Thirteen

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~ 'The Great Escape' - Patrick Watson ~

LOUISE

Der Abend gestern war schön gewesen. Nachdem Mom und ich alle Tränen überwunden hatten, hatten wir den Film weitergeschaut, den sie angefangen hatte. Als er zu Ende gewesen war, war es schon nach zehn gewesen, doch da wir beide noch Hunger hatten, hatten wir beschlossen trotzdem noch Nudeln zu kochen. Ich hatte Musik angemacht und es hatte damit geendet, dass wir zu Songs wie Sugar von Maroon 5 oder Slow it down von Amy McDonald durch die Küche getanzt und laut gesungen hatten. Dummerweise waren uns dann die Spaghetti etwas zerkocht. Kochen war einfach nicht so unsere Spezialität. Beim Essen dann hatten wir viel geredet. Dabei hatten wir aber das Thema Familie gekonnt umschifft. Ich hatte meiner Mom von der neuen Schule erzählt und von Sunny. Bevor ich ins Bett gegangen war, konnte ich nicht anders, als eben jene noch anzurufen und ihr ALLES zu erzählen. Von vorne bis hinten und von hinten bis vorne. Sie war erst etwas sauer gewesen, dass ich sie um halb zwölf aus dem Bett geklingelt hatte, aber als sie hörte, was los war, war sie sofort hellwach. Wir hatten fast zwei Stunden geredet und danach war ich wie eine Moorleiche ins Bett gefallen.


Jetzt gerade saß ich, in mein bestes Hello Kitty Handtuch gewickelt, auf dem Badewannenrand und putzte mir die Zähne. Es war Montagmorgen und eigentlich sollte ich jetzt schon in der Schule sein, doch John und ich wollten ja... Ja, was wollten wir eigentlich machen? Naja, ich baute einfach mal darauf, dass er sich etwas überlegt hatte. Jedenfalls hatte ich gerade geduscht (endlich, das war schon seit gestern morgen überfällig) und war jetzt dabei, mich fertig zu machen. Mom hatte mich in der Schule krank gemeldet - ich hatte ihr gestern von Johns und meinen Plänen erzählt - bevor sie auf Arbeit gefahren war.

Scheiße, wie spät hatten wir es eigentlich? Wann wollte John nochmal kommen? Mist, ich hatte gar nicht auf die Uhr geschaut, als ich aufgestanden war. Man, ich konnte manchmal so ein Dummkopf sein! Schnell schloss ich die Badezimmertür auf und lief mit nassen Füßen zurück in mein Zimmer, die Zahnbürste noch im Mund. 8:43 Uhr. Aber wann wollte John da sein? Halb zehn? Um neun? Ich war mir fast sicher, dass er um neun gesagt hatte. Shit, um neun! Das war in einer viertel Stunde und ich hatte weder etwas gepackt, noch mich fertig gemacht oder etwas gefrühstückt.

Dann jetzt aber dalli, Louise!

Ich sprintete zurück ins Bad und spuckte als erstes mal die Zahnpasta aus. Jetzt...jetzt brauchte ich was zum Anziehen! Ähh...Jeans, aber vorher noch Unterwäsche. Also zurück in mein Zimmer. Was musste ich denn eigentlich alles mitnehmen?! Verdammt...

Hektisch hetzte ich hin und her, teilweise auf einem Bein, weil ich mir einmal meinen nackten Zeh am Türrahmen anstieß, was scheißeweh tat. Ich warf allerhand Kram in meinen großen Wanderrucksack und bemerkte dabei nicht, dass ich bis jetzt nur einen BH und Jeans anhatte. Zwischendurch stopfte ich mir noch die von Mom fertig geschmierte Honigbrötchenhälfte in den Mund und lief mindestens fünfmal planlos die Treppe hoch und wieder runter. Die Zeit, Mo noch zu füttern nahm ich mir nicht, da er sowieso nur bettelte und vorhin schon etwas bekommen hatte. Der Preis dafür war, dass ich mir die ganze Zeit sein ewiges Gemaunze anhören musste. Gerade war ich dabei, das Unmögliche zu versuchen und meinen Trekkingrucksack zu zu bekommen, als es an der Tür klingelte. Ich grinste, denn ich war so gut wie fertig.

Völlig außer Puste öffnete ich die Haustür und strich mir eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Hi", begrüßte ich John. "Ich bin so gut wie fertig, muss nur noch meinen Rucksack holen."
"Du siehst ja echt heiß aus." John hob grinsend eine Augenbraue.
"Was?" Ich war verwirrt.
"Naja...dein Oberteil. Oder eher dein nicht vorhandenes Oberteil." Er konnte sich das Lachen nicht wirklich verkneifen.
Ich schaute an mir herunter und sah es auch. Ich hatte doch tatsächlich vergessen, mir ein T-Shirt überzuziehen. Oh, verdammt, ich war manchmal echt dämlich.
"Tja, man weiß ja nie, wer vor der Tür steht.", gab ich mich cool. Immerhin ließ mich meine Schlagfertigkeit nie im Stich.
"Hm, da hast du Recht. Also wegen mir musst du dir kein T-Shirt anziehen."
"Hast du's schon wieder vergessen? Du bist mein BRUDER." Ich sprach das letzte Wort extra langsam und deutlich aus.
"Ach jaaa!", er spielte doch tatsächlich den Überraschten, "Wie konnte ich das vergessen. Schaaadee..."
"Pfff, du Idiot!", schnaubte ich und lief zurück ins Haus, um mich anzuziehen und mein Zeug zu holen.

Changes | AbgebrochenWhere stories live. Discover now