Twenty-Two

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~ 'Four Years of Chances' - Margo Price ~

LOUISE

„Alles irgendwie komisch, oder Mo?", fragte ich meine Katze, die es sich auf meinem Bauch gemütlich gemacht hatte. 

„Mau."

„Ja, ich weiß, es ist schön. Aber es ist auch neu und komisch. Erst waren da nur Mommy und du und ich und jetzt sind wir auf einmal zu viert. John ist irgendwie schon ein Teil von all dem, er ist einfach wie ein bester Freund. Aber mein Vater... Er kann ja nicht mein Freund sein. Nur... ist er auch nicht wirklich mein Vater. Er ist einfach ein Mann, den ich kaum kenne, aber jetzt sehr oft sehe. Wie den Vater eines besten Freundes. Aber nicht wie mein Vater."

„Mau."

„Ach, Mo. Du hast ja recht, ich soll mich einfach freuen. Aber weißt du, es ist irgendwie gar nicht so leicht mit der Situation klar zu kommen. Ich weiß immer nicht so ganz was ich sagen soll. Es gibt ja auch absolut niemanden, der einem sagen kann, wie mans machen soll. Man kann fast alles im Internet finden, aber die richtigen Worte... Es ist einfach jedes Mal komisch. Und meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich sollte was Sinnvolles tun."

„Mau." Mo schaute mich an, als wollte er sagen: Dann mach mal!

Dad bemühte wirklich, wieder Teil unseres Lebens zu sein und lud uns sehr oft zu irgendwelchen Familienausflügen ein. Ja, es war schön. Insgesamt. Und es war auch schön, dass meine Eltern sich wieder vertrugen. Aber ich wusste einfach nie so recht, was ich zu meinem Dad sagen sollte. Er war zwar mein leiblicher Vater – er benahm sich auch wie einer – aber da fehlte trotzdem etwas. Die Erinnerungen.

Er machte alles richtig. Nur ich lag im Konflikt mit mir selbst. Und ich wollte es auch nicht aussprechen, weil es mir so leid tat. Dad tat alles für mich. Er war großherzig und hilfsbereit und geduldig und... Er war der perfekte Dad. Und ich schaffte es nicht, die perfekte Tochter zu sein.

Ich musste dringend diese blöden Gedanken loswerden. Ich brauchte eine Beschäftigung. Sonst würde ich den ganzen Nachmittag nur herumsitzen und mich heute Abend unterbeschäftigt und schlecht fühlen, weil ich nichts Produktives zustande gebracht hatte. Außerdem würden mich meine Gedanken noch irgendwann erdrücken.

Seufzend hob ich meinen Kopf aus dem Gras. Ich hatte mich in den Garten auf unsere Wiese gelegt und versucht diese letzten warmen Tage des Jahres voll auszukosten. Bald schon würde der Wind frischer werden und diese Farbpalette an Blättern von den Bäumen wehen. Bald schon würde ich eine Jacke brauchen. Bald schon würde der Sommer endgültig vorbei sein.

Ich musste mir auch jetzt sehr bald einmal die Angebote verschiedener Universitäten und Colleges anschauen müssen. Ich war im Abschlussjahr der Highschool, das hieß es waren nur noch ein paar Monate bis zu den Prüfungen und ein dreiviertel Jahr, bis ein neuer Abschnitt meines Lebens anfangen würde. Das Problem war, dass ich noch gar nicht so eine große Vorstellung hatte, was ich denn eigentlich später machen wollte. Es gab viele tolle Berufe, aber keiner von ihnen war so, dass ich ihn mein ganzes Leben lang ausüben wollte. Medizin und Forschung waren eigentlich nichts für mich. Ich konnte mir mich absolut nicht den ganzen Tag in einem Labor mit weißem Kittel vorstellen. Und Medizin würde sehr schwer und anspruchsvoll werden. Ich war keine schlechte Schülerin. Eher im oberen Mittelfeld. Wenn mich ein Thema interessierte, dann konnte ich darin auch sehr gut sein. Aber wenn mir jemand trockene Fakten über den amerikanischen Bürgerkrieg oder die klimatischen Auswirkungen irgendwelcher Winde erzählen wollte, schaltete mein Kopf ab. Anwendungsaufgaben fielen mir recht leicht, während meine Mitarbeit manchmal wirklich katastrophal sein konnte. Aufhören zu Reden war wirklich nicht meine Stärke.

Changes | AbgebrochenWhere stories live. Discover now