23. Kapitel

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Am nächsten Tag gingen Liz, Alex und ich ins Freibad um uns ein bisschen Entspannung zu gönnen. Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen, an dem wir unsere Strandtücher ausbreiteten und rannten danach jauchzend ins Wasser.
Alex tauchte mich plötzlich unter Wasser, sodass ich japsend wieder an die Oberfläche strampelte. “Na warte!“ Ich sprang auf sie zu und übte meine Rache aus.
“Oh nein!“, unterbrach Liz ohne Vorwarnung unsere entstandene Wasserschlacht. Ich folgte ihrem Blick und stöhnte auf. Zu allem Übel stolzierten gerade Rosalie und ihre Freunde auf das Sprungbrett zu.
“Was wollen die denn hier?“, fragte Alex genervt und schwamm näher an den Rand um ihren Blicken zu entgehen. Leider waren wir nicht schnell genug, denn sie wurden schon auf uns aufmerksam.
“Ach Liz, Violet, wusste gar nicht, dass ihr schwimmen könnt!“, brüllte Rosalie in unsere Richtung.
“Ignorier sie einfach“, sagte Liz leise an mich gewandt und tat so, als wären sie nicht da.
“Unerhört, dass sie die Mörderin wieder freigelassen haben!“
“Das hast du nicht gesagt!“, stellte Liz schockiert fest, doch Rosalie lachte nur.
“Ich werde euch jetzt jedenfalls den spektakulärsten Sprung den die Menschheit je gesehen hat vorführen, also passt gut auf und lernt was“, sprach sie ungerührt weiter und ich wurde wütend. Was viel ihr ein, so in aller Öffentlichkeit über meine Freundin herzuziehen! Wahrscheinlich nahm sie das mit Jonah immer noch sehr persönlich.
Ich betrachtete sie voller Hass und kniff die Augen zusammen, während ich mich auf sie konzentrierte und alles andere um mich herum ausblendete. Ich schaffte es aus irgendeinem Grund, ihr mit meiner bloßen Gedankenkraft einen Stoß zu versetzten, sodass sie taumelte, ausrutschte und schließlich mit einem lauten Platscher ins Wasser krachte.
“Wirklich sehr spektakulär“, stimmte Liz ihr lachend zu.
Rosalie schnappte prustend nach Luft und wir verzogen uns, bevor sie uns weiter auf die Nerven gehen konnte. Immer noch lachend stiegen wir aus dem Wasser und machten uns auf, um unsere Sachen zu holen. Doch als wir uns umdrehten verstummten wir sofort. Vor uns stand Maleski und hatte die Hände in die Hüften gestemmt. “Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast Chase, aber ich werde nicht dulden, dass du jemals wieder Hand an einen anderen Schüler einsetzt!“
“Ich hab doch gar nicht...“, fing ich an, doch sie brachte mich mit einer Hand zum Schweigen.
“Nur weil du eine Nachfahrin der Schulleiterin bist, hast du von mir keine Sonderbehandlung zu erwarten, dass das ein für alle Mal klar ist!“ Ich schluckte, doch gab mich ungerührt: “Schade.“
Liz schlug sich die Hand vor den Mund um nicht laut los zu lachen.
Akila Maleski lächelte mich an. Falls man das noch Lächeln nennen konnte, es war mehr ein Zähnefletschen. Wenn ich nicht wüsste, dass es aussichtslos wäre, würde ich definitiv rennen!

