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᳓Dᴏɴ'ᴛ ᴛʜɪɴᴋ ᴀʙᴏᴜᴛ ɪᴛ ᴀɴᴅ ʏᴏᴜ'ʟʟ ʙᴇ ғɪɴᴇ᳓

Hyunjin

Es war, als würde Felix durch mich hindurch sehen.

Sein Blick war starr auf mich gerichtet, seine Augen waren leer und kein einziger Funken schimmerte darin. Sogleich wurde ich von dieser ästhetischen Schönheit angezogen, spürte, wie ich unter seinem Blick tatsächlich sogar etwas nervöser wurde. Meine Vorstellungen hatten sich alle verflüchtigt, allein schon durch seine bloßen Augen, in denen so viele Gefühle waren und gleichzeitig auch überhaupt keine. Es war... seltsam und gleichzeitig so faszinierend und mein anfängliches Misstrauen, hatte sich ebenso völlig in Luft aufgelöst. Felix war besonders und das spürte ich schon jetzt.

,,Hey", begrüßte ich ihn mit leiser Stimme und hoffte innerlich, dass auch ich eine Begrüßung bekommen würde. Da wir nun für eine Zeit zusammen wohnen würden und jeden Tag miteinander verbringen mussten, war es nur schlau, dass wir uns auf anhieb verstanden. Zuhause wollte ich keinen Ärger veranstalten. Meine Mutter konnte das gerade selbst nicht gebrauchen und Felix war unsere Chance, zu zeigen, dass wir als Familie dennoch funktionieren konnten. Außerdem würde ich schon gerne die Stimme des Jungen hören und ich war mir sicher, dass diese genauso wunderschön sein würde, wie er selbst.

Doch leider erhielt ich keine Antwort, sondern nur einen weiteren, undefinierbaren Blick und dann wandte er sich einfach von mir ab und sprach mit gesenkter Stimme mit dem älteren Mann. Verblüfft davon, beobachtete ich das Ganze einfach nur und wandte meinen Kopf dann langsam zu meiner Mutter. Auch sie schien perplex zu sein, da Felix mich offensichtlich ignoriert hatte oder ignorieren wollte. Er hatte ganz deutlich und klar gehört, dass ich ihn begrüßt hatte und so, wie ich es kannte, grüßte man zurück. Wirkte ich etwa zu unfreundlich? Zu aufdringlich? Was es auch war... Ich müsste das alles später noch mit ihm regeln. Schließlich musste ich ihm auch seine neue Schule zeigen und ihn meinen Freunden vorstellen.

,,Also dann, Felix.. Wir werden dich vermissen", verabschiedete sich der Mann herzlich und umarmte den überforderten Jungen. Auch hier hatte ich auf eine Reaktion seinerseits gehofft, doch erneut kam davon nichts und stattdessen nickte er nur einmal, schnappte sich seine Koffer und folgte meiner Mutter zum Auto. Leise musste ich seufzen, da es wohl oder übel viel schwieriger mit ihm werden würde. Ich kannte ihn nicht und es schien auch nicht so, als würde er mich auf irgendeine Art und Weise mögen. Eher war es so, als verabscheute er mich bereits, ohne mich zu kennen. Als sich jedoch eine Hand auf meine Schulter legte, zuckte ich leicht zusammen und erkannte den Mann, welcher mich warm anlächelte, obwohl ich die Trauer in seinen Augen deutlich sehen konnte.

,,Lass ihm Zeit", meinte er zu mir und sofort wusste ich, dass er von Felix sprach. Natürlich. Von wem auch sonst? ,,Er hatte es in seiner Vergangenheit immer ziemlich schwer und ist bei Fremden nun deutlich vorsichtiger. Aber das wird schon, da bin ich mir sicher." Verstehend nickte ich und verbeugte mich kurz als Dank, da ich bereits meine ungeduldige Mutter hören konnte. Ich hatte mir tatsächlich sogar schon gedacht, dass etwas anderes hinter dem Verhalten von Felix stecken musste, aber darüber sollte ich mir jetzt keine Gedanken machen. Viel eher war es wichtig, dass er bei uns Zuhause ankam und sich in den Wochen auch an die neue Umgebung gewöhnen konnte.

,,Ich komme ja", seufzte ich leise und folgte nun endlich den beiden, damit wir nach Hause fahren konnten. Noch immer war ich ziemlich neugierig und wollte die Stimme von Felix hören, welcher sich nach hinten gesetzt hatte und keine Kenntnis davon nahm, als ich mich nach vorne setzte. Seinen Blick hatte er nach draußen gewendet und doch konnte ich in seinen Augen noch immer nichts lesen. War er traurig? Vermisste er die Personen hier jetzt schon? Oder war er glücklich darüber, endlich mal in eine Familie zu kommen, die sich auch gut um ihn kümmern würde? Was auch immer er fühlte oder dachte, er ließ sich davon rein gar nichts anmerken.

Fast so, als hätte er gar keine Gefühle.

𝐅𝐚𝐫𝐛𝐞𝐧𝐛𝐥𝐢𝐧𝐝 ✦ 𝖧𝖸𝖴𝖭𝖫𝖨𝖷 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt