Teil 13 - Hoffnung

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Das blaue Leuchten, das aus Triss' Fingerspitzen zu fließen schien, gewann an Intensität, breitete sich aus und vermischte sich mit dem magischen Feld, das Yennefer erzeugte. Verstärkt wurde die Wirkung durch zwei Amulette, die die Zauberinnen auf Eskels Brust platziert hatten. Bereits seit über einer Stunde arbeiteten die beiden nun schon zusammen, um die vom Gift verursachten Schäden zu beheben. Triss hatte die Stasis, in der sich Eskels Körper seit drei Tagen befand, dafür aufgehoben. Die Zauberinnen intonierten einen gemeinsamen Spruch, eine Litanei, die sich in jedem dritten Vers unterschied, um dann wieder zu einem einzigen Spruch zu verschmelzen. Yennefer hatte sich dafür ausgesprochen, den alten Heilzauber "Alornis Hoffnung" zu wirken, der allen Schülerinnen in Aretusa im letzten Jahr gelehrt wurde, sofern sie im Fach Heilzauber abschlossen.

Die gemeinsame Intonation endete, das Leuchten erstarb.

Triss seufzte. „Ich kann keine wesentliche Besserung feststellen. Haben wir etwas falsch gemacht?"

Yennefer schüttelte den Kopf, die schwarzen Locken wogten um ihre Schultern. „Nein, der Zauber wurde korrekt ausgeführt, sonst wären die Ströhme nicht verschmolzen. Es hat nur einfach nicht gereicht." Sie blickte in Gedanken aus dem Fenster, ohne die Aussicht auf die Berge überhaupt wahrzunehmen. Sie hatten Eskel in eines der Turmzimmer verlegt, nachdem Geralt und Lambert es bewohnbar gemacht und den Kamin angeheizt hatten.

„So langsam weiß ich nicht mehr, was wir noch versuchen sollen. Leg ihn wieder in Stasis, Triss. Ich brauche eine Pause. Vielleicht fällt uns noch eine Lösung ein, wenn wir etwas ausgeruhter sind."

In der großen Halle fanden Yennefer und Triss die beiden Hexer und die Alchemistin in einer lebhaften Diskussion über die Formel eines speziellen Trankes vertieft. Auf dem Tisch lagen unzählige Bücher und Folianten, zum Teil aufgeschlagen, verteilt. Thalia hatte einige Bögen Papier mit Notizen gefüllt und ergänzte eine Formel gerade um eine Skizze, die das Herstellungsverfahren abbildete.

„So kann das nicht funktionieren, Lambert. Wenn wir die Essenz schon hier ..." Thalia deutete auf eine bestimmte Stelle in der Skizze. „ ... hinzufügen, dann bekommt sie zu viel Hitze und büßt einen Großteil der Wirkstoffe ein."

Lambert rollte genervt mit den Augen und zog einen besonders dicken, großformatigen Folianten unter den anderen Büchern hervor. "Aber genau so steht es hier in "Meister Gorlans Kompendium der Heiltränke". Genau so brauen wir seit mehreren Hexer-Generationen unsere Tränke. Und unsere Tränke wirken. Bloß, weil ihr Giftmischer in Oxenfurt alles anders macht, heißt das noch lange nicht, dass es so besser ist."

„Ich sage ja nur, dass eure Tränke vielleicht noch besser wirken würden, wenn ihr die Essenz erst zum Schluss hinzufügen würdet..."

Geralt, der auf der Bank Thalia und Lambert gegenüber saß, den Kopf genervt in die Hände gestützt, seufzte. „Hört auf zu streiten. Lambert, siehst du irgend einen Grund, warum es schlecht sein könnte, die Essenz erst zum Schluss hinzuzufügen? Ich sehe ihn nicht. Wenn Thalia meint, dass es so besser sei und dadurch keine Nachteile entstehen, dann lass es uns so machen. Sogar Vesemir hat öfters Rezepte von Meister Gorlan abgewandelt ..."

„Meinetwegen, schön, dann machen wir's so." Lambert gab dem Folianten einen unsanften Schubs, der diesen an den Rand des Tisches beförderte.

Yennefer setzte sich neben Geralt. „Macht ihr Fortschritte?"

„Es sieht so aus. Zwar sehr kleine, aber immerhin Fortschritte. Thalia hat die Leberenzyme der Krabbspinnen isoliert. Da diese Enzyme im Körper der Spinnen dafür sorgen, dass das eigene Gift abgebaut wird, sollten wir mit ihrer Hilfe ein wirksames Mittel herstellen können..."

„Das Problem ist nur ..." fiel ihm Thalia ins Wort. „ ... dass wir noch eine Möglichkeit finden müssen, die Enzyme vom Körper möglichst effektiv aufnehmen zu lassen. In den alten Hexer-Rezepten gibt es ein paar interessante Ansätze. Wie es aussieht, scheinen Mutagene am erfolgversprechendsten zu sein - zumindest wenn der Patient bereits körperlich damit verändert wurde, was ja bei Hexern der Fall ist. Aber da ich bisher noch nie mit Mutagenen gearbeitet habe, fehlt mir damit die Erfahrung."

Das Herz der Alchemie (The Witcher FF)Where stories live. Discover now