugte sich über mich.
“Wie geht es dir?“
Ich war sogar zu schwach den Kopf zu schütteln und merkte, dass sich mein Verstand nach und nach verabschiedete. “Violet?“, fragte Cole mit blanker Furcht in seinem Blick und nahm mein Gesicht in beide Hände.
“Nein nein nein!“
Ich wollte ihm sagen, dass alles in Ordnung war, doch ich brachte kein Wort heraus. Mein Handgelenk schmerzte mittlerweile mehr als während seines Bisses. Ich konnte gar nicht anders als die Augen zu schließen und mich der Dunkelheit hinzugeben.

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