Teil 20 - Zerbrochen

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Hallo werte Leser,

dieses Kapitel ist wieder einmal sehr lang geraten. Mich kurzzufassen oder Texte zu kürzen gehört leider nicht zu meinen großen Stärken. Ich hoffe, es wird trotzdem nicht langweilig ...

Es gibt auch noch eine kleine Überraschung dazu: Ich habe das erste Kapitel einer neuen Geschichte hochgeladen - „Ewige Flamme". Dabei handelt es sich um ein kleines Lambert-Spin-off, das insgesamt drei Kapitel umfassen wird. Es setzt zeitlich nach Kapitel 20 meiner Hauptgeschichte an (also nach diesem Kapitel hier) und zeigt, wie Lambert in den Schlamassel hineingerät, in dem er bald schon stecken wird. Danach setzt sich die Handlung im "Herzen" (voraussichtlich ab Kapitel 22) fort.

Man muss das Lambert-Spin-off nicht lesen, um den weiteren Geschehnissen folgen zu können. Aber vielleicht interessiert es den ein oder anderen ja, was unser stets gutgelaunter Sonnenschein in der Zwischenzeit so getrieben hat.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. Wie immer sind mir Kommentare oder auch persönliche Nachrichten höchst willkommen, damit ich weiß, was euch besonders gefällt (oder vielleicht auch, was ihr nicht gut findet).

Viele Grüße

die Lady

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Kapitel 20 - Zerbrochen

Träge floss die rote, zähflüssige Substanz an den Wänden des Glasstabes hinunter, löste sich in der klaren, hellblauen Flüssigkeit, die sich bereits in dem Glaskolben befand. Die Chemikalien vermischten sich, reagierten miteinander. Die Farbe änderte sich von einem zunächst blassen Lila zu einem dunklen Smaragdgrün. Ein leichter, fast pfefferminzähnlicher Geruch breitete sich aus. Thalia tauchte eine Pipette in die Flüssigkeit, entnahm ein paar Tropfen und gab diese in eine flache Schale, die sie auf einem Tisch platzierte. Dann nahm sie den Anzünder zur Hand, ein langer, metallener Stab, an dessen Ende sich ein entflammbares Stück Leinen befand. Mit Hilfe einer Kerzenflamme setzte sie den Stoff in Brand, trat zur Seite und entzündete die Flüssigkeit in der Schale.

Eine Stichflamme bildete sich augenblicklich, die den gesamten Vorlesungssaal bis in die letzte Reihe in helles Licht tauchte. Ein erschrockenes Raunen ging durch den Raum, gefolgt von aufgeregtem Gemurmel. Thalia blickte in die überraschten Gesichter ihrer Studenten und lächelte zufrieden. Die Erstsemester ließen sich immer mit einfachen pyrochemischen Experimenten begeistern. Manches änderte sich eben nie.

Vieles andere hingegen schon. So hatte Thalia beispielsweise ihre blaue Magisterrobe, die sie bisher bei Vorlesungen getragen hatte, gegen einen Talar in ehrwürdigem Schwarz getauscht - der Farbe, die an der Akademie den Professoren vorbehalten war.

Sie löschte die Flamme, die nur noch klein in der Schale tanzte, mit einem Deckel und wandte sich an ihre Studenten.

"Was wir hier sehen konnten verdeutlicht, dass bereits eine geringe Beimischung von Rubedo ausreicht, um mit Vitriol eine hochentzündliche Verbindung einzugehen. Beide Substanzen für sich allein sind nicht entflammbar, zusammen bilden sie jedoch die Grundlage für viele Brandbeschleuniger oder Sprengstoffe. Wir machen nächste Woche weiter mit den nitrogenen Verbindungen. Lesen Sie dazu bitte zur Vorbereitung die Abhandlung von Aberloft und Gabor, deren Bibliothekssignatur hinter mir an der Tafel steht. Ich wünsche Ihnen allen eine lehrreiche Woche."

Die Studenten klopften mit ihren Fingerknöcheln auf die Tischplatten vor ihnen, applaudierten auf diese Weise ihrer Dozentin für die gelungene Demonstration. Der Vorlesungssaal leerte sich schnell, die letzten Zuhörer packten ihre Schreibutensilien zusammen und eilten zur nächsten Vorlesung.

Thalia räumte die benutzten Gläser und Schalen in das Reinigungsbecken. Natürlich hätte sie diese Aufräumarbeiten auch studentischen Helfern überlassen können - ein Privileg, das ihr als Professorin nun zustand. Doch sie bevorzugte es immer noch, diese Arbeiten selbst zu erledigen.

Das Herz der Alchemie (The Witcher FF)Where stories live. Discover now