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᳓ᴀᴄᴛᴜᴀʟʟʏ ɪ ʜᴀᴠᴇɴ'ᴛ ʙᴇᴇɴ ᴅᴏɪɴɢ ᴠᴇʀʏ ᴡᴇʟʟ, ʟᴀᴛᴇʟʏ᳓

Hyunjin

Planlos betrachtete ich die Aufgaben vor mir und wusste gerade nicht, wie ich sie lösen sollte. Wir hatten wieder Unterricht und die ganze Pause über, hatte sich Felix stets geweigert, auch nur irgendwas zu essen. Mir war das klar gewesen, aber innerlich hatte ich doch auf eine Besserung gehofft und selbst Chan wusste nicht mehr, was er noch tun sollte. Zwingen konnte er ihn ja nicht, da Felix sonst komplett dicht machen würde. Die letzten Minuten des Unterrichts zogen sich immer so verdammt in die Länge, dass ich einfach meine Sachen nun packte und hoffte, dass ich Chan abfangen würde, bevor es Felix tun würde.

Ich hatte das dringende Verlangen, mit dem Älteren zu sprechen und irgendwas herauszufinden. Er sollte mir sagen, woher er genau mich kannte und was für eine Verbindung zwischen uns bestand. Meine Neugierde wurde immer größer und ich wollte unbedingt wissen, wieso Felix Angst vor mir hatte. Es waren so viele Fragen auf einmal und ich hatte die Ahnung, dass Chan sie mir beantworten konnte. Aber dafür musste ich mit ihm sprechen und ihn vielleicht auch anflehen.

Kaum klingelte es, verabschiedete ich mich hastig von Minho, der mir nur verwirrt nachsah, und ging dann direkt in den Flur hinaus. Die verschiedensten Schüler drängten sich an mir vorbei zum Ausgang, aber ich wollte bloß eine Person finden und zu meiner Erleichterung stand er nicht weit entfernt an dem Spind von Felix und wartete auf diesen. Sofort drängte ich mich selbst an den Schülern vorbei und verschaffte mir so einen Weg zum Älteren, der meine Anwesenheit erst etwas später bemerkte. Doch kaum tat er das, lächelte er mich einmal sanft an und legte dabei fragend seinen Kopf schief.

,,Ich mache es kurz", fing ich an, kaum blieb ich vor dem Australier stehen und fixierte diesen mit einem aufdringlichen Blick. ,,Woher kennst du mich? Was war zwischen uns? Und wie kann ich Felix helfen, damit es ihm auch nur ein kleines bisschen besser geht?" Mein Blick wurde bei jedem Wort immer flehender und ich ließ Chan sehen, wie verzweifelt ich mit dem Ganzen eigentlich gerade war. Weder besaß ich Erinnerungen, noch konnte ich Felix damit helfen, eben weil ich nichts wusste. Aber mein Gefühl sagte mir, dass Chan mehr wusste, als er jemals zugeben würde.

,,Hyunjin...", seufzte der Ältere leise auf und legte seine Hand nun auf meine Schulter. In seinen Augen glänzte väterliche Fürsorge und ich fühlte mich gerade wirklich wie ein kleines Baby, das Hilfe von seinem Vater brauchte. ,,Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Wirklich. Aber verstehe doch, dass ich es dir nicht sagen kann. Es könnte deine Erinnerungen komplett verfälschen und du wärst nur noch mehr verwirrt. Und leider kann ich dir nicht sagen, wie du Felix helfen kannst... Das kann nämlich niemand von uns. Wir können es ihm nur erleichtern und für ihn da sein, aber helfen muss er sich letztendlich selbst."

Bedrückt hielt ich meinen Kopf gesenkt, weil ich genau mit so einer Antwort irgendwie gerechnet hatte, aber vielleicht hatte Chan ja auch recht damit. Letztendlich konnte ich nichts für Felix tun, da er mich niemals nahe genug an sich lassen würde, doch irgendwas musste ich trotzdem tun. Selbst wenn ich nur ein Boxsack sein würde, an dem er seine gesamte Wut freien Lauf lassen könnte. Sanft drückte Chan einmal meine Schulter und ließ diese dann los, entfernte sich sogleich auch von mir. Langsam hob ich meinen Kopf und musste dann überrascht feststellen, dass Felix sich vor mich gestellt hatte und mich mit großen, runden Augen musterte.

,,Gehen wir nach Hause, Hyunjin?", fragte mich der Jüngere schüchtern und etwas perplex nickte ich, da er die Wörter nach Hause verwendet hatte. Und ja, vielleicht war es nichts Großartiges, aber das konnte ja auch nur bedeuten, dass er mein Zuhause langsam anfing, auch als seines zusehen, oder? Leicht schüttelte ich meinen Kopf, um weniger nachzudenken, und stattdessen lief ich mit Felix dann langsam los, musste aber dennoch nach hinten schauen, da Chan uns nicht begleitete.

Allerdings schenkte er mir ein sanftes Lächeln und nickte mir einmal zu, was mich sofort wieder mehr bestärkte. Chan war wirklich eine tolle Person und jeder konnte froh sein, so einen Freund wie ihn zu haben.

𝐅𝐚𝐫𝐛𝐞𝐧𝐛𝐥𝐢𝐧𝐝 ✦ 𝖧𝖸𝖴𝖭𝖫𝖨𝖷 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt