10 - Wächter/A

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Man hat mir in diesem Moment ein Dutzend von Messern in den Rücken stechen können und es hätte nicht so sehr geschmerzt, als zu erfahren, dass meine Seelenverwandte die nur für mich bestimmt ist, bereits jemand anderen gehabt hat. Ausgerechnet dieses Arschloch hat mein Mädchen angefasst. Unbewusst entferne ich mich von Mia und bemerke nicht, dass ich sie damit verletze.

„Tut mir leid!", flüstert sie und befreit mich somit aus meinem Schockzustand. Schnell sehe ich sie an und schüttle meinen Kopf.

„Weshalb entschuldigst du dich? Ich müsste mich bei dir entschuldigen, dass ich so reagiert habe. Du kannst nichts dafür. Nur wenn ich daran denke, dass er dich angefasst hat, dann...-„ Ich lasse den Satz offen und blicke wieder zu Boden. Verdammt, Eifersucht brennt mehr als jegliche Verletzung, die ich bisher in meinen gesamten Leben gehabt habe.

„Ich...ich habe nie mit ihm...also nie..", stottert sie und wird immer leiser.

Ein Stein fällt von meinem Herzen, als ich dies höre. Soll sie trotzdem eine Vergangenheit haben, würde ich sie nicht weniger lieben. Nur der Gedanke daran, dass sie jemand anderes anfasst oder angefasst hat würde mich rasend vor Eifersucht machen.

Ich merke, dass sie sich nun unwohl fühlt und am liebsten nicht weiterreden möchte. Toll gemacht, Aiden. Wirklich. Ich beschließe das Thema zu wechseln und frage sie: „Hast du Hunger?"

Sie schüttelt mit dem Kopf und sieht sich um. Ich merke, dass sie mir nicht mehr in die Augen sehen will, weshalb meine Stimmung sinkt.

„Wann seid ihr hierher gezogen?", unterbricht sie die Stille nach einer Weile.

„Am Samstag. Wir hatten noch nicht viel Zeit alles auszupacken."

„Ihr habt es schön hier."

„Ja, wir wollen unsere Ruhe vor allen haben." Beziehungsweise wollen wir nicht entdeckt werden, wenn wir uns verwandeln. Dylan wohnt direkt im Haus nebenan und die anderen Rudelmitglieder sind nur einige Minuten von hier entfernt.

„Das kann ich verstehen. Mein Haus ist das einzige in meiner Umgebung. Meine Eltern und ich wollten damals auch eine gewisse Ruhe haben. Nachdem sie ... diesen Autounfall hatten, habe ich das Haus geerbt. Da wir gerade darüber reden, ich muss jetzt nach Hause. Ich habe nächste Woche eine Zwischenprüfung und ich sollte lieber lernen."

Sie steht auf und sieht mich plötzlich an. Endlich treffen ihre wunderschönen Augen auf meine. Ich habe den Verdacht, dass ich weiß warum sie mich plötzlich nervös ansieht also schenke ich ihr ein Lächeln.

„Keine Sorge, ich fahre dich nach Hause." Sie sieht zu Boden und ich schnappe mir ihre Hand.

Schnell zieht sie die Luft ein und ihr ganzer Körper zittert. Es ist nicht die Angst, das spüre ich. Diese Gefühle kommen von unserer Bindung, denn ich fühle sie auch. Jedes Mal wenn ich ihre sanfte Haut berühre. Am liebsten würde ich sie hier und jetzt markieren. Doch damit muss ich noch warten. Bis mein Engel damit bereit ist.

Ich führe sie zum Auto und öffne ihr die Beifahrertür. Als sie einsteigt, mache ich mich auf dem Weg zur Fahrerseite. Ich starte den Motor und frage: „Wo wohnst du?" Natürlich weiß ich die Antwort bereits, doch ich will nicht dass sie denkt, ich würde sie verfolgen. Obwohl es nicht anders ist. Jedoch stalke ich sie nicht. Ich will sie mit meiner ganzen Kraft beschützen und mir sicher sein, dass es ihr auch gut geht.

(...)

