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᳓sᴏᴍᴇᴛɪᴍᴇs ᴛʜᴇ ᴡᴏʀsᴛ ᴘʟᴀᴄᴇ ʏᴏᴜ ᴄᴀɴ ʙᴇ ɪs ɪɴ ʏᴏᴜʀ ᴏᴡɴ ʜᴇᴀᴅ᳓

Hyunjin

Schweigend starrte ich meinen Teller vor mir an und betrachtete darauf das Essen, welches ich normalerweise essen müsste, aber nicht die Kraft dafür hatte, es auch nur anzurühren. Erging es so auch Felix, der ebenso am Tisch saß - zum ersten Mal wohlgemerkt -, und sein Essen ebenfalls noch nicht ein einziges Mal angerührt hatte? Leicht hob ich meinen Kopf und betrachtete besorgt den jüngeren Australier, dessen Hand leicht zitterte.

Meine Mutter war noch immer arbeiten und hatte uns nur für den Mittag etwas vorbereitet. Ich hatte es aufgewärmt und Felix dann gebeten, mit nach unten zu kommen. Hätte er sich geweigert, dann hätte ich ihn natürlich auch nicht dazu gezwungen, sondern das Essen vor seine Tür gestellt. Das Wochenende bei Minho und das Gespräch mit Chan, hatten mir dabei geholfen, weniger aufdringlich zu sein. Ich achtete mehr auf die Signale, die Felix unbewusst von sich gab, und handelte dementsprechend auch so.

Etwas anderes konnte ich auch nicht tun.

Mir gegenüber würde er sich vielleicht nie wirklich öffnen können, aber ich konnte ihm dabei helfen, sich mehr hier einzuleben, bis er in den kommenden Monaten wieder gehen müsste. Dabei stellte sich mir die Frage, wo er dann leben würde. Würde er zurück in das Heim gehen? In eine andere Pflegefamilie aufgenommen werden oder sogar von jemandem adoptiert werden? Es kam mir irgendwie falsch vor, ihn wieder wegzuschicken, wenn er anfing, sich hier wohlzufühlen. Auf irgendeine Art war es doch grausam... Oder?

,,Hat dir das Wochenende mit Chan gefallen?", fragte ich den Jüngeren dann vorsichtig. Sofort zuckte dieser erschrocken zusammen und ließ das Besteck fallen, welches mit einem Klirren dann auf den Teller fiel. Am liebsten würde ich mich jetzt schlagen, weil ich nicht besser aufgepasst hatte. Ich fühlte mich schlecht, verfluchte mich, weil ich ihn so erschreckt hatte und ihn wohl vollständig abgewiesen hatte. Warum musste ich auch so verdammt aufdringlich sein? Ich hätte meine Klappe halten sollen.

Der Australier fasste sich an seinen Unterarm und etwas irritiert beobachtete ich ihn dabei, wie seine Finger sich verkrampften und er tief durchatmen musste. Was auch immer war, ich wusste sofort, dass es Felix gerade überhaupt nicht gut ging und er Abstand brauchte. Abstand von mir oder generell von Menschen. Und gerade, als ich aufstehen und gehen wollte, war es schließlich Felix, der aufsprang und dann aus der Küche nach oben rannte. Etwas traurig sah ich ihm nach, rannte ihm aber nicht hinterher, sondern widmete mich meinem Essen. Meine Mutter hatte das extra gekocht und ich würde mich nur schlecht fühlen, wenn ich es nicht essen würde.

Obgleich ich keinen Hunger hatte, stopfte ich mir das Essen in den Mund und kaute lange darauf herum. Währenddessen hörte ich, wie im Badezimmer die Dusche anging und darum ließ ich mir mit dem Essen nur noch mehr Zeit. Eigentlich hatte auch ich vorgehabt, später duschen zu gehen, aber ich musste mich für Felix zurückhalten. Er durfte nicht denken, dass ich ihn auf Schritt und Tritt folgte. Es würde ihn verunsichern und nur noch mehr verängstigen. Darum brauchte ich fast eine ganze Stunde, bis ich mein gesamtes Essen im Magen hatte und stand dann auf, um die Teller wegzuräumen.

Bei Felix' Geschirr wiederum war ich unsicher. Wie würde er es auffassen, wenn ich seinen Teller wegräumte? Vermutlich würde er denken, dass er ohne uns hier nicht essen durfte und aus diesem Grund ließ ich seinen Teller auch stehen und räumte nur meinen ab. Erst dann ging ich die Treppen hinauf und wunderte mich darüber, wie lange Felix eigentlich im Badezimmer brauchte. Nun, es gab genügend Menschen, die so lange ihre Zeit dort verbrachten.

Also brauchte ich mir auch keine Sorgen zu machen... nicht wahr?

𝐅𝐚𝐫𝐛𝐞𝐧𝐛𝐥𝐢𝐧𝐝 ✦ 𝖧𝖸𝖴𝖭𝖫𝖨𝖷 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt