🖤•Color 49•🖤

1.1K 115 12
                                    

᳓ɪ ʜᴀᴛᴇ ʟɪᴠɪɴɢ' ᴡɪᴛʜᴏᴜᴛ ʏᴏᴜ. ᴅᴇᴀᴅ ᴡʀᴏɴɢ ᴛᴏ ᴇᴠᴇʀ ᴅᴏᴜʙᴛ ʏᴏᴜ. ʙᴜᴛ ᴍʏ ᴅᴇᴍᴏɴs ʟᴀʏ ɪɴ ᴡᴀɪᴛɪɴɢ'. ᴛᴇᴍᴘᴛɪɴɢ ᴍᴇ ᴀᴡᴀʏ᳓

Hyunjin

Verzweifelt beobachtete ich Felix und wusste einfach nicht, was ich ihm überhaupt noch sagen sollte. Alles erschien mir falsch zu sein und würde seinen Zustand noch verschlechtern, aber ich konnte schlecht hier schweigend sitzen und nichts sagen. Dabei erkannte ich, dass ich Felix nicht helfen konnte. Er brauchte nicht meine Hilfe, sondern bloß meinen Beistand. Was er brauchte, war psychologische Hilfe, um alles erlebte Aufarbeiten zu können, damit klarzukommen und seine Depressionen zu akzeptieren und mit ihnen zu leben. Vielleicht erschien es im ersten Moment nicht so, aber Depressionen konnten geheilt werden. Auch wenn sie nie für immer weg sein würden.

,,Magst du mir erzählen, wie du dich fühlst?", fragte ich Felix schließlich leise und drückte sanft seine Hand, versuchte, ihn dazu zu animieren, aber zu meiner Überraschung blitzte etwas Wut in seinen Augen auf und er entzog mir ruckartig seine Hand. ,,Wie soll ich das tun, wenn ich selbst keine Ahnung habe?", fauchte er mich an und zog seine Hände zurück, schob seine Ärmel darüber und dennoch sackten seine Schultern sofort wieder ein. ,,Ich verstehe meine Gefühle und meine Gedanken doch selbst nicht, wie soll ich es euch dann erklären? Lasst mich doch einfach damit in Ruhe und lasst mich einmal, wenigstens einmal atmen!"

Schwer schluckte ich und fühlte mich augenblicklich schlecht, weil ich nicht besser auf die Formulierung geachtet hatte. Dabei war mir bewusst, dass es nicht einfach sein würde und es schwer war, etwas zu erklären. Vielleicht würde ich es selbst nicht einmal verstehen, weil ich solche Gefühle nicht verspürte, aber es reichte mir. Ich dachte immer, es wäre das Beste für ihn, wenn wir nicht darüber sprachen, aber offensichtlich war dem nie so gewesen. Nie wollte ich Felix zwingen, aber manchmal musste es wohl so sein und darum nahm ich wieder seine Hand und drückte diese einmal.

,,Dann versuch es. Versuch es, zu erklären. Und wir beide werden dann herausfinden, was das zu bedeuten hat."

Mit großen Augen sah mich der Jüngere an und schluckte einmal kaum merklich. Ich konnte sehen, dass er sich für seinen kleinen Ausraster hasste und verfluchte, aber es musste wohl raus und ich wusste, dass diese Wut nicht an mich gerichtet war, sondern an seine Dämonen im Kopf, die ihm Sachen einredeten und ihn in tiefe Verzweiflung schickten. Tief atmete er darum durch und nickte einmal leicht, umfasste meine Hand mit seiner freien und dachte etwas nach, spielte dabei mit meinen Fingern und suchte nach passenden Worten.

,,Ich fühle mich... innerlich tot und leer, weißt du? Etwas wie Freude habe ich lange nicht mehr empfunden und stattdessen ist nur Traurigkeit und Müdigkeit da. Die Aufmunterungsversuche von Chan haben nie etwas gebracht, auch wenn ich es so aussehen habe lassen. Irgendwann lernt man, wie man gezielt seine Maske einsetzt. Für mich erscheint alles hoffnungslos, mein Wille zum Leben ist verschwunden und in ein tiefes Loch gefallen, aus dem ich es nicht herausholen kann. Und die Welt... sehe ich nicht mehr in Farben. Alles erscheint für mich grau und trostlos zu sein und auch wenn ich Farben sehen will, tue ich es nicht. Ich bin jeden Tag müde und möchte nicht mal vom Bett aufstehen, ich möchte nichts machen und manchmal möchte ich nicht einmal mehr atmen. Früher habe ich gerne getanzt, doch nun? Nun schaffe ich es nicht mehr, weil ich mich geistlich einfach nur noch erschöpft fühle.

In einem Augenblick habe ich das Gefühl, als würde ich es vielleicht schaffen, aber das ist nie passiert. Und selbst wenn ich schlafen will, kann ich nicht einschlafen, weil meine Gedanken mich wach halten, mich quälen und ich fange an, mich immer mehr selbst zu hassen. Schließlich ist es alles meine Schuld, richtig? Ich trage selbst Schuld an meinem Zustand und während bei anderen die Trauer oder die Verzweiflung nach einigen Tagen etwas abklingt, bleibt sie bei mir für Wochen. Oder Monate. Es ist... als würde mich ein schwarzer, dunkler Vorhang umgeben, mit dem ich die Welt sehe und ich bin zu schwach, zu ängstlich und zu verloren, um ihn wieder zu öffnen."

Schweigend hörte ich Felix zu und drückte anschließend sanft seine Hand, während er weiterhin mit meinen Fingern spielte und sich offensichtlich so davon ablenkte, um nicht erneut zu weinen. Es tat mir weh, zu hören, wie er sich fühlte. Jeden Tag diese Gedanken zu haben musste schrecklich sein und einen wirklich ermüden. Jetzt hatte ich das Gefühl, als wäre ich Felix näher als bei unserem Kuss. Als hätte er mich endlich in sein Herz gelassen und akzeptiert, dass ich wieder an seiner Seite war und diese nicht mehr verlassen würde. Doch gerade, als ich etwas sagen wollte, stoppte ich mich sofort, da Felix wieder anfing zu sprechen.

,,Ich suche nach Farben, obwohl alles sich in Grau färbt."

𝐅𝐚𝐫𝐛𝐞𝐧𝐛𝐥𝐢𝐧𝐝 ✦ 𝖧𝖸𝖴𝖭𝖫𝖨𝖷 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt