Kapitel 10

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Ein blonder Mann, dessen Alter sich nur auf die ungefähr Mitte Dreißig schätzen ließ, saß in seinem Arbeitszimmer und drehte nachdenklich ein leeres Glas in den Händen. Mit einem Seufzen stand er auf und ging zum Bar. Dort goss er sich aus einer Kristallkaraffe eine weitere Portion des teuren Portweines ein.

Es kam nicht oft vor, dass dieser aristokratische, selbstbewusste und mächtige Mann so ein tief erlebte, dass er vor zehn Uhr morgens sich für die Nerven ein Glas zustand.
Sein Sohn war nun seit gestern mit Potter verheiratet, mit einem Menschen. Was machte da schon aus, dass dieser nur ein Halbblut war? Lucius hätte alles gegeben, dass der Partner seines Sohnes ein Halbblut eines magischen Wesens wäre.
Doch es war noch schlimmer! Seit er wusste, wen Dracos Magie sich ausgesucht hatte, versuchte er sich selbst, seinem Sohn und seiner Frau etwas Mut und Hoffnung zuzusprechen, aber wenn er mit sich allein war... jetzt, gerade jetzt, stand er sich ein, wie unwahrscheinlich ein Wiedersehen für ihn und Zissa mit ihrem Sohn sein würde.

Wenigstens ging es Zissa besser. Lucius war eigentlich nicht ein reiner Veela, sondern hatte noch etwas Elfenblut in sich, was ihm zur Fähigkeit der Seelenmagie verhalf, die jedoch nur bei seiner Familie funktionierte. Das war aber auch schon alles, was er von einem Elben hatte. Obwohl die Elben die Seelenmagie nur auf sich selbst anwenden konnten, weswegen er es war und nicht Tom, der Severus damals auf diese Art geholfen hat.
Dennoch hat Lucius im Ministerium zwei tägigen Urlaub beantragt, er wollte lieber seine Frau nicht so schnell allein lassen.

„Uuuuut-uuuuut."

Irritiert über das Geräusch, das definitiv nicht hierher gehörte, sah er auf. Auf der Bank des hohen Fensters saß eine Eule. Ein wunderschönes Tier mit braunen, ungewöhnlichen Federn, die Lucius glaubte mal bei Blaise gesehen zu haben. Hat er etwas erfahren? Er trat zum Fenster, öffnete es, ließ das Tier herein und sah noch ein Vogel noch etwas weiter entfernt auf sich zu kommen, als dieser näher war, erkannte Lucius sofort Seth, den Raben seines Sohnes.
Draco schreibt mir? Hoffentlich mit Erlaubnis von Potter! Der Blonde wollte gar nicht dran denken, wie der Goldjunge reagieren würde, wenn Draco ihn nicht gefragt hatte.

Schnell nahm Lucius beiden Vögeln die Briefe ab und brach ungeduldig das Siegel.

Die beiden Briefe waren identisch. Sein Sohn bat um ein Geschenk für seinen Mann, um Ausstattung ihrer neuen Wohnung. Und er lud sie zum Abendessen ein und da es eindeutig Potter unten die Zeit geschrieben hat, war dieser davon informiert. Wieso ausgerechnet die Möbel? Wieso erlaubt Potter uns ihn wieder zu sehen? Aus Rache? Zwar stand, von Draco vermerkt, dass es Luge war, dass es ein Abschiedstreffen war, doch... was ist, wenn Potter ihn dies nur für den Moment glauben ließ? Ich sollte zu Zissa gehen und ihr die Zeichnungen geben und dann zu Tom. Ja, so mach ich es.




„Lucius? Was machst du denn hier? Ich habe dir doch eigentlich wegen Zissa frei... Oder ist etwas mit Zissa passiert?"

„Morgen, Tom. Es ist etwas passiert, aber nicht mit Zissa. Hier, ich habe das vor einer Stunde bekommen." Tom lass immer noch etwas verwirrt den Brief, den sein Freund ihm in die Hand drückte.

„Hast du schon Zissa in das Möbelgeschäft geschickt?"

„Ja. Was meinst du will er von uns. Ich meine, du denkst doch auch nicht wirklich, dass er Draco einfach so das erlaubt hat. Und er würde doch von einem Todesser nichts annehmen, ich..."

„Ich weiß es auch nicht, Luc. Aber warte hier ein Moment, ich muss schnell was holen."

Lucius wartete ungeduldig auf seinen Lord und lief während dessen Löcher in den Boden. Vielleicht ist es ja eine Falle?! Aber wie will Dumbledore mich festnehmen? Es gibt keine Beweise... Ich habe nicht mal das Dunkle Mal! Ich bin schließlich im Inneren Kreis, also wirklich, Dumbledore glaubt doch Severus tatsächlich, dass sein Zeichen schmerzt und wir regelmäßig dreimal pro Woche eine Besprechung haben! Pah! Und dann auch noch immer einen halben Tag lang! Severus und Tom können einfach ihre Finger nicht voneinander lassen!

