Kapitel 22

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Kapitel 22

Ich blickte den Vampir vor mir genauer an. Er hatte ein Dolch aus Holz überzogen mit Silber in seiner Brust stecken, genau über sein Herz. Ist es der Grund weshalb sie die Zelle offen ließen? Dieser Dolch konnte ihn umbringen? Ich betrachtete sein Gesicht. Er war blasser als sonst und tiefe Augenringe waren um seinen Augen zu sehen. Seine Lippen waren blau. Er ähnelte mehr einer Leiche als ein Lebendiger! Mein Bewusstsein stand in einem tiefen Konflikt. Soll ich ihm helfen oder hier lassen? Er arbeitete für Seath, die Person, die mich hintergangen hat und er wusste bestimmt von seinen Plänen. Warum lag er aber dann hier? Nach einer Weile entschied ich mich ihm zu helfen. Ich werde es bestimmt bereuen aber was sollst! Ich war nicht in einer besseren Lage als er!

Ich zog den Dolch vorsichtig aus seiner Brust und warf es zur Seite. Zeos holte tief Luft ein. Seine Brust ging hoch und runter. Die Wunde heilte schnell. Jedoch sein Gesicht sah noch immer leblos. „Kannst du stehen?"

Er nickte und ich half ihm hoch. Er konnte kaum aufrecht stehen. So werden wir hier nicht fliehen können. „Ich brauche Blut.", sagte er heiser. Seine rote Augen betrachten meinen Hals gierig.

Beängstigt hob ich meine Augenbraue hoch. „Ich bin nicht dein Frühstück."

„Ein Tropfen wird reichen damit ich uns von hier weit bringen kann. Du siehst selbst sehr...mitgenommen aus."

Er hatte Recht. Ich selbst hatte ungenügend Magie um uns wegzubringen. Jede Konfrontation mit Calypso würde mein Todesurteil unterzeichnen.

Ich reichte ihm meine Hand. Er schaute mir in die Augen und biss vorsichtig in mein Handgelenk. Ich konnte nur ein leichtes Piken spüren. Mein Kopf drehte sich. „Zeos...", bat ich ihn aufzuhören. Er trank zu viel. „Tut mir Leid.", sagte er und fing mich schnell auf. Ich wanderte mit meinen Finger auf die Stelle, die er gerade gebissen hat. „Unsere Spucke kann die Bisswunden heilen.", erklärte er.

Ich horchte und betrachtete den Vampir neben mir an. Sein Gesicht hatte nun mehr Farbe, seine Lippen waren rosa und seine Augen kehrten zurück zu ihrer vorherigen Farbe.

Er kniete sich hin und zeigte auf seinen Rücken. „Steig auf. So werden wir schneller sein."

Ich hatte keine Kraft zu widersprechen und tat was er mich bat. Während er mich auf dem Rücken trug verließen wir das Gefängnis durch die Holztür, die ich zuvor gesehen habe. Wir wurden von Treppenstufen begrüßt. Fackelnde Feuerhalter erhellten den Weg nach oben. Ich befestigte meinen Halt um Zeos Nacken. Ich hatte so viele Fragen, die ich ihm stellen wollte jedoch gerade war es nicht der passende Moment.

„Ich rieche vier Hexen.", murmelte er. Wir standen in einem offenen Korridor wo zahlreiche große Fenster uns die bewölkte Nacht zeigten. Zeos rannte nach rechts und folgte seinem Instinkt während ich versuchte mich nicht zu übergeben durch seine Vampirgeschwindigkeit. Alles lief an mir in Lichtgeschwindigkeit vorbei. Die Farben vermischten sich in einander, Schatten und formen wurden zu einer graden Linie und die ruhige Luft verwandelte sich in einem betäubenden Wind. Nach einer Weile standen wir draußen versteckt hinter einem Wald von Bäumen. Ich sprang von Zeos Rücken runter. Der Vampir lehnte sich erschöpft gegen einen Baum. „Kannst du nicht einen Portal öffnen?", fragte er verschnauft.

Ich schüttelte den Kopf. Mein blick wanderte in die ferne Dunkelheit. „Lass uns weiter laufen. Ich helfe dir." Ohne auf seine Antwort zu warten nahm ich seinen Arm um meine Schulter und stützte ihn während wir durch den Wald gingen. Meine Füße spürten jeden Zweig und Blatt bis sie endgültig eingefroren waren wegen der kalten Nacht. Ich selbst war erschöpft und wollte nur mich kurz hinlegen und meine Augen schließen. Jedoch die Angst von Calypsos Leuten wieder gefoltert zu werden ermutigte mich einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Die Stille erwürgte mich und brachte immer wieder die Erinnerungen der vergangen Ereignisse. Ich schüttelte den Kopf und versuchte an etwas anderes zu denken. „Wie genau bist du dort gelandet?", lenkte ich meine Gedanken indem ich mit Zeos eine Konversation aufbauen versuchte.

Die Hexagonistin 2 - verschollen in die DunkelheitWhere stories live. Discover now