Kapitel 1

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~Pov. Hoseok~
Müde kam ich Zuhause an und schloss die Wohnungstür auf. Als ich sie öffnete kam mir nichts als die Dunkelheit entgegen. Leise Seufzend betrat ich den Flur und schloss die Tür hinter mir, bevor ich mir meine Schuhe auszog. Es war schon sehr spät und draußen war es deswegen auch stockdunkel. Ich war noch lange mit Kollegen in einer Kneipe gewesen und wir hatten etwas gequatscht. Alkohol hatte ich keinen getrunken, da ich noch Auto fahren musste.

Motivationslos schlürfte ich den Gang entlang, bis ich im Bad ankam. Dort zog ich mich aus und sprang unter die Dusche. Das heiße Wasser entspannte meine Muskeln langsam und spülte meine Gedanken weg. Auch wenn sie später wieder kommen würden, für diesen Moment waren sie verschwunden.

Doch leider musste ich früher oder später wieder aus der Dusche kommen und tat dies auch. Mit einem Handtuch um meiner Hüfte lief ich in unser gemeinsames Schlafzimmer und suchte mir Klamotten heraus. Eigentlich hätte ich auch komplett nackt hier her gehen können, hier war sowieso niemand um diese Uhrzeit. So wie es die letzten Monate war. Yoongi arbeitete unglaublich viel an seinen Liedern, was ich natürlich einerseits toll fand. Ich freute mich, dass er eine Leidenschaft für sich entdeckt hatte, dennoch wäre es schön ihn auch mal länger als fünf Minuten pro Tag zu sehen. Das könnte ich ihm aber niemals so ins Gesicht sagen, weil ich wusste wie wichtig ihm das alles war und dementsprechend musste er auch viel arbeiten. So hatte er es mir zumindest erklärt und ich wollte ihm auch nicht im Weg stehen und so egoistisch sein.

Als ich einen frischen Schlafanzug hatte krabbelte ich in mein Bett und wartete einfach. Ich wartete jede Nacht, bis er endlich wieder kam. Es klang so, als würde ich besessen nach ihm sein, aber so war es nicht. Ich wollte einfach nur so viel Zeit wie es ging mit ihm verbringen. Auch, wenn es nur wenige Minuten waren, da wir beide sehr viel an einem Tag machten, sodass wir nach wenigen Minuten aneinander gekuschelt einschliefen. Manchmal kam er auch gar nicht wieder, sondern übernachtete im Studio. Das sagte er mir vorher aber nie, weswegen ich Stunden im Bett lag, bis ich irgendwann ungewollt einschlief. Da ich aber früh aufstehen musste war ich dann auch sehr müde und musste mich durch den Tag quälen. Trotz all dem hatte ich Yoongi nie etwas davon erzählt. Ich wollte ihn nicht daran hindern Musik zu produzieren, da das immer sein größter Traum war.

Leise seufzend nahm ich mir mein Handy und scrollte etwas auf Instagram, als ich plötzlich eine Art Klappern hörte. Dann ertönte das Öffnen und Schließen einer Tür. Leise Schritte waren zu hören, die immer näher kamen, als ich eine Gestallt in der Tür stehen sah. Plötzlich wurde das Licht eingeschaltet, weswegen ich erschrocken zusammen zuckte und meine Augen zu. „'Tschuldigung.", murmelte er leise und ging zum Kleiderschrank. „Schon gut.", erwiderte ich und legte mein Handy auf den Nachttisch neben mir. Er zog sich um und lief dann zum Lichtschalter, um das Licht wieder aus zu machen. Dann lief er langsam und vorsichtig auf mich zu und krabbelte neben mir ins Bett. Sofort kuschelte er sich an mich, was ich natürlich erwiderte, und er drückte seine Lippen sanft auf meine. Sofort durchfuhr mich ein angenehmer Schauer und mein Herz schlug um einiges schneller.

Leider war der Kuss schnell vorbei, da wir beide kaum noch Kraft für irgendetwas hatten und er ließ sein Kopf einfach auf das Kissen fallen. Ich unterdrückte einen frustrierten Seufzer und küsste ihm nochmal sanft auf die Stirn. „Gute Nacht.", murmelte ich leise, bekam aber keine Antwort. Kurz darauf hörte ich ein leises Schnarchen.

Sanft fing ich an ihm durch die Haare zu fahren. Wenn er wieder kam zwang ich mich immer wach zu bleiben, um die Zeit mit ihm genießen zu können, auch wenn er geistig nicht anwesend war. Doch das klappte nicht wirklich, so wie heute, und nach wenigen Minuten war ich ebenfalls eingeschlafen.

Langsam öffneten sich meine Augen und verschlafen blinzelte ich einige Male, bevor ich etwas sehen konnte. Doch erschrocken hielt ich die Luft an, als ich in Yoongis schlafendes Gesicht sah. Langsam schaute ich zur Uhr, die über der Tür hing. Es war nach elf Uhr! Normalerweise stand Yoongi bereits um sechs Uhr auf! Heute hätte ich eigentlich frei, weswegen mein Wecker nicht klingelte, doch Yoongi hatte seit über zwei Monaten nicht einen freien Tag gehabt. Und wenn, dann hatte er es mir immer gesagt.

Ich holte Luft, um ihm zu sagen, dass er aufstehen müsste und um ihn zu wecken, doch ich hielt inne, als ich seine tiefen Augenringe sah. Die hatte ich gestern gar nicht bemerkt. Außerdem hatte er eine trockene und spröde Haut und seine Haare sahen auch etwas fettig aus. Er vernachlässigte sich immer weiter, ohne dass er es anscheinend merkte.

Ich beschloss ihn einfach schlafen zu lassen und nicht zu wecken. Wenn er mal ein Tag nicht da war war das sicher auch nicht so schlimm. Gesagt getan. Ich schloss meine Augen wieder und drückte ihn etwas fester an mich. Nach wenigen Minuten hatte ich das Gefühl, als würde ich wieder anfangen einzuschlafen.

Erschrocken öffnete ich die Augen, als etwas zuckte. „Fuck!", rief Yoongi plötzlich und riss sich von mir los, ehe er aufstand. Noch etwas perplex und verwirrt setzte ich mich auf. „Yoongi was ist denn?", fragte ich. „Ich hab verschlafen! Es ist fast schon 13 Uhr!", schrie er mich fast schon an. Ich stand auf und lief auf ihn zu. Er stand vor dem Kleiderschrank und versuchte panisch etwas aus diesem zu finden. „Yoongi beruhig dich. Du fehlst so gut wie nie, sag doch einfach, dass du krank bist und lass uns doch mal wieder einen Tag zusammen verbringen." Ich wollte ihn von hinten umarmen, da lief er plötzlich schon zur Tür und verließ das Zimmer. Ich folgte ihm bis zum Bad, musste aber davor stehen bleiben, weil er die Tür zu geschlossen hatte. „Aber ich muss noch die Lieder fertig kriegen! Sie müssen Morgen fertig sein und ich muss noch so viel machen!" „Du hast die ganzen Tage damit verbracht, die sind sicher schon gut genug. Hätte ich dich vorhin geweckt, dann-" Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und er starrte mich an. Er hatte sich bereits komplett umgezogen, dies überraschte mich aber nicht mehr, da er immer wieder neue Rekorde aufstellte und das schon seit Wochen. „Du warst wach und hast mich nicht geweckt?!", schrie er geschockt und ich zuckte zusammen, da er eindeutig zu laut für meine Ohren schrie. „Ja, mein Gott! Du vernachlässigst dich immer mehr, du hast Augenringe bis zu den Knien!", sagte ich ebenfalls laut. „Man Hoseok spinnst du? Die Lieder müssen fertig werden, da brauch ich dich nicht auch noch, der mir dazwischen funkt!", brüllte er, lief zum Flur und zog sich blitzschnell die Schuhe an. Er ergriff seine Schlüssel, ging aus der Wohnung und knallte die Tür hinter sich zu.

Kleine Tränen kullerten über meine Wangen, diese wurden aber immer mehr und immer größer. Obwohl ich mich jeden Tag mit Freunden traf fühlte ich mich unglaublich einsam und alleine gelassen. Yoongis Worte machten die Sache auch nicht gerade leichter. Wieso war ich nur so dumm und hatte ihn nicht geweckt? Dann wäre er nicht so spät zur Arbeit gekommen und hätte mich nicht angeschrien, auch wenn ich ihm das nicht verübeln konnte.

Seufzend wischte ich mir die Tränen weg und lief wieder in unser Schlafzimmer. Dort zog ich mich um, nahm mir dann mein Handy und Portmonee und lief in den Flur. Da nahm ich mir meine Schlüssel und verließ die Wohnung. Ich musste hier weg.

The legend of X-HunterWhere stories live. Discover now