„Lucius! Beruhig dich! Du fängst schon an um dich mit Magie zu werfen!"

„Gerade du, Tom, solltest hier keine Vorhaltungen machen!" Dennoch atmete der Malfoy paar Mal ein und aus und hatte sich schon bald im Griff.

„Gut. Hier, das wird euch vor lauschen und jeglichen Abhörzaubern oder Muggel-zeug schützen." Der dunkle Lord hielt ihm eine Kette mit einem Runden Anhänger hin.

„Danke... Also denkst du es ist eine Falle?"

„Ich weiß es nicht."

„Aber du warst schon ein paar Mal in Potters Kopf. Du hast bestimmt so einiges mitgekriegt, wie er denkt und zu was er fähig ist..."

Tom schüttelte seinen Kopf. „So ist es nicht ganz. Der Junge ist einfach ein gut in Okklumentik, sogar als Severus direkt vor einem Jahr die Möglichkeit hatte ihn mental anzugreifen, waren Erinnerungen alles was er sah. Er konnte keine Gedanken oder Gefühle dazu sehen. In jedem Fall ist die schlimmste Möglichkeit – eine Falle, egal ob Dumbledore Potter eingeweiht hat oder nicht. Vor Lauschern seid ihr jetzt sicher, vor Zeugen würdest du sowieso nicht reden und ihr tragt beide kein Mal. Vor einem Jahr konnte ich den Hass spüren, der hauptsächlich mir, Severus, Potter hat nie geglaubt, dass er für Dumbledore spioniert, dir und, nah ja, Draco galt. Dumbledore ging ihm auf die Nerven.
Das Beste was für uns sein kann ist wohl, dass seine Gefühle sich für Dumbledore in den Misstrauen umgewandelt haben. Vielleicht will er sich absichern und sich neutral stellen."

„Dumbledore hat jeden umgebracht oder nach Askaban geschickt, der sich von seiner Seite neutral stellen wollte und seinen Goldjungen wird er gar nicht zu diesen Gedanken kommen lassen."

„Draco hat aber letztes Jahr erzählt, dass Potter sich von den anderen distanziert hat. Ich würde sagen, dass wir wirklich nichts zu verlieren haben. Also, Lucius, zeig ihm nicht deine Maske, sondern wie du wirklich bist. Es kann wirklich alles sein. Der Junge ist vielleicht sehr impulsiv und temperamentvoll, aber er ist keineswegs dumm. Wenn er sich neutral stellen will, würde er es schaffen seine Absichten vor Dumbledore zu verbergen."

„Wir werden ja sehen... ich geh dann, oder hast du noch was für mich?" Vielleicht hat Tom wirklich Recht und ich sollte das Ganze etwas optimistischer angehen?

„Verschwinde schon, Zissa will bestimmt deine Meinung zum Gekauften hören."

„Erinnere mich bloß nicht dran." – stöhnte der Blonde, er kannte seine Frau nur zu genau. „Willst du heute Abend ein Bericht hören oder kommst du zum Frühstück morgen?"

„Wir sehen uns morgen, Luc."

Der dunkle Lord sah, wie Malfoy disapparierte, blieb aber wo er war. Er verstand nicht wieso, aber das Gespräch rief die alten Erinnerungen in ihm wach. Seine Schlimmsten Erinnerungen über seine Kindheit, die er lieber vergessen wollte. Über den Tag, als er erfuhr, dass er ein Dunkelelb ist und wie Dumbledore ihn angriff, weil er ihm seine Kräfte stehlen wollte.




Pünktlich um vier Uhr waren beide Malfoys vor der große Halle von Hogwarts angekommen. Sie konnten in einer nahe liegenden Nische Blaise und Pansy erkennen, von ihrem Sohn und dessen Partner fehlte jedoch jede Spur.
Pansy und Blaise kamen schnell auf sie zu und begrüßten sie. Die Slytherins deuteten an, dass die Malfoys ihnen nachkommen sollen und führten sie in ein der Klassenräume.

„Der Verschließungszauber reicht, Pansy. Ich habe meine Wege, damit unser Gespräch nicht belauscht werden kann."

„OK."

„Also, ihr seid ja zum Abendessen mit Harry und Draco hier." – fing Blaise an.

„Harry?" – Lucius hob eine Augenbraue.

„Das hat... es sich so ergeben. Was ich sagen wollte ist, dass Harry uns gebeten hat euch zu ihrer Wohnung zu führen. Wegen Draco können sie es nicht machen."

