18. Kapitel

1.9K 73 2
                                    

Jonah und ich hatten gestern Nacht noch viel rumgealbert, sodass wir weit nach Mitternacht zurück waren. Wir können von Glück reden, dass uns niemand gesehen oder gehört hat. Wenn die Überwachungskameras schon wieder funktioniert hätten, wusste ich nicht ob ich diese auch ausschalten hätte können. Zuerst war ich mir bei Jonah unsicher gewesen, da wir uns nicht auf Anhieb verstanden hatten, jedoch wurden meine Zweifel dann so gut wie komplett entfernt und ich vertraute ihr sogar, dass sie uns nicht verraten würde. Zudem das für sie als meine Begleitung auch nicht ganz glimpflich ausgehen würde.
An der derzeitigen Situation meiner Freundin Liz hatte sich noch nichts geändert, da sie immer noch darauf beharrte, dass der wahre Täter schon gefunden würde und sie ohne Strafe davonkommen würde. Allerdings hielt ich dies für unwahrscheinlicher, weil niemand mehr in eine andere Richtung ermittelt und da Liz nach Sperrstunde draußen gefilmt wurde und jegliche Aussage verweigerte. Deshalb machte ich mich gerade auf den Weg zu ihr und hoffte einfach, dass ich zu ihr gelassen werden würde. Ich verzog das Gesicht als ich den Wächter vor ihrer Zelle stehen sah, der mich damals nach meinem kleinen Ausflug zum Strand so grob angegangen hatte. Obwohl Lady Devone ihm, wie es kurz darauf schien, eine Standpauke gehalten hatte, trat ich Riley trotzdem nur noch mit viel Respekt unter die Augen.
Doch jetzt versuchte ich die in mir aufkeimenden Erinnerungen zu verdrängen, um an ihm vorbeigelassen zu werden und setzte mein schönstes Lächeln auf.
“Riley! Hey, meinen Sie ich kann meiner Freundin einen kurzen Besuch abstatten? Sie ist doch so einsam in dieser Zelle.“
Er reagierte anders als erwartet und legte nur seine Stirn in Falten ohne auf meine Frage zu antworten. Ich versuchte zusätzlich mit den Wimpern zu klimpern. Gut ich gebe zu, das sah wahrscheinlich eher lächerlich aus, aber was tat man nicht alles für seine Freunde.
“Sehen Sie es so, Lady Devone hat bestimmt nichts dagegen, zudem sie mich ja schon einmal ohne Bedenken zu ihr gelassen hat und was soll schon passieren? Sie wollen doch nicht, dass ich meine Oma frage und Sie wieder zurechtgewiesen werden, dass sie mir nicht geglaubt haben, oder?“ Die Wahrheit war, dass sie mich nur nach größter Überzeugung für zehn Minuten zu ihr gelassen hatte, aber das musste der Wächter vor mir ja nicht wissen.
“Wenn das ein Trick ist, werde ich Ihre Großmutter informieren, lassen Sie sich das gesagt sein!“ Der mochte mich offensichtlich immer noch nicht.
Schnell schlüpfte ich an ihm vorbei und zwängte mich durch die Tür, die er mir freundlicherweise aufhielt.
“Violet“, erklang sofort darauf Liz freudige Stimme.
“Hi Liz. Deinem Opa geht es übrigens gut.“
“Danke! Ich schulde dir was.“ Sie umarmte mich, doch wir lösten uns schnell wieder, da ich ihre Haare in den Mund bekam.
“Wann hast du vor denen von dem wahren Grund deines Aufhalts außerhalb der Academy zu erzählen und dich damit zu entlasten?“
“Violet, nicht schon wieder!“
“Ist dir eigentlich klar, dass niemand mehr nach weiteren Verdächtigen sucht weil alle denken, du bist die Schuldige?!“
“Die können doch keinen Unschuldigen bestrafen!“
“Sie wissen nicht, dass du unschuldig bist wenn du es ihnen nicht erklärst Liz!“
“Aber dann wir mein Opa zu allem Übel da auch noch mit hineingezogen und der hat schon genug durchgemacht!“
“Das ist aber nicht deine Schuld!“
“Ich bin trotzdem für ihn verantwortlich.“
Ich seufzte, konnte man sie denn gar nicht zu ihrem Glück zwingen?
“Willst du verurteilt werden und dann möglicherweise die Todesstrafe bekommen? Dann nutzt du deinem Opa auch nichts mehr!“
Es dauerte kurz bis sie zu einer Antwort ansetzte: “Denkst du, dass sie mich gleich umbringen?“
“Ich weiß es nicht, aber ich könnte es mir vorstellen, ich meine in ihren Augen wärst du eine Verräterin“, überlegte ich.
Dies war der Punkt an dem selbst Liz bleich wurde und schließlich klein beigab: “Ok, das wäre fatal.“
Ich stieß einen Schrei der Erleichterung aus: “Endlich! Ich werde sofort dem Wächter vor deiner Tür Bescheid geben.“
Doch ich musste nicht einmal die Tür öffnen, als Riley schon von selbst hereinkam und Lady Devone bei sich hatte. Oh. Nicht gut.
“Ähh...Hi Oma“, versuchte ich sie zu beschwichtigen, was allerdings so gut wie gar nichts brachte.
“Was hast du hier zu suchen?“
“Ich besuche meine beste Freundin!“
“Das sehe ich. Aber das, was ich sehe gefällt mir nicht!“
“Tut mir leid, wenn ich eventuell deine Regeln gebrochen habe und unerlaubt eingetreten bin, obwohl du mir theoretisch keine Regel genannt hast.“
“Es war ja wohl glasklar, dass du nicht zu dieser Verräterin hier reindarfst!“
“Das ist ja das Ding, Liz kann beweisen, dass sie unschuldig ist.“
Ich hatte gehofft, dass wenigstens ein Anzeichen von Freude ihrerseits zu sehen sein würde, dass mir meine Freundin erhalten blieb, doch sie verzog überhaupt keine Miene.
“Da bin ich aber gespannt.“

The Vampire World Where stories live. Discover now