Am Montagmorgen der darauffolgenden Woche stellte ich meinen Wecker früher als gewöhnlich. Und auch wenn ich es verabscheute nicht ausschlafen zu können, hatte ich mir trotzdem vorgenommen, meiner Oma vor dem Essen einen Besuch abzustatten. Ich hatte sie seit der Nacht meiner Heilung nicht mehr gesehen und wollte außerdem versuchen ihr ein paar Informationen über den Wettkampf zu entlocken. Aber hauptsächlich musste ich mich vergewissern, dass es ihr gut ging, nach allem was Mum mir gestern zum ersten Mal erzählt hatte. Gut ich war mir fast zu hundert Prozent sicher, dass sie genauso war wie sonst auch, aber ich hatte komischerweise ein schlechtes Gewissen. Warum auch immer.
Also machte ich mich fertig und stürmte aus meinem Zimmer. Ich klopfte leise und als ich keine Antwort erhielt, drückte ich die Türklinke nach unten und trat ein. “Oma?“, rief ich, da ich annahm, dass sie schon wach war.
“Ja, ich bin hier“, bekam ich gedämpft  zur Antwort. 
Ich trat durch eine Tür ihres Büros und fand mich in einem kleinen Flur wieder, welcher nebeneinander zwei Durchgänge besaß. Der eine führte in ein modern eingerichtetes Bad, soweit ich dies zu erkennen vermochte und der zweite war vermutlich Lady Devones Schlafzimmer, denn ich konnte ein Bett erblicken. Meine Oma kam aus dem Schlafzimmer und fragte, während sie an den Schrank neben mir lief und sich ein paar Pumps herauszog: “Warum bist du schon auf?“
Ich zuckte nur die Schultern und sagte stattdessen: “Glückwunsch zur Ernennung zur neuen Kanzlerin!“
“Danke“, erwiderte sie lächelnd.
“Du bist perfekt für den Posten.“
“Leider sieht das nicht jeder so.“
“Und das ist nichts, womit du nicht fertig werden würdest, oder?“
“Exakt“, meinte sie bestimmt und lief in ihr Büro. Ich trottete hinter ihr her und setzte mich aufs Sofa. Sie schloss die offenstehenden Fenster und fing an, irgendwelche Papiere auf ihrem Schreibtisch zu ordnen, die wohl wichtig sein mussten, da sie sie sehr sorgfältig auf einen Stapel legte.
“Mum hat mir gestern zum ersten Mal von meinem Vater erzählt“, fing ich an.
“War bestimmt kein schönes Gespräch“, bemerkte sie und verzog dabei wissend das Gesicht.
“Im Gegenteil, aber um ehrlich zu sein bin ich sogar froh, dass ich mein Leben ohne das Wissen, dass mein Vater ein totaler Griff ins Klo war, leben konnte.“
“So betrachtet ist da wirklich was dran“, lächelte sie leicht und sah auf.
“Aber ich habe immer wie von selbst angenommen, dass ich seinen Namen trage.“
Es erklang ein Lachen: “Na zum Glück tust du das nicht“ und danach sah sie friedlich in die Ferne und sagte: “Halte seinen Namen in Ehren.“
Ich wusste, dass sie damit meinen Großvater meinte, welchen ich leider nie kennenlernen durfte.
“Das werde ich“, versprach ich zuversichtlich und durchbrach schließlich die danach entstandene Stille erneut:
“Danke, dass du mir wegen Cole zugehört hast und nicht sofort eine Suchaktion gegen ihn laufen lassen hast.“
“Du wirst schon wissen was du tust, Violet. Ich kann dir nur nicht versprechen, dass ich ihm von jetzt an freundlich gesonnen bin, sobald ich herausgefunden habe ob sein Alibi stimmt, wird sich das ändern, oder auch nicht.“
“Immerhin ein Anfang...“
“Es ist schwer, sich mit dem Gedanken anzufreunden, vielleicht jahrelang einen Unschuldigen gejagt zu haben. Ich darf mir gar nicht vorstellen dem Mörder begegnet zu sein und ihn eventuell gehen gelassen zu haben!“ Sie hob entsetzt den Kopf, als wäre ihr dieser Gedanke erst gerade eben gekommen.
Ich schüttelte zweifelnd den Kopf.
“Andererseits muss es jemand sein der meine Familie abgrundtief hasst, dann hätte er es nicht unkommentiert gelassen ohne im letzten Moment seinen Triumph auszuspielen!“
“Du gibst nicht auf, ehe du ihn hast oder?“
“Ich gebe niemals auf!“
Ich hatte nichts anderes erwartet, denn ich würde es auch nicht tun. 
“So, jetzt müssen wir aber runter, ich muss euch ja noch alles zum Wettbewerb erklären“, damit klatschte sie in die Hände und setzte sie sich in Bewegung.

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