„Wie... was ist mit Draco?" – rief Narzissa aus.

„Harry hat Draco erlaubt uns zu sehen, aber Draco ist am Ende zusammengebrochen. Für uns, unerklärlich. Es ist besser, wenn Harry euch alles erklärt, Tante Zissa." – versuchte Blaise Narzissa zu beruhigen.

„Und Harry wusste auch nicht, was mit Draco los war. Ach, das letzte. Harry hat gesagt, dass er auch weiterhin Draco nicht verbitten wird mit uns im Kontakt zu bleiben. Dann hab ich wegen Dracos Eltern gefragt..."

„Und er sagte, dass er erst mit euch sprechen wird." – vollendete Blaise Pansy's Satz.

„Harry hat auch angedeutet, dass er sich neutral stellen wird."

„Das sind... viele Neuigkeiten." – meinte Zissa schwach und sah zu ihrem Ehemann, dessen Gesicht etwas zu ausdruckslos war.

„Ich denke, wir gehen jetzt besser zur Wohnung?"

„Ja, natürlich." – Lucius Stimme klang doch schon weniger angespannt als zu Hause, merkte Narzissa.


„Hier ist es."

„Blaise? Lord und sein Consort laden euch weiterhin morgen nach der Schule zu sich. Jetzt geht aber bitte." – sagte ein der Männer auf dem Portrait.

„Natürlich. Wiedersehen, Tante, Onkel." Pansy und Blaise machten sich auf in den Kerker, keiner von beiden wollte die Einladung, die sie bekommen hatten, verspielen.


„Mr. Malfoy, Mrs. Malfoy, ihr werdet im Wohnzimmer erwartet." – sagte derweil der andere Mann auf dem Bild. Sofort schwang dieser nun zu Seite und ließ die Eheleute eintreten.

Schnell entdeckten Lucius und Zissa in dem großen Zimmer den Kamin, vor dem das einzige Möbel des Zimmers, zwei Sofas, stand. Auf einem saß Potter. Ihr Sohn schlief offensichtlich halb auf dem Schoß seines Ehepartners. Potter legte gerade noch gelesenes Buch weg und nickte den Malfoys zu, hörte dabei nicht über Dracos Kopf und Rücken zu streicheln und mit den platin-blonden Strähnchen zu spielen.

„Guten Tag, Lord Potter." – sagte Lucius etwas gepresst.

„Guten Tag. Ihr könnt mich ruhig Harry nennen."

„Danke, dann sag du auch Zissa und Lucius zu uns." – schlug Narzissa ihm Gegenzug vor.

„Setzt euch doch."

„Ich denke, ihr wollt wissen, wieso ihr hier seid?"

„Ja, wir waren etwas... überrascht, als wir hörten, dass du Draco nicht nur Kontakt zu uns durch Briefe erlaubst, sondern uns sogar zum Abendessen einlädst."

„Ich wollte nicht, dass Draco seine Familie wegen der Ehe mit mir aufgibt."

„Aber, Harry, du bist jetzt seine Familie."

„Und es erklärt immer noch nicht, wieso wir hier sind."

„Sie haben Recht, Zissa. Ich bin seine Familie, doch ich finde es unnötig, dass er seine Eltern aufgeben muss. Ich habe Draco bereits gesagt, dass ich euch zuerst kennen lernen werde, bevor ich mich entscheide. Deswegen seid ihr hier. Ich denke auch, dass ihr euren Sohn sehen wolltet?"

„Ja." – gab Lucius zu. „Was ist passiert? Pansy hat so etwas angedeutet..."

Beide sahen besorgt ihren Sohn an. Egal, ob Harry sie gerade in irgendwas anlog, was sie nicht glaubten, konnte man die Zärtlichkeit, mit der er mit Draco umging, nur ein Blinder übersehen.

„Es ist in der Bibliothek passiert, nein ehe ein bisschen später. Wir wollte mit Dracos Freunden reden. Draco hat mit ihnen ausgemacht sich in der Bibliothek zu treffen, aber wir wurden dort beobachtet, deswegen haben wir einen Scheinstreit vorgespielt. Die Slytherins sollten Draco dann zu sich bringen und ich würde ihnen folgen. Fast sofort habe ich bemerkt, dass etwas nicht stimmte, weil Draco nicht aufhören konnte zu weinen. Dann ist er zusammengebrochen. Vor der ganzen Aktion habe ich bemerkt, dass er etwas Fieber hatte, danach glühte er regelrecht."

„Ist Draco schon mal zwischendurch zu sich gekommen?" – fragte Narzissa.

„Ja, vor einer Stunde. Er war sehr müde und ich entschied, er sollte noch etwas schlafen. Wir denken oder fühlten beide, dass es mit unserem Bund zusammenhängt. In den Büchern konnte ich nichts finden, es steht sowieso nicht wirklich viel drin."

