Kapitel 4

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„Du bist kein schlechter Mensch, Taehyung...“, sagte er mit einem schlechten Gewissen. Woher es kam? Er hatte ja selbst keine Ahnung, doch als er die traurigen Augen des anderen sah, welche wahrscheinlich endlich auf ein Wunder hofften, dass diese Markierungen endlich verschwinden, traf ihn dieses Gefühl erneut, wie der Blitz.

„Aber die Markierungen sagen etwas anderes.“ Taehyungs Blick senkte sich. Seine Stimme klang zerbrechlich, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.

„Scheiß doch auf die Markierungen. Sie sagen rein gar nichts aus!“, versuchte Jungkook ihn aufzumuntern, jedoch vergebens.

„Wie könnte ich sie einfach ignorieren, wenn ich immer deshalb angestarrt werde? Ich bin hässlich, sowie meine Seele.“, sagte der andere während seine Stimme immer leiser und trauriger wurde.

„Du bist nicht hässlich und deine Seele ebenfalls nicht.“

„A-Aber die Tattoos-“

„Ich gebe einen scheiß darauf was die Markierungen sagen und das solltest du auch!“, unterbrach ihn Jungkook. Er weiß nicht einmal warum es ihn auf einmal so interessiert wie es dem anderen geht, aber es ist nun einmal so und es schmerzt höllisch Taehyung auch nur anzusehen.

„Gib mir deine Hand“, sagte Jungkook, nachdem die Stille wieder eingekehrt war und keiner wusste was er sagen sollte.

Taehyung blinzelte. Die Verwirrung in seinem Blick ersetzte kurz die Trauer, doch dies hielt nur einige Sekunden an.

„Warum?“, fragte er ganz leise, während er seine Hände hinter seinem Rücken versteckte.

Jungkook rollte seine Augen.
„Tu es einfach, okay?“ Er streckte seine Hand aus welche Taehyung immer noch zögerlich musterte.

„Vertrau-“, Jungkook seufzte einmal. „Vertrau mir einfach, ja? Ich werde dich nicht verletzen. Ich will dir nur etwas zeigen.“ Taehyung zögerte noch immer einige Minuten danach, bevor er Jungkook ganz langsam seine Hand hinhielt und verlegen auf den Boden schaute.

Jungkook konnte nicht anders als zu bemerken, dass Taehyung wunderschöne Hände hatte, groß, aber lang und schlank, ganz weich mit sauber getrimmten Nägeln. Sie sind fast perfekt, jedoch waren die schwarzen rauen Tattoos, welche in die Haut eingemeißelt waren, irgendwie fehl am Platz. Die Rückseite seiner Hand war übersät mit den Markierungen.

Obwohl Jungkook seine Hand fest hielt, zitterte diese. Er sah so aus als wäre er kurz davor panisch wegzurennen, aber das tut er nicht und Jungkook war dadurch erleichtert.

„Nun lass uns mal gucken“, sagte Jungkook während er Taehyungs Hand umdrehte, sodass seine Handfläche zu sehen war.

„Also meine Oma ist tausend mal besser als ich darin“, sagte Jungkook entschuldigend. „Aber ich habe ein paar Sachen von ihr gelernt während ich ihr zugeguckt habe.“

Taehyung scheint durch seine Worte ruhiger, während er beobachtete wie Jungkook die Linien seiner Handfläche entlang strich.

„Du kannst Handflächen lesen?“, fragte Taehyung und Jungkook nickt. Eigentlich konnte er es nicht. Seine Oma war die wahre Expertin. Jungkook hatte sich niemals darum gekümmert etwas von ihrem Können zu lernen.

Es war eine kleine Lüge, jedoch fand Jungkook eine kleine Wahrheit in seinen Worten.

„Ah“, sagte Jungkook plötzlich und sofort lagen Taehyungs Augen auf Jungkooks.

Jungkook zeigte auf die Linie, welche sich bei Taehyungs Mittelfinger befand. „Ich wusste es“, fügte er noch hinzu.

„Was wusstest du?“, fragte Taehyung neugierig. „Was siehst du?“

„Diese Linie hier“, sagte Jungkook und lächelte schwach. „Diese Linie, gehört zu den Herzen, je länger sie ist, desto ein besseres Herz hast du. Siehst du? Du hast ein gutes Herz, Tae, eine gute Seele. Leute die auf deine Markierungen gucken sehen es vielleicht nicht, aber es ist da und das ist das was zählt, okay?“

„I-Ich-“ Taehyung zog seine Hand aus Jungkooks griff und hielt sie auf sein Herz. „Ich habe niemals- Ich habe niemals daran gedacht.“, sagte er mit glasigen Augen und Jungkook hofft nur, dass Taehyung jetzt nicht weint.

„Niemand hat mir je zuvor so etwas erzählt.“

„Naja jetzt habe ich es dir erzählt.“, sagte Jungkook ganz einfach. Taehyung gibt ihm ein schwaches lächeln, sodass Jungkooks Herz anfängt sich schmerzvoll zusammen zu ziehen.“

„Danke Jungkook.“, sagte er und Jungkook fühlte einen Kloß in seinem Hals. „Danke für alles.“

„Dank mir nicht.“, antwortete er. „Ich versuche nur zu helfen.“

„Ich bin-“, fing Taehyung an während er seine Finger über die Linie die Jungkook ansprach entlang fuhr. Seine Stimme war voller Hoffnung während er immer wieder über die Herzlinie strich. „Ich bin so glücklich.“

Jungkook wunderte sich warum er sich auf einmal noch schlechter fühlte.

Das ringen von Taehyungs Handy unterbrach die Gedanken der beiden. Taehyungs Blick war der selbe traurige Blick wie immer, als er die Nummer auf seinem Handy erblickte.

„Ich muss jetzt gehen.“, sagte er und Jungkook nickte in Erkenntnis, während seine Augen auf Taehyungs klingelndes Handy glitt.

Als Taehyung zügig davon ging, traf Jungkook ein kleiner Schauer. Jungkook kann seine Gedanken nicht abschalten. Es musste ein Fehler gewesen sein. Warum sollte sein Herz denn sonst so weh tun?

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Warum tut sein Herz wohl weh? hmm...

уσυя мαякѕ ❦ кσσкνWhere stories live. Discover now