Kapitel 39

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Kapitel 39

„Mam!", rief ich. Der arme Schattenwandler versuchte zu atmen.

„Hör ihr nicht zu!", murmelte er heiser.

„Halt die Klappe!", befestigte die blonde Hexe ihren Griff um Mamutzu, der nun fast blau wirkte.

Ich schaute mit meinen Augen nach Aspen, der nirgendwo zu sehen war. Warte! Da war ein weißer Wolf. Aspen? Der Wolf nickte irgendwie sein Kopf. Ich werde wohl meinem Instinkt vertrauen müssen, dass es sich um Aspen hielt.

„Was nun Aurora? Was ist dir wichtiger? Dieser Vogel und der Weltfrieden, den du so sehr versuchst zu schützen?", fragte sie amüsiert über die Situation in der ich mich befand.

Ich biss mir auf die Lippe und brummte innerlich. „Sie sind in einer Truhe!"

„Dann hole sie!", befahl Calypso, die plötzlich neben mir stand.

„Sie legt unter dem Schnee.", erklärte ich und ging zu der stelle hin, wo vorhin noch der Iglu stand. Ich grob die Truhe aus. „Hier ist sie."

„Zur Seite!", sagte sie und schleuderte mich nach hinten. Ich fiel hart auf dem Rücken und versuchte meinen Atem wieder zu finden. Aus meinem Blickfeld konnte ich sehen wie der Wolf hinter der blonden Hexe stand. Ohne eine Sekunde zu vergeuden biss er sie in die Kehle. Sie fiel sofort auf dem Boden. Der Wolf schob seine Schnauze, gefolgt von seinem Kopf unter Mamutzus Leib und trug ihn von hier fort. Ein Portal wurde geöffnet. Der Wolf drehte sich zu mir um. „Geh!", sagte ich und bedankte mich tausendmal innerlich für Aspens Hilfe. Mit ihm wird es Mam sicherlich gut gehen.

„Was ist das?!", hallte Calypsos Stimme durch den ganzen Nordpol. Ich richtete mich auf und sah wie die geformte Holzstücke in ihrer Hand verbrannte. Danach stampfte sie die Asche in den Schnee mit ihrem Fuß wie ein beleidigtes Kind, dass seine Geschenke nicht erhalten hat.

Ihr Kopf drehte sich langsam zu mir um. „Wo sind sie?", sprach sie jedes einzelnes Wort aus. Jede Ruhe und Menschlichkeit verschwand aus ihrem Gesicht. Sie war die Bedeutung eines Monsters. Ihre dunkle Magie funkelte in allen Richtungen. Ihre Haare standen in alle Richtungen, während ihre Augen ein schwarzes Loch widerspiegelten. Alle ihre Venen und Adern waren deutlich auf ihrem Körper zu erkennen. Ihre Nägel sahen schärfer und länger aus als zu vor. Mit meiner zweiten Sicht stellte ich fest, dass ihre Aura in Flammen auf ging. So etwas Gespenstiges habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Die Leere im Raum verformte sich. Verflucht! Sie war dabei ein schwarzes Loch aufzurufen! Ich sprang auf und warf eine Lichtkugel gegen Calypso. Sie taumelte nach hinten und mir ihr verschwand das schwarze Loch. Erleichtert flog ich in die Luft und schwebte in die andere Richtung, wo ich eine letzte Falle aufgestellt habe, die in dieser Situation mir das Leben retten könnte.

„Wohin fliehst du? Wo sind die Gegenstände?", befand sich Calypso an meinen Fersen.

„Ich habe sie zerstört!", antwortete ich. Ich blickte nach hinten und stellte fest, dass die Hexe schockiert in der Luft schwebte und mich entgeistert ansah.

„Das ist nicht wahr...das kann sie doch nicht gemacht haben...", murmelte sie vor sich hin und zog sich an den Haarwurzeln. Langsam war ich mir sicher, dass Calypso nicht alle Tasten mehr hatte. Sie war verrückt! Wirklich, wirklich durchgeknallt.

„Du hast meine Pläne zerstört!", brüllte sie und schleuderte eine kräftige Magiewelle aus ihrem Körper. Die Well traf mich mit voller Wucht und schleuderte mich nach hinten. Ich stellte fest, dass mein Mantel Feuer fing. Ich zog ihn schnell aus. Ich spürte wie Calypso hinter mir plötzlich stand. Ohne eine Sekunde zu vergeuden nutzte ich meine Erdmagie und formte einen Schutzschild. „Ich bring dich um!", schrie sie immer wieder.

Ich blockierte alle Kugeln, die mit einem Giftzauber belegt waren ab. Langsam nervte mich dieser Kampf und ich wollte nichts anderes als die warme Sonne an einem Strand finden und das warme Wasser genießen mit einem Getränk in meiner Hand. Mit Hilfe meiner Wassermagie transformierte ich der Schnee zu Wasser und nutzte es wie ein Schwert. Ich traf drei Mal Calypso am Arm, am Bauch und an ihrem Schenkel. Zu meiner Ungunst lähmte ihre Furie den Schmerz und sie bewegte sich weiter, als ob sie nie verletzt wurde. Die Müdigkeit in mir machte sich spürbar. Die vielen Fallen und die bittere Kälte machten es mir langsam schwer auf den Beinen zu bleiben. Ich musste es schnell hinter mir bringen.

„Wie konntest du bloß meinen Plan vernichten!", rasstete sie wieder aus. Ich nutzte ihre Wut zu meinem Vorteil.

„Habe ich?", runzelte ich die Stirn unschuldig. „Ups!"

Mit diesem letzten Wort löste ich die Falle auf. Eine Falle, die mir mein Onkel beigebracht hat. Unter unseren Füßen öffnete sich ein Meer der verlorenen Seelen. Es war ein Ort, das einem das Leben entzog bis nur das Skelett übrig blieb. Dieser Zauber war eine sehr alte und zu gleich verbotene Magiekunst. Verboten, da sie einem sehr viel Magie raubte. Aber da ich eine Hexagonistin war und eine große Magiequelle besaß, war dieser Zauber für mich nicht gefährlich. Die verlorenen Seelen zogen an Calypsos Beine und Armen. Ihre Schreie versanken taub im tummelnden Wind. Der Anblick war grausam aber sie hat diesen Tod verdient. Sie hat so vielen unschuldigen Geschöpfe Schmerz verursacht, dass niemand mit ihr Mitleid finden konnte. Ihre Vergangenheit, so sehr sie schmerzhaft klang, rechtfertigte nicht ihre unmenschlichen Taten. Meine Mutter pflegte immer zu sagen, dass man jeden vergeben konnte, nur nicht seine Taten vergessen dürfte. Jedoch hier, konnte ich weder Calypso vergeben noch ihre Taten vergessen. Ich spürte nichts als ich Calypsos Knochen auf dem Schnee sah. Der Zauber war vorbei und nur ihr Skelett blieb übrig. Ich schloss meine Augen und rief dieselbe Inkarnation auf, mit der ich die Gegenstände verschwinden ließ.

Als ich meine Augen öffnete, sah ich nur Schnee und Eis. Es war vorbei, die Welt war gerettet und die Felcos wurden gerächt.

Es war vorbei...

Die Hexagonistin 2 - verschollen in die DunkelheitTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon