29. Kapitel

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Tiana

Andrew saß hinter mir, seine Arme um mich geschlungen, damit er nicht von Liras Rücken fiel, als wir auf einen schneebedeckten Berg ankamen. Doch weit und breit war niemand zu sehen. "Wo sind wir? Wir können unmöglich schon da sein", meinte mein Freund und sah sich verwirrt um. "Du hast recht, ich glaube Katleen hat ab hier ihre Schutzzauber eingerichtet, damit Lira nicht mehr so schnell ist. Ab hier muss sie wohl laufen", antwortete ich und er nickte mir bestätigend zu. Neben uns ging es tief hinunter, ein Fjord floss durch die Schlucht der zwei Berge, auf dessen einer Spitze wir soeben angekommen waren. Der weiße Kapuzenumhang schützte mich ein bisschen vor der Kälte, die Eltern von Andrew hatten mir ihn zum Abschied geschenkt, als ich gestern voller Verzweiflung wieder bei ihnen war, um ihnen alles zu erzählen. Andrew hat es sich nicht ausreden lassen, mit mir zu kommen, er wollte an meiner Seite kämpfen, um jeden Preis. Dumbeldore hatte die magische Sperre nicht zerstören können, wir waren auf uns allein gestellt. Ich trieb Lira an und schon flogen wir förmlich über die eisbedeckte Landschaft, Schnee flog zu allen Seiten auf. Ich spürte Andrews heißen Atem in meinem Nacken und ich hoffte das er nicht von dem Zouwu herunter rutschen würde. Wir schwiegen, jeder war in seine ganz eigenen Gedanken versunken. Ich dachte an Mum und Dad. Wären sie jetzt Stolz auf mich, oder würden sie mich für Lebensmüde halten? Wohl eher Letzteres.  Ich fragte mich, wie man in einer solchen Landschaft nur wohnen konnte. Lira übersprang eine Spalte und als sie landete, krachte das Eis bedrohlich unter ihren Hinterläufen. Wir waren auf einem Gletscher! Der Boden brach unter ihren Füßen weg und ich befürchtete schon, wir würden in die Spalte stürzen, doch Lira schaffte es noch mit einem gewaltigen Satz aus der eisigen Todesfalle. Hoffentlich hatte sie sich nichts getan. Was würde passieren, wenn wir verlieren? Würde Katleen dann endgültig an die Macht kommen? Obwohl, sie wollte ja gar nicht über diese Welt herrschen, sondern die Gewöhnlichen unterdrücken. Gab es da einen Unterschied? Ich wusste es nicht. Mein Kopf schwirrte vor lauter Fragen und Eindrücken. Ich vergaß kurz die Welt um uns herum. So das ich beinahe von Liras Rücken gestürzt wäre, als diese abrupt bremste. Ich sah mit offenem Mund hinauf zu dem Drachen, der über einem Berg kreiste und sein lautes Brüllen erfüllte  die klirrend kalte Luft. Auf seinem breiten, blauen Rücken saßen zwei Gestalten mit schwarzen Umhängen. Der Frostklauendrache landete und ließ die eine Person herunter, nur etwa hundert Meter von uns entfernt. "Du kannst immer noch gehen...", fing ich an, doch er schüttelte den Kopf. "Vergiss es Tia, ich überlasse dir doch nicht den ganzen Spaß", antwortete er mit sarkastischem Tonfall. Die zweite Person, die noch oben saß sagte irgendwas und flog dann den Drachen wieder hinauf in den wolkenverhangenen Himmel, aus dem langsam die ersten Schneeflocken rieselten. Ich atmete tief durch und rutschte von Liras Rücken herunter. Andrew wollte mir folgen, doch ich hielt ihn zurück. "Nein Andrew, du musst versuchen dieses verdammte Reptil von uns fernzuhalten", sagte ich und nahm seine Hand. Noch einmal drückte ich sie und sagte: "Ich liebe dich. Pass auf dich auf" Er lächelte mich entschlossen an und sagte: "Ich liebe dich auch. Bitte, versuch nicht zu sterben, ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen" 

Der Zouwu blieb auf der Stelle stehen , wo er gehalten hatte, während ich mit klopfendem Herzen über die verschneite Ebene ging, immer auf Katleen zu. Ihre Anwesenheit löste ein seltsames Gefühl in mir aus. Kaum zu glauben, dass ich sie solange für meine Freundin gehalten habe. Ich war dumm zu glauben, Katleen könnte sowas wie wahre Freundschaft empfinden. Ich weiß nicht, welche Beziehung sie mit Tom oder mit Kludd führte, doch es spielte jetzt auch keine Rolle. Wir waren nur noch zehn Meter von einander entfernt, als wir stoppten und sie ihre Kapuze abnahm. Ihre weißen Haare wehten im Wind, das gesunde Auge war dunkelrot, das verletzte Weiß. Sie sah ihrem Vater damit so ähnlich, das ich es beinahe für ein DejuVu hielt. So war es auch beim Duell, bei dem Grindelwald und Dumbeldore gegeneinander gekämpft hatten. Die Kriegerin und die Erbin. Katleen lachte und ich beobachtete nun angespannt jeden Schritt von ihr, jede noch so kleine Bewegung als wir uns umkreisen wie zwei Löwen. Im Hintergrund dröhnten die peitschenden Schläge der Drachenflügel. Mein Atem war in der kalten Luft zusehen. "Und wieder stehen sich zwei zaubermächtige Personen gegenüber, beide wollen das beste für alle, doch ihre Sicht auf die Dinge ist so verschieden. Oh Tiana, hättest du jemals geglaubt, dass wir uns mal in so einem Kampf gegenüber stehen, als wir noch Kinder waren? Heute wird einer verlieren, doch wer es ist hast du nie gesehen, nicht wahr? Heute wird sich entscheiden, wer die bessere Hexe ist. Ich freue mich schon dich zu töten, doch sehe es positiv, sollte dies der Fall sein. Dann bist du wieder mit deinen Eltern vereint", sagte sie und ich knurrte. Der Wind heulte als ich mit dem Zauberstab auf sie zielte. "Du redest zu viel, Katleen", antwortete ich und der Kampf begann. Ich wich einem grünen Lichtstrahl aus und schickte eine Detonation ins Erdreich. Sie verwandelte sich in eine Krähe, schoss auf mich zu, mutierte vor mir wieder zurück und schlug mich mit einem kräftigen Faustschlag zu Boden. Im letzten Moment rollte ich mich zur Seite, als sie einen weiteren Zauber auf mich abfeuerte. Wo ich gerade noch gelegen bin, war der Boden voller Brandspuren, die nicht nur den Schnee, sondern auch das darunterliegende Erdreich weggebrannt hatte. Ich erschuf ein Schild und fing ihren nächsten Zauber ab, als wir von oben aus dem Himmel lautes Brüllen hörten. Wir sahen kurz auf und bemerkten, dass auch Rin und Lira angefangen haben zu kämpfen. Die beiden magischen Wesen lieferten sich mit ihren Reitern einen unglaublichen Kampf, der den Schnee mit rotem Blut tränkte. Noch während ich mich weiter mit Katleen Jones duellierte, kämpften beide so erbittert, das ihr Kampfgebrüll bestimmt Meilenweit zu hören  war. Da geschah es. "Andrew!", schrie ich, doch Katleens Ruf übertönte mich.

Kludd Varos

Ich setzte Kat am Boden ab, Rins starker Körper pulsierte vor Kampfeseifer. "Katleen, ich weiß das du es nicht von mir hören willst, aber ich liebe dich", sagte ich, doch ihre Miene war ausdruckslos, so dass ich nie erfahren würde, was sie über meine Worte dachte. Wir hatten uns einen Platz weit entfernt von Edward, der von Marie behütet wurde, ausgesucht. Sie würden ihn nicht finden, sollten sie das hier überleben. Ich ließ Rin wieder los fliegen, während sich Lovegood und Kat auf einander zu bewegten. Mein Blick fiel auf den Sorvo, mit dem Andrew und Tiana hier her gekommen war. Es wurde Zeit diesen Andrew zu eliminieren, das würde Tiana Lovegood aus der Fassung bringen. Ich steuerte auf den Jungen zu, während sich Katleen und Lovegood  duellierten. Der Zuowu wich dem ersten Eisblitz geschickt aus und ich wies Rin an, mit den gefährlichen, riesigen Klauen nach dem Löwenähnlichen Tier zu schlagen. Erneut wich der Zouwu aus, aber Rins Krallen zogen tiefe furchen in das gefrorene Erdreich und den darunter liegenden Stein, was Novartis zum Schlucken brachte. Rins massiger Körper war nicht so wendig wie der des Sorvos, das machte sich dieser Bengel zu Nutze. Der Löwe erwischte den Drachen mit einem Prankenhieb an der Flanke. Blut tropfte in den Schnee und färbte ihn Rot. Ganz von alleine holte Rin mit seinen langen Krallen aus und schlug nach dem Zouwu, ehe er sich außer Reichweite des Drachens befand. Er erwischte ihn an einem Vorderlauf und flog dann steil aufwärts. Seine mächtigen Schwingen wirbelten die kalte Luft auf und ich spähte zu Kat und Lovegood. Katleen wich gerade mit Hilfe ihrer Animagusgestalt einer Detonation aus und schlug Tiana nieder. Der Sorvo stieß sich vom Boden ab und Rin schnappte nach dem Wesen, verfehlte jedoch den Löwen, der hinter uns auf einem der Bergkämme landete und loslief, seine Spuren waren rot vom Blut. Ich jagte hinterher, so dicht über dem Boden, das der Schnee von dem kahlen Stein weggefegt wurde. Aus der Kehle des Drachen erklang ein siegessicheres Knurren, als wir den Zouwu und seinen Reiter auf eine steile Felswand zutrieben, die der Löwe unmöglich hinauf springen konnte. Der Zouwu stieß sich mit letzter Kraft ab, Rin öffnete das Maul weit, der Zouwu drehte sich 180 Grad in der Luft und seine großen Zähne versenken sich in dem langen Drachenhals. "Nein!", schrie ich sauer und zielte mit meinen Dolch auf den Reiter, der einen Fluch in die klaffende Wunde feuerte. Der Dolch flog durch die Luft und traf Andrew in der rechten Schulter, ich verfehlte nur knapp die Schlagader, da Rin in diesem Moment abstürzte, genau so wie der Zouwu. Verzweifelt schlug der Drache mit den Flügeln, um mich herum sah ich einen Wirrwarr aus Weiß und Grau, Rin schlug auf dem Boden auf und unter dem gewaltigen Gewicht des Reptils brach der Boden aus Eis in sich zusammen, anscheinend befand sich ein gewaltiger Hohlraum darunter. Ich kämpfte mich aus dem Sattel, während Rin in die Höhle hinunter stürzte und verwandelte mich in eine Schleiereule. Es krachte Laut, als der Körper des Drachen auf dem kalten Höhlenboden aufschlug. Ich schoss steil aufwärts und sah, wie etwas entfernt von dem Loch Andrew und der Sorvo lagen, der Junge regte sich nicht, während sich der Schnee um ihm herum rot färbte. "Andrew!", schrie Lovegood und rannte als Katze zu ihrem Freund, Kat war wie vom Donner gerührt. "Rin!", kreischte sie, nahm Krähengestalt an und schoss an mir vorbei in die Höhle, ich folgte ihr. Am Boden der Höhle angekommen verwandelte sie sich zurück und kniete neben Rins Kopf nieder, die gewaltige Brust des Drachen hob und senkte sich immer langsamer. "Nein, nein, nicht du, du darfst mich nicht verlassen", keuchte sie und legte ihre Hände auf das Gesicht von Rin. Der Drache sah sie traurig an und hob ein bisschen eine Vorderkralle und strich ihr über das Gesicht. Ich hatte Katleen noch nie weinen sehen. Der Drache, den sie von klein auf aufgezogen hatte, lag im Sterben. Aus seinen Nüstern drangen kleine Eiswolken, die Kat durch die Haare strichen und sie etwas vereisten, was sie ignorierte. Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf gegen die kalte Haut. "Du hast den Tod nicht verdient, es tut mir so leid", hauchte sie und küsste ihn auf die blauen Schuppen. Rin schloss das hellblaue Auge mit der lotrechten Iris, sein Herzschlag wurde langsamer, was ich mit meinen guten Ohren perfekt vernehmen konnte und schließlich hörte der Frostklauendrache auf zu atmen. "Lebe wohl, mein treuer Freund", hauchte sie und stand auf. Ihre Hand ruhte auf dem Kopf des Tieres. Ich verwandelte mich auch zurück und legte ihr von hinten eine Hand auf die Schulter, sie zitterte leicht. "Es tut mir Leid Kat, es ist meine Schuld", meinte ich, doch sie schüttelte den Kopf. "Nein, ist es nicht", antwortete sie und atmete tief durch. Sie drehte sich zu mir um und ich konnte nicht anders als sie auf die Stirn zu küssen, sie ließ es zu. Dann trat sie einen Schritt zurück und ihr unverletztes Auge leuchtete Rot auf, ihr Zornesschrei und die Magie, die aus ihr heraus brach, brachten die Höhle zum Beben, über den Boden zogen sich tiefe Risse, die sich Wege zu den Wände hinauf bahnten, kleine Eisbrocken zerbrachen in tausend Teile um dann wie in einem Sturm um sie herum zu wirbeln. "Dafür wirst du bezahlen Novartis!", hallte ihr Ruf durch die gesamte Höhle, noch nie zuvor war Katleen so furchteinflößend wie in diesem Moment.



Grindelwalds Heiress  (Grindelwald FF) #Wattys2019Where stories live. Discover now