Kapitel 24

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Currys Atem zitterte. Großäugig starrte er Tobi an, der mit genauso angstgeweiteten Augen auf den Boden blickte. Sie standen zusammen atemlos an eine eiskalte Steinmauer gepresst, gerade einem tödlichen Schlag entkommen. Ein Schrei Durchschnitt die Luft und ließ die Beiden aufschrecken, waren sie doch nicht alleine, zusammen mit diesem abscheulichen Wesen hier gefangen, wie sie es angenommen hatten? Auch auf dem Gesicht des Kleineren machte sich Überraschung bemerkbar. Neben der Angst flammte nun wieder Neugier in dem Blonden auf und hätte Tobi ihn nicht festgehalten, wäre er sofort losgelaufen um zu wissen wer dort schrie. Das Geräusch schmerzte unerträglich in den Ohren sodass man hätte durchdrehen können. Mit einem Mal kehrte wieder Ruhe ein. Der Schrei war verklungen. Erst jetzt wagte sich der Jüngere um die Wand zu lugen, was er sah verschlug ihm den Atem und er hatte augenblicklich den Drang sich zu übergeben.

Keine 5 Meter weiter baumelte eine Leiche von einem Ast herab. Erst kürzlich getötet. Der Länge nach aufgeschlitzt, die Innereien hingen hinaus, das Gesicht war, wie zu einem Grinsen vom Mund aus aufgeschnitten und entstellt worden. Die Augen fehlten. Es waren nur noch leere, blutige Höhlen. Auch aus dem Rest des Körpers strömte Blut, troff auf den Boden und verklebte diesen. Sogar um diesen Körper hingen Tierkadaver, die genau so verstümmelt worden waren wie dieser Mensch. Ungläubig wandte sich der Große wieder ab, verstört von dem was er gesehen hatte. Er wisperte seinem Freund ins Ohr: "Tobi... wir müssen hier weg, schnell!", vor lauter Panik wäre er fast in Tränen ausgebrochen. Der Kleinere jedoch legte einfach seine Hand an dessen Wange und strich kurz beruhigend darüber bevor er ihn mit sich zog, auf der Suche nach einem neuen Versteck.

Kalte Regentropfen schlugen den Beiden ins Gesicht und durchnässten ihre Kleidung völlig. Durch den dichten Nebel erkannte man nur schemenhaft die Bäume, Häuser und Mauern, welche überall auf den Gelände verteilt waren. Plötzlich stolperte Curry und fiel beinahe in den Schlamm, konnte sich aber gerade noch an Tobi abfangen. Er vernahm ein leicht erschrockenes "vorsichtig" während er den Boden nach dem absuchte, was ihn hatte fallen lassen und entdeckte eine alte, hölzerne Klappe. Er stupste den Anderen, welcher ihn schon wieder weiter ziehen wollte, mit dem Ellenbogen an und deutete auf die Falltür. Ohne zu zögern packte Tobi den Eisenring und zog somit die morschen Bretter hoch. Zweifelnd blickte der Blonde in das tiefe Schwarz, das sich vor ihm aufgetan hatte, kletterte jedoch trotzdem schnell hinab, als er spürte wie Tobi langsam aber sicher die Geduld verlor. Mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem Boden, sein Begleiter einen kurzen Moment später. Mit einem quietschen schloss sich die Klappe wieder. Es war stockduster. Man hörte ein Klicken und eine kleine Flamme erhellte den Raum, welche von Tobis Feuerzeug ausging. Im schwachen, flackernden Licht konnte man eine Art Liege im Raum erkennen, daneben eine kleine Kommode, auf der sich eine alte Öllampe befand. Der Braunhaarige entzündete sie und packte sein Feuerzeug wieder in die Hosentasche. Der Rest Öl in der Lampe würde zwar nicht lange, aber wenigstens für ein paar Minuten brennen. Der Große hatte sich in der Zwischenzeit schon auf der Liege niedergelassen und versuchte wieder runter zu kommen. Dieser aufgehängte Körper vorhin hatte ihn irgendwie ein Stück weit an sich selbst erinnert. Vorsichtig tastete er über die langsam abheilenden Schnitte auf seiner Brust und über die etwas frischeren Wunden an seinem Bauch. Diese Verletzungen war zwar noch lange nicht so brutal, aber sie würden trotzdem jahrelang seinen Körper zieren. Gerade bei diesem Gedanken zwängte sich der Blauäugige neben ihn und legte einen Arm um den Körper des Blonden. Sprechen tat er dabei so wenig wie immer, andererseits sagte sein Tun umso mehr aus. Curry genoss die Berührung, die eine wohlige Wärme in ihm auslöste, auch wenn Tobis Hand eiskalt war. Es dauerte nicht mehr lange, bis der Blonde vor Erschöpfung, wenn auch nicht gewollt, in einen von Alpträumen geprägten Schlaf fiel.

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Drawing by myself

Split|CurrbiWhere stories live. Discover now