Die ganze Fahrt über ist es still, jedoch ist es keine unangenehme Stille. Ich genieße jeden Moment mit meinem Engel. Ich fühle mich einfach wohl bei ihr und würde am liebsten nicht von ihrer Seite weichen. Bei ihr angekommen, blickt sie mich schüchtern an und sagt: „Danke, fürs herbringen. Für alles andere auch." Sie steigt aus und ich mache es ihr gleich.

„Du musst mich nicht zur Tür begleiten. Du hast genug für mich getan." Ich gebe ihr darauf keine Antwort und schenke ihr lediglich mein schiefes Lächeln. Vor ihrer Haustür angekommen sage ich: „Ich hole dich morgen früh wieder ab." Bevor sie etwas erwidern kann, gebe ich ihr einen schnellen Kuss auf ihre Wange und steige wieder in mein Auto und fahre los.

Am liebsten würde ich sie gar nicht alleine lassen, jedoch findet heute Nachmittag das Training für unser Rudel statt. Ich muss dafür sorgen, dass nichts schief läuft oder uns jemand erwischt.

Nachdem einige Stunden später alle da sind, beginnen wir mit unserem Training. James trainiert die anderen Wölfe, dies ist seine Aufgabe als Omega. Ich sehe eigentlich nur dabei zu und schreite manchmal ein, wenn es nötig ist. Wir trainieren ungefähr drei bis vier Mal die Woche, damit wir immer auf einen Angriff bereit sind. Wir wurden einmal vor drei Jahren unerwartet angegriffen. Dabei sind viele Rudelmitglieder umgekommen und ich als Alpha trage für jeden Verlust die Verantwortung. Denselben Fehler werde ich nicht noch einmal begehen. Deshalb will ich, dass meine zweite Familie immer auf alles vorbereitet ist.

Zwei Stunden lang trainieren wir schon und mittlerweile wird es langsam dunkel. Heute haben wir nicht in unserer Wolfsgestalt trainiert, da es wichtig ist sich auch als Mensch verteidigen zu können.

„Ihr wart heute sehr gut. Wir werden uns in zwei Tagen wieder hier versammeln. Das nächste Mal in Wolfsgestalt!", sagt James zu den anderen. Ich gehe schließlich auf Dylan zu und sage: „Ich bin wieder weg. Wenn irgendetwas passiert, dann melde dich auf der Stelle."

Dylan grinst mich nur blöd an und nickt schließlich. Er kann mich eben am besten verstehen. Ich kann mich genau noch daran erinnern, wie das war als er seine Mate gefunden hat. Er hat sich jede Nacht rausgeschlichen und gedacht, dass ich es nicht bemerken würde. Nicht einmal eine Woche darauf, haben wir schon Almas Markierung gesehen. Auch wenn dies normal und selbstverständlich bei uns ist, hat Dylan damals ziemlichen Ärger von Almas Vater bekommen.

(...)

Bei Mia angekommen lege ich mich wieder auf den Boden nieder. Ich habe mich verwandelt, denn wenn sie mich entdecken würde, dann würde sie wirklich denken, dass ich sie verfolge. Sie lebt mitten im Wald, weshalb ich mich zwischen den Bäumen verstecken kann, ohne dass sie mich bemerkt.

Ich höre von weitem ein fahrendes Auto, weshalb ich wieder auf meinen vier Beinen stehe. Wer kommt um diese Uhrzeit? Mia ist Zuhause, denn ich kann sie spüren. Aber wer kann es sonst sein?

Meine Frage beantwortet sich, als ein schwarzer Mercedes in der Einfahrt parkt. Ich fange an wütend zu knurren, weil ich seinen Geruch wahrnehmen kann. Dieser Bastard. Wie kann er es nach meiner Drohung wagen, hier wieder aufzutauchen?

Na, wer ist da wohl gekommen? Mia scheint Gefahr förmlich magisch anzuziehen.

Das nächste Kapitel kommt Anfang der nächsten Woche.

Irgendwelche Wünsche dafür?

Die Wolfsgefährtin (Aiden & Mia)Where stories live. Discover now