Kapitel 9

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„Draco, ich glaube wir sollten noch die Farben der Wände vermerken. Was meinst du?"

„Das ist eine gute Idee." Schnell war Draco auch damit fertig. Sie versiegelten die zwei Briefe und gingen in die Eulerei. Zum Glück begegneten sie keinem, war wohl noch viel zu früh, es war schließlich Sonntag.

Im Turm angekommen, schickten sie Blaise' braune Eule und Dracos silber-schwarzen Raben los. Draco bemerkte, dass sein Mate traurig geworden war und versuchte ihn abzulenken.

„Wieso rufst du nicht deine Eule? Ich habe sie immer bewundert, so schneeweiß, wie sie ist." – doch er merkte sofort, dass es ein Fehler war. Harrys Gesichtszüge verhärteten sich und die Augen wurden schmerzerfüllt.

„Tut mir leid, ich wollte nicht..."

Harry war mit zwei Schritten bei ihm und zog ihn in eine Umarmung. „Ich bin nicht auf dich sauer, Draco. Meine Hedwig ist... ist tot. Meine Verwandte haben sie in diesen Sommerferien umgebracht. Ich... vielleicht erzähl ich ein anderes Mal mehr, aber nicht heute, ok?"

„Natürlich." Wieder war es die bedingungslose Akzeptanz in Dracos Augen, die ihm Trost spendete.

„Komm, gehen wir an den See. Wir haben ja noch drei Stunden bis zum Mittagessen. Ich will dir mein Lieblingsort zeigen."
Draco ließ ihn mitziehen, zufrieden, dass Harry nicht mehr so traurig war.



Bereits eine ganze Weile saß das Paar umschlungen an dem See, beide haben die Augen geschlossen und genossen einfach die Nähe des anderen.

„Draco? Wir sollten was essen gehen und dann in die Bibliothek."

„Müssen wir in die große Halle?" – fragte der Blonde, es war ihm anzusehen, dass er sich für diese Idee nur wenig begeistern konnte.

„Nicht heute, nein." – lächelte Harry. „Ich habe mir gedacht, wir essen unten in der Küche. Was meinst du?"

„Solange ich mit dir bin und mich nicht die ganze Halle wie ein exotisches Lustobjekt anglotzt."



„Harry, was ist los?" – fragte Draco verwirrt, als Harry ihn hinter eines der großen Bücherregale zog. Doch der Dunkelhaarige antwortete nicht sofort, sondern zog erst ein Stück Pergament hervor, kritzelte etwas und ließ es fliegen.

„Harry?"

„Komm her." Harry zog den Kleineren zu sich. „Hast du die Bibliothekarin gesehen?"

„Nein." – antwortete dieser verwirrt.

„Genau. Das ist wegen dem Direktor. Das ist schon mal passiert. Wenn er etwas genau wissen will, dann spionieren für ihn alle: die Geister, die Portraits, die Hauselfen und auch die Angestellten."

„Du meinst, wir können nicht einfach zu meinen Freunden?"

„Genau." – lächelte den Blonden aber beruhigend an. „Ich habe mir gedacht, dass wir einfach einen Streit vortäuschen. Du bleibst vor dem Eingang stehen und ich gehe weg. Deine Freunde werden dich dann einsammeln und in den Slytherin-Gemeinschaftsraum führen. Ich folge euch unauffällig."

„Aber wie willst du es unbemerkt anstellen, du musst ja trotzdem in den Kerker?"

Harry wurde noch leiser. „Du weißt schon, wegen meinem Erbe... ich habe besondere Fähigkeiten."

„Du kannst...?"

„Du wirst es auch können, Drache. Du weißt, dass wir viele unserer Fähigkeiten nun teilen."

„Oh. War der Zettel für meine Freunde?" – und bekam ein Nicken. „Gut, es wird nicht schwer sein ein Streit vorzuspielen, davon hatten wir schließlich genug in der Vergangenheit." Harry küsste ihn das letzte Mal, bevor sie gingen und wurde stutzig; Draco hatte leichtes Fieber. „Los, Drache. Je schneller wir es hinter uns bringen, desto schneller ist es auch schon vorbei."



So weit so gut... Ah, da ist es schon, da bin ich unbemerkt. Harry schlüpfte in einen Geheimgang, wo er sich mit bloßem Willen unsichtbar machte. Doch er blieb nicht länger als nötig hier, sondern beeilte sich seinem Veela und dessen Freunden nachzukommen.
Erst jetzt erkannte er, dass etwas nicht in Ordnung war. Draco weinte. Es sah nicht aus, als ob er schauspielerte und wozu überhaupt? Sie waren mittlerweile im Kerker. Der Elb beeilte sich möglichst nah an seinen Gefährten zu kommen, denn er spürte auch durch den Bund, dass etwas nicht stimmte. Plötzlich sah er den Blonden taumeln und wenn er nicht schnell genug wäre, wäre dieser auf den Boden gestützt.




