Fivteen

39 6 31
                                    

~ 'Lost boy' - Ruth B ~

LOUISE

"Oh Gott!" Völlig erschöpft ließ ich mich in den warmen Sand fallen. Die Strahlen der untergehenden Sonne brannten auf meiner heißen Haut und der Schweiß lief mir in sinnflutarigen Bächen die Stirn hinab. Vielleicht war es doch keine schlechte Idee, sich noch einmal ins kühle Nass zu wagen? Zumindest in meiner jetzigen Verfassung könnte ich das eiskalte Wasser auf meinem Körper gut vertragen.

"Kom nu, Louise! Spiel noch eine Runde mit!", rief Mads. Mads, das war einer der Typen, die uns beim Mittagessen einen guten Appetit gewünscht hatten. Der andere hieß Kai. Kai und Mads kamen aus Dänemark und machten zusammen mit ihren beiden Freundinnen hier Urlaub. Diese waren gerade zu einem Holi-Festival aufs Festland gefahren, wo Mads und Kai nicht hin wollten. Stattdessen hatten sie uns aufgefordert mit ihnen eine Runde "Volleyball" zu spielen, was man jetzt aber nicht wirklich so nennen konnte, da uns erstens zu viert noch einige Mitspieler für eine richtige Partie fehlten und es zweitens in Dänemark wohl ein paar ganz andere Regeln zu geben schien als in Amerika. Kurz: Das Einzige, was etwas mit Volleyball zu tun hatte, war der Ball. Mads und Kai beherrschten ihre Spielkreation nahezu perfekt, John und ich dagegen eher... mäßig. Okay, wir waren grottenschlecht.

Die beiden waren genauso, wie man sich einen typsichen Nordeuropäer vorstellte, es fehlte nur noch die quietschgelbe Regenjacke. Mads hatte rote Haare und sah ein bisschen aus wie eine Mischung aus Ed Sheeran und dem süßen Mr. Bingley aus Stolz und Vorurteil, dem besten Freund Mr. Darcys (Ich persönlich würde mich ja für Bingley anstatt für Darcy entscheiden). Nur der lustige Vollbart und dass er groß wie ein Bär war, passte nicht so ganz in dieses Bild. Am Anfang war er eher etwas still und schüchtern gewesen, zumindest schüchterner als Kai, hatte dann aber genauso vollsten Spieleinsatz gezeigt. Seine trockenen, pragmatischen Kommentare mit der tiefen Stimme zwischendurch waren der Knaller.
Kai dagegen hatte strohblondes Haar und ein Dauergrinsen, das von einem Ohr zum anderen reichte. Seine Art war locker und aufgedreht, eben total der coole Spaßvogel, während Mads eine ewige Ruhe ausstrahlte und mit seiner breiten Brust sofort den Wunsch weckte sich in seine sicheren, starken Arme zu werfen. Kai konnte wahrscheinlich bei jeder Frau landen und war auch ganz schön von sich selbst überzeugt, aber auf die lustige, sympatische Weise. Er flirtete unentwegt mit mir. Doch ich war mir sicher, dass es nicht ernst gemeint war, da er mindestens fünf Jahre älter als ich und einfach nicht der Typ war, der sich an minderjährige Mädchen ranmachte.

Die Aufforderung von gerade eben stammte von Mads, der kein bisschen Erschöpfung zu zeigen schien, genauso wie Kai.

"Nein", keuchte ich. "Lass mal. Ich bin völlig breit." Kurzerhand beschloss ich dem Bedürfnis, mich nach hinten in den Sand fallen zu lassen, einfach nach zu kommen und schon galt mein Blick den septemberhimmelblauen Weiten über mir. Bis sich plötzlich Kais Gesicht in mein Blickfeld schob.

"Wir werden doch wohl nicht schon schlapp machen, hübsche Lady?"
"Doch, werden wir."
"Och kooommm. Nur noch eine Runde. Wir lassen euch diesmal auch gewinnen." Sein Hundeblick zog bei mir absolut nicht.
"Das habt ihr bei den letzten drei Runden auch schon gesagt."
"Jetzt aber wirklich."

Nun erschien auch Mads' Gesicht neben Kais.

"Was ist los?" Sein Akzent klang so niedlich... Bei Mads war er viel stärker zu hören als bei Kai, dessen Englisch fast perfekt war.
"Louise will nicht mehr spielen."
"Ja. Ganz ehrlich, Jungs, es hat übelst Spaß mit euch gemacht, aber es war verdammt anstrengend und außerdem ein echt langer Tag." Der Tag war wirklich lang gewesen. John und meine Tour zum Leuchtturm hatte sich doch als länger herausgestellt als gedacht, sodass wir bestimmt drei oder vier Stunden durch die Pampa gelatscht waren. Es hatte sich gelohnt, ja. Die Aussicht von da oben war echt großartig gewesen und der Kuchen in dem kleinen, gemütlichen Restaurant nebenan auch, aber meinen Füßen war es definitiv zu viel.

Changes | AbgebrochenМесто, где живут истории. Откройте их для себя