Twelve

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~ 'Lego house' - Ed Sheeran ~

(Ihr müsst euch das Video zu dem Lied anschauen, zumindest alle, die Harry Potter mögen!!! Ich habe gekrietscht, als er sich umgedreht hat.)

LOUISE

"Weißt du was?" John und ich saßen immer noch aneinander gekuschelt auf dem Sofa. Gerade lief der Abspann von Shrek.
"Hm?" Mein Bruder drehte seinen Kopf zu mir runter. Ich hatte meinen auf seiner Schulter abgelegt.
"Ich würde so gerne die Zeit anhalten. Diesen Moment hier für immer andauern lassen."
"Wir könnten einfach abhauen. Ich habe ein Auto."
"Das geht doch nicht!" Ich verpasste ihm einen kleinen Klaps gegen die Brust.
"Warum nicht? Es ist gar nicht so weit bis zum Meer."
Die Vorstellung gefiel mir, aber das wäre nicht möglich.
"Aber morgen ist Montag. Wir haben Schule. Und was ist mit deinem - unserem - Dad?"
"Dad ist bis Dienstag auf einem Kongress in New York. Und die Schule...Wir könnten schwänzen. Ich bin achtzehn, ich kann mich selber krank melden...und du tust einfach so als wärst du deine - unsere - Mutter."
Die Tatsache, dass wir beide mit den selben Worten zu kämpfen hatten, ließ mich schmunzeln.
Ich war verrückt, aber der Gedanke zu schön. Ich wollte so gerne Zeit mit meinem Bruder verbringen und welche Gelegenheit war da besser?
"Okay. Aber nur bis übermorgen. Und ich muss mich vorher noch bei Mom entschuldigen."

Ich war total verrückt.

John fuhr mich nach Hause. Als wir vor unserem Haus standen, war ich kurz einfach nicht fähig auszusteigen.
"Louise? Du kannst das. Du bist so stark. Ich kenne dich gerade mal eine Woche, aber ich sehe so sehr das Leuchten in dir. Ich kann mir niemand anderes als meine Schwester vorstellen."
Ich war so gerührt von seinen Worten, dass ich nicht wusste, was ich antworten sollte. Also nahm ich einfach nur seine Hand in meine und verschränkte kurz unsere Finger ineinander.
"Ich hole dich morgen früh um neun hier ab und dann tun wir einfach etwas ganz verrücktes. Viel Glück mit Mom. Und vergiss deine Zahnbürste nicht." Sein Grinsen gab mir den letzten Mut, den ich noch gebraucht hatte. Er hatte mir vorhin angeboten, dass er mich bei meinem Gespräch mit Mom unterstützen würde, doch ich hatte abgelehnt. Ich wollte das alleine wieder auslöffeln.

Dieses Mal rief ich nicht als ich die Tür schloss. Mir steckte ein riesiger Klos im Hals und ich bekam kein Wort heraus, angesichts dessen, was mir jetzt bevor stand. Ich würde mich entschuldigen.

Mom saß auf dem Sofa. Sie schaute sich einen Film an und ich wusste sofort welchen. Jede Sprechszene kannte ich auswendig. Mom und ich konnten die Dialoge endlos nachquatschen, so oft hatten wir das ganze schon zusammen gesehen und meist gingen wir uns dann sogar selbst auf die Nerven. Oh nein, wenn ich an die schönen Zeiten dachte, kamen mir schon wieder die Tränen. Ich war heute wirklich nah am Wasser gebaut. Es riss mir das Herz heraus bei dem Gedanken daran, was ich ihr vorhin an den Kopf geworfen hatte, und ich konnte nicht anders als vor Reue aufzuschluchzen und die Hände vors Gesicht zu werfen. Wie gerne würde ich mich einfach in die Arme meiner Mommy werfen.

"Liese!" Allein dass sie mich mit diesem uralten, liebevollen Spitznamen ansprach, obwohl ich ihr vorhin gesagt hatte...
"Oh Mom... Es - es tut mir so leid. Ich...ich wollte das vorhin alles überhaupt nicht. Ich liebe dich doch und ich würde dich niemals eintauschen wollen. Du bist doch meine Mom...meine Mommy. Es ist mir egal, was du getan hast und du hattest garantiert einen bestimmten Grund dafür. Du hast mich großgezogen! Wie konnte ich nur so blöd sein, dir zu sagen, dass..." Ich bekam die Worte nicht noch einmal über die Lippen. "Du bist das Wichtigste in meinem Leben und das wird sich auch nie ändern-"

Ich konnte nicht mehr weitersprechen, denn ich wurde von meinen Tränen erstickt. Und plötzlich spürte ich nur noch Wärme und Dunkelheit. Das starke Gefühl von Geborgenheit, das mir nur die Arme meiner Mommy geben konnten. Hemmungslos schluchzte ich in Moms honigbraune Haare und krallte meine Finger in ihren bunten Pullover.

Changes | AbgebrochenWhere stories live. Discover now