Draco fühlte plötzlich Leere in seiner Brust, die Kälte griff nach seinem Körper. Was ist los? Warum auch immer, fühlte Draco, dass es mit dem Streit mit Harry etwas zu tun hatte. Er versuchte dagegen anzukämpfen. Es ist doch nur gespielt! Wir haben es doch so besprochen!!
Der Veela fühlte, dass es ihm fast gelang, aber in diesem Moment drehte sich sein Ehemann um und ging weg.

So war es verabredet.

Doch es ist etwas schief gegangen.

Wieso tut es nur so weh? Wieso kann ich Harry nicht rufen? Der Slytherin bemerkte nicht die Tränen, die seine Wangen unaufhörlich runter liefen, oder auch seine Freunde, die ihn besorgt musterten und schnell Richtung Gemeinschaftsraum der Slytherins zogen. Fühlt es sich so verlassen zu werden? Werde ich jetzt sterben? Wegen einem dummen Zufall... Harry verlassen... Harry... ich will zu ihm... in seine Arme...

Draco taumelte, ihm war schwindelig geworden. Er hatte auch überhaupt keine Kraft mehr seinen Körper weiterhin zu bewegen. Seine Augen schließen sich, wie von selbst und er hatte einfach keine Kraft sich mehr zu bewegen.


Plötzlich veränderte sich etwas. Warm? So schön warm... ... ... Harry? Ja, es ist Harry... sein Geruch... seine Arme...


Draco fühlte, dass er auf etwas lag. Dann erinnerte er sich plötzlich an alles wieder. Schnell schoss er nach oben oder besser, er versuchte es zu tun.
Sein Vorhaben wurde von zwei starken Armen verhindert.

„Langsam."

Endlich öffneten sich die grauen Augen.

„Harry?"

„Ja." Harry half ihm sich aufzusetzen, langsam, und er ließ es auch zu, dass Draco zu ihm auf den Schoß krabbelte und sich dort an ihn ran kuschelte.

„Tut mir leid, Harry."

„Du kannst doch nichts dafür." Harry sah auf den Blonden runter.

„Ich weiß. Wieso sind wir wieder hier?" – fragte er dann etwas verwirrt, da sie wieder in ihrer Wohnung waren.

„Ich wollte dich nur wieder zurück bringen, als das passierte." Harry verstärkte seine Umarmung, zwar war er froh, dass Draco nicht mehr um Verzeihung bat und einsah, dass er nicht Schuld war; doch das Ganze war es ihm wirklich nicht wert. „Ich habe Blaise nur kurz das Wichtigste gesagt." Harry konnte nicht mehr widerstehen und küsste sanft Dracos Lippen. „...dass ich neutral bin, dass wir seine Eule ausgeliehen haben. Blaise wird auch deine Eltern treffen und zu uns bringen."

„..."

„Sag mir lieber, wie du dich fühlst, Kleiner. Du bist immer noch fiebrig."

Draco sah hoch in die grünen Augen und erkannte Besorgnis. Um IHN! „Besser. Ich fühle mich aber auch schwach, so als ob ich gleich einschlafen würde. Weißt du, was... warum es passierte?"

„Nein, Draco, leider nicht. Wir fragen deine Eltern, ok? Aber ich glaube, es hat etwas mit unserer Bindung zu tun."

„Das glaube ich auch. Nur was?"

„Du solltest noch etwas schlafen, Liebling. Du bist so müde."

„Weckst du mich, wenn meine Eltern da sind?"

„Es ist aber nur noch wenig Zeit bis dahin. Machen wir es so, wenn du von unseren Stimmen erwachen solltest, dann bleibst du wach. Sonst wecke ich dich erst zum Abendessen."

„Aber..."

„Sch, Kleiner. Du wirst sie wieder sehen. Ich verspreche es dir. Spätestens in den Herbstferien."

„OK." Doch es gab noch etwas, was Draco nicht los ließ.

„Harry?" – nuschelte er halb im Schlaf. Harry verstand ihn kaum, da der Veela gegen seine Brust sprach.

„Ja?"

„Bleibst du bei mir? Verlässt du mich nicht? Bitte." – murmelte Draco weiter.

„Draco" – Harry hob dessen Kopf sanft an und sah ihm durchdringend in die Augen. „Ich habe es dir bereits versprochen. Du bist mein und ich bin dein. Für die Ewigkeit. Für immer, unwiderruflich sind wir zusammen. Nichts und niemand kann dies jemals ändern."

Beruhigt schloss Draco seine Augen und driftete schon nach paar Minuten weg. Harry lächelte leicht. Der Blonde rief in Harry immer wieder die Zuneigung, Zärtlichkeit, sein Beschützerinstinkt hervor. Es wird mir nicht schwer fallen dich zu lieben, Drache...

Der richtige Weg zur FamilieWhere stories live. Discover now