Kapitel 9

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Kapitel 9

Als ich meine Augen öffnete, stand ein Tablett mit Essen auf dem Nachttisch. Draußen war es dunkel. Die Uhrzeit wo Vampire wach sind und ihr unsterbliches Leben genießen. Ich stand auf und machte mich frisch. Ich zog mir einer der neuen Hosen und Hemden, die mir Seath gekauft hat. Meine Haare frisierte ich in einem Bauernzopf und zog mir runde, gold Ohrringe.

Danach aß ich das gekochte Essen auf dem Tablett. Als ich fertig war kam Seath ins Zimmer rein. Er trug dieses Mal einen blauen Anzug mit einem schwarzen Hemd. Seine goldbraune Augen betrachteten mich amüsiert. „Gut geschlafen?"

Ich nickte und stand auf. „Wäre es möglich den Ort anzusehen wo der Prinz entführt wurde?", ging ich direkt zum Punkt.

„Deswegen bin ich hier. Aber vorher muss ich dir noch etwas geben."

Ich runzelte fragend meine Stirn. Ohne Vormerkung umarmte mich Seath fest in seinen Armen. Ich zappelte hin und her in der Hoffnung aus seiner Umarmung zu entkommen. Es brachte nichts. Der Vampir bewegte sich kein Millimeter. „Seath! Lass mich los!", krächzte ich.

„Gerne.", sagte er gefällig, „sobald mein ganzes Geruch dich bedeckt." Meine Muskeln verkrampften sich. Ich traute mich nicht den Vampir anzusehen. „Du bist meine Geliebte..."

„Nur hier. Für diesen Moment. Es ist eine Tarnung.", unterbrach ich ihn sofort.

„Wenn du willst, dass sie es dir abkaufen, musst du dich anstrengen Liebes. Rodriguez zweifelt deine Position als meine Geliebte. Wie hat er es noch mal vorhin gesagt", hauchte sein Atem an meinem Ohr. „ah ja, eine Puppe, die nicht ihr Platz kennt. Er denkt du seiest eine von ihnen."

Von Calypsos Leute? Ganz bestimmt nicht! „Wir Vampire haben einen sehr eingeprägten Geruchsinn und es ist sehr gewöhnlich für uns Vampire unseren Geliebten nah zu sein. Physisch und emotional. Jedoch nichts von den beiden ist wahr und kann also selbst von einem neugeborenem Vampir gesehen werden. Deine Augen widerspiegeln nicht deine Liebe für mich und unser Körpergeruch wird nicht von uns geteilt. Was denkst du wird ein fremder Vampir über uns denken?"

Ich atmete tief ein und ballte meine Hände zur Faust. Ich wusste was die Vampire über mich dachten. Der Leibwächter und Rodriguez selbst haben es deutlich mit ihrer Körpersprache gezeigt. Sie halten mich für eine grausame, hinterhältige Hexe, den einen Vampiren für seinen Rum und Ruf ausnutzt. Die Geliebte eines Vampirs, vor allem eines Vampirführers zu sein, kommt mit vielen Privilegien von denen die meisten Menschen träumten. Eine Sache, die jeder Sterblicher begehrte, gehörte zu diesen Privilegien: das unendliche Leben und die ewige Schönheit.

Allerdings gehörte ich nicht zu dieser Mehrheit. Ich war zufrieden mit der Person die ich war. Was würde mir das ewige Leben bringen, wenn alle Menschen, die ich liebe, Freunde und Familie nicht mehr existierten und ich alleine mein Leben führen müsste? Nur an dem Gedanken Blut zu trinken oder gebissen werden bzw. jemanden beißen ekelte mich bis zum Knochenmark meiner kleinsten Wirbelsäule. Ich schaute warnend den Vampir, der diese Situation bis zum Ende kostete und sich dabei amüsierte. Ich wurde zu einem Spielzeug für ihn. Eine Trophäe, die er seinen Freunden hier zeigte. Ein Clown über dem er lachen konnte und eine Spielpuppe, die er nach seinem Geschmack an und aus zog. „Seath, höre mir gut zu! Du magst ein sehr mächtiger Vampir sein, aber ich bin eine sehr mächtige Hexe. Wage es nicht mich zu unterschätzen. Wage es nicht mein Blut zu trinken!" Meine Stimme klang kalt und bedrohlich. Jede Warmherzigkeit, die ich ausstrahlte verschwand und ersetzte sich durch eine leere Neutralität, die mich selbst perplex machte. Ich wurde nie in meinem Leben in die Ecke gedrängt außer damals als meine Eltern starben. Seitdem habe ich mir geschworen nicht schwach zu sein und jedem die Stirn geben, der mich runter kriegen versuchte. Seath schaute mich an ohne irgendeine Emotion zu zeigen. „Stark? Vielleicht. Aber du bist hier im Heim der Vampire und damit im Nachteil, Liebes." Er ließ mich los und ging eilig zum Kleiderschrank. Er zog ein Kleid heraus und reichte es mir. „Zieh es an. Du kannst nicht so mit der Königsfamilie essen."

„Ich dachte wir gehen den Ort ansehen, wo der Prinz entführt wurde.", kreuzte ich meine Arme genervt.

„Tun wir auch. Im königlichen Esssaal."

Ich schaute auf das dunkelblaue Kleid, das er raus genommen hat. Es passte zu seinem Anzug. Ich presste meine Lippen zusammen und zog mich im Bad um. Als ich raus kam standen zwei schwarze Hochschuhe vor der Tür. Ich zog sie an und schaute zu Seath. „Können wir jetzt gehen?"

Er öffnete meinen Bauernzopf. „So ist es viel besser. Zieh dir diese blaue Diamantohrringe an."

„Ich bin nicht deine Puppe.", sagte ich giftig. Mein Blutdruck war zu hoch für meine Gesundheit.

„Du bist meine Puppe solange es hier um meinen Ruf geht.", flüsterte er amüsiert und zog mir die Ohrringe an ohne mich zu fragen. Er nahm meine Hand in seine. „Benimm dich, Liebes."

Ich fluchte innerlich. Ich fühlte mich ausgenutzt. Aber das war meine Schuld. Ich habe es vorgeschlagen einem gerissenem Vampir, der Hexen so sehr verabscheute wie seine Art es öffentlich zeigte. Ich folgte diesem Vampirführer, den ich lieber nie getroffen hätte. 

Die Hexagonistin 2 - verschollen in die DunkelheitWhere stories live. Discover now