Lucius sah seine Frau forschend an. „Du bist diejenige von uns, die reine Veela ist. Weißt du was?"

„Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich habe nie gehört, dass es bei einem Menschen-Partner passiert. Ich weiß, dass es manchmal bei Naturgeistern und Elben der Fall ist, aber..."

„Was genau ist der Fall bei Elben?" – fragte Harry angespannt, zwar wollte er es noch nicht erzählen, doch wenn es nicht anders ging...

„In diesen Fällen ist der Bund stärker, als normal. Deswegen muss man noch vorsichtiger sein, besonders in der Phase, wo sich der Bund ‚beruhigt'. Diese geht ungefähr fünf Tage, dabei reagiert die Veela sehr heftig auf jeden Fehltritt ihrerseits. Auch wenn ihr euch davor abgesprochen habt, würde es sein Zusammenbruch erklären, aber du bist ja ein Mensch, also..." Sie nahm ihren Zauberstab und sprach einen Zauber auf ihren Sohn, der daraufhin in verschiedenen Farben aufleuchtete. „Draco ist gesund, nur etwas erschöpft. Euer Bund ist ungewöhnlich stark, sogar wenn du ein magisches Geschöpf wärst. Ich weiß es einfach nicht..."

Sollte ich jetzt erzählen, dass ich ein Elb bin? Aber ich vertraue ihnen immer noch nicht. Ich warte doch lieber noch etwas ab. „Narzissa, meinen Sie, es ist dann alles in Ordnung, solange ich diese fünf Tage besonders auf ihn achte."

„Ich denke schon. Aber sag mal, wieso wollte Draco dir ausgerechnet Möbel schenken?"

Harry lächelte leicht. „Nun es ist eher ein Geschenk von euch an mich und Draco. Von hier können wir kein Möbelgeschäft erreichen oder es würde einfach zu lange dauern, deswegen hatte Draco die Idee euch um Möbel zu bitten. Die beiden Sofas, die ihr hier seht, ist die einzige Möbel, die wir in der ganzen Wohnung haben."

„Wie?" – riefen beide Eltern verwundert auf.

„Dumbledore wollte mich wohl etwas... ärgern, da ich mich von ihm distanziert habe und nicht ihm zu Füßen kroch, damit er mich vor der Bindung mit Draco befreite."

Dumbledore! Dieser alte Sack! Der ist ja total irre! Mit seinen Taten stößt er seinen Goldjungen nur weiter von sich fort. Ob Pot... Harry wirklich neutral werden will? Ich frage am besten direkt, damit wir es ein für alle Mal klar haben. Zum Glück liegt auf Toms kette noch ein Wahrheitszauber, falls er lügen sollte, würde die Kette mir durch leichte Vibration Bescheid geben.

„Harry, um es klar zu stellen. Ich und Zissa sind Todesser des Inneren Kreises. Unsere Seite ist aber nicht unbedingt so, wie sie immer dargestellt wird. Ich weiß nicht, wie viel Draco dir über unseren Lord erzählt hat, aber jeder Todesser hat den Befehl, dass ihr beide unantastbar seid. Du wirst es nach wenigen Tagen bemerken, denn viele aus siebten und sechsten stehen auf der Seite des dunklen Lord oder haben Eltern, die die Befehle weiterleiten werden. Du hast über Dumbledore mit Verachtung gesprochen, deswegen würden wir gern wissen, auf welcher Seite du stehst oder ob du dich neutral machen willst." – sprach Lucius vorsichtig auf den Jungen.

„Und wenn ich es vorhabe zu tun...?"

„Würden wir dir unseren Schutz anbieten. Das tun wir für jeden, von dem wir wissen, dass er sich neutral stellen will. Leider nehmen nur wenige das Angebot an." – Lucius wollte gerade zu weiteren Erklärungen ansetzen, wurde jedoch durch verständliches Nicken Seitens Harrys gestoppt.

„Ich weiß sehr gut, dass der alte Sack mich nicht einfach so in Ruhe lassen würde. Ich habe es mir bereits letztes Jahr überlegt und hatte in den Ferien genug Zeit, um ein sicheres Versteck zu finden. Dann erfuhr ich, dass Draco sich an mich binden muss."

„Und wie willst du dich jetzt entscheiden, Harry? Jetzt, wo du weißt, dass die dunkle Seite dir nicht im Weg sein wird, dich uns anzuschließen oder dich aus allem raus zu halten?" – sprach Zissa ihn an und man konnte deutlich aus ihrer Stimme Aufregung raus hören.

Das Gespräch wurde jedoch durch aufgewachten Draco unterbrochen.

Der richtige Weg zur FamilieWhere stories live. Discover now