Wut

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Zwei Beamten von einer anderen Wache tauchten neben ihnen auf:

„Sollen wir euch den schonmal abnehmen?"

Dankbar blickte Stephan zu den beiden und ließ von dem zappelnden Glatzkopf ab, der nun mit Handschellen eine viel geringere Gefahr darstellte.

„Ohh man Kollege da hast du aber ordentlich eine verpasst bekommen geh mal lieber zu den Sanis raus."

Meinte der andere der beiden Polizisten während sie den Glatzkopf übernahmen. Lässig winkte Stephan ab und atmete erstmal durch.

„Noch mindestens 10 bis 15 Personen in den Hinterzimmern brauchen dringend Verstärkung"

erklang die Stimme von Tom Meyer aus Stephans Funkgerät.

Ohne zu zögern wandte Stephan sich in die Richtung, wo er die Hinterzimmer vermutete und setzte sich beinahe gleichzeitig mit Marc und Hannah in Bewegung.
Auf dem Weg zur Tür mit der Aufschrift „Privat" entdeckten sie Paul der ihnen entgegen torkelte und sich den Hinterkopf hielt.

Blut rann durch dessen Finger in sein Gesicht.

„Fuck Paul!"

schrie Hannah und eilte ihm zur Hilfe.

„Verdammt."

auch Marc war beim Anblick seines Kollagens blass geworden.

„Bringt ihr beiden ihn raus, ich geh nach hinten."

befahl Stephan ihnen.

Nun war er wirklich wütend, sein bester Kumpel Paul schwer verletzt und das bei einer ganz normalen Razzia wo es nur um illegalen Alkoholausschank an Minderjährige ging, das konnte doch echt nicht wahr sein.

Als er durch die Tür mit der Aufschrift „Privat" eilte hörte er im Hintergrund Schreie und Rufe.

„Jetzt halten sie endlich Still sonst bekommen sie noch eine Ladung Pfeffer!"

hörte er die wütende Stimme seiner Kollegin Peggy Herrmann.

Schnell machte er sich auf die Suche nach ihr und eilte vorsichtig durch die verwinkelten Räume die endlos ineinander überzugehen schienen.
Als er gerade durch eine Tür eilte prallte ein Junge gegen ihn und fiel hin.
Bevor Stephan reagieren konnte hatte der Junge sich wieder aufgerappelt und versuchte in die andere Richtung zu entkommen.

„Nicht mit mir!" dachte sich Stephan der eh gerade nicht in der Laune für ein lustiges Katz- und Mausspiel war.

Er eilte dem Jungen nach erwischte ihn im nächsten Raum und ohne lange zu zögern schnappte er sich ihn, mit einem eigentlich viel zu brutalen Griff und warf ihn zu Boden.
Er kam auf ihm zu liegen und pinnte den deutlich kleineren mit dem Knie auf dem Oberkörper fest.
Hinter Stephan erschien Marc

„Hast du den im Griff?"

„Klar was ist mit Paul?"

Marc kam auf ihn zu und zog Stephan seine Handschellen aus dessen Gürtel.
Der Junge unter Stephan rührte sich keinen Millimeter wimmerte aber als hätte er starke Schmerzen.

„Stell dich nicht so an, wer vor der Polizei abhaut muss damit rechnen!"

schnauzte Stephan den Jungen unter ihn an.

Er war immer noch rot vor Wut und hatte unter der dicken Uniform angefangen zu schwitzen.

„Paul ist auf den Weg ins Krankenhaus hat wohl eine Flasche abbekommen. Aber es ist wohl nicht lebensbedrohlich"

erklärte Marc ruhig und legte dem Jungen derweil die Handschellen an.

„Komm du solltest entweder bei den Sanis vorbei oder direkt mit ein paar Gefangenen zur Wache sagt Klaus"

Wütend stand Stephan auf und riss den Jungen dabei mit hoch auf die Beine.

Dieser wäre fast wieder zurück auf den Boden gefallen hätte Stephan ihn nicht in einem eisernen Griff.

„Laufen kannst du ja wohl noch!"

schnauzte Stephan ihn an.

Wie er es hasste, wenn man ihn bemutterte so wie Klaus es immer tat. Wegen eins blauen Auges sollte er hier weg, obwohl die Lage noch durchaus heiß war und sie gerade jeden Mann gebrauchten konnten? Lächerlich.

Wütend zog er den Jungen mit sich, am liebsten hätte er seine Wut jetzt an diesem Würstchen ausgelassen, aber der tat ihm nicht den gefallen sich zu Wehr zu setzen.

Marc öffnete die Tür zum Diskobereich der nun langsam menschenleer war.
Stephan schupste den Jungen durch die Tür und folgte ihm eine Hand immer an der Schulter des Kleinen.

„Du bist doch allerhöchstens 16 Jahre alt, was zum Geier machst du hier Bürschchen? Und warum haust du vor der Polizei ab."

Sprach er den Jungen in einem unabsichtlich viel zu aggressiven Ton an.

Der Junge duckte sich weg, als würde er einen Schlag erwarten und versuchte Stephans wütenden Blick auszuweichen.

Im ersten Moment hatte Stephan gedacht er würde abhauen wollen als er sich wegduckte, aber er verharrte in einer unterwürfigen Position wie ein geprügelter Hund.
Stephan schüttelte den Kopf und trieb den Jungen wieder in Richtung Ausgang der Diskothek an.

Marc wartete schon auf ihn und versuchte ihm beruhigend auf die Schulter zu klopfen was Stephan aber nicht zuließ.

„Klaus meinte du solltest den noch zu uns auf die Wache bringen, die Restlichen werden woanders verteilt, bei uns sind dann die Zellen voll."

Stephan nickte und trat aus der Diskothek auf die Straße.

Eine Reihe Streifenwagen und einige Krankenwagen standen mit Blaulicht herum, mehrere Personen wurden gerade durchsucht, einige saßen schon in verschiedenen Streifenbussen.
Mindestens zwanzig Kollegen bewachten die Festgenommenen. Anscheinend war innerhalb von Minuten eine halbe Kavallerie zur Verstärkung angerückt.
In irgendein Wespennest hatten sie da gestochen, da war sich Stephan sicher.

Den Jungen fest im Griff ging er zum Anfang der Straße wo Pauls und sein Streifenwagen stand.

"Ok Kleiner, wegen deinen tollen Freunden ist mein Kollege jetzt im Krankenhaus daher fahren wir beide jetzt alleine. Solltest du mir da hinten Theater machen dann Gnade dir Gott, verstanden?"

Drohte er dem Jungen als sie am Wagen angekommen waren.

„Ob du mich verstanden hast?"

Schrie Stephan den Jungen wütend an und schüttelte ihn.

Vor Schmerzen wimmernd nickte dieser und duckte sich vor Stephan weg.

Von der Reaktion des Jungens etwas irritiert ließ Stephan von ihm ab und öffnete die hintere Tür.

Vorsichtig bugsierte er den Jungen in den Streifenwagen und schnallte ihn an.
Daraufhin stieg er vorne ein und machte sich auf den Weg zur Wache.

Während der Fahrt beobachtet er den Jungen im Rückspiegel. Dieser hatte sich leicht vornübergebeugt, sodass man sein Gesicht durch die kinnlangen Haare nicht mehr sehen konnte.

Ansonsten rührte er sich allerdings nicht weshalb Stephan ihn in Ruhe ließ.

Er musste unbedingt versuchen wieder einen kühlen Kopf zu finden.
Wenn er gleich auf der Wache nochmal so austicken und den Kleinen weiterhin so anschreien würde, könnte das nachher nur Ärger geben.
Spätestens wenn die Eltern da waren und der Kleine sich bei diesen ausheulte könnte das für ihn nur Stress bedeuten.

Der verschwundene SohnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt