Was ist mit Paul?

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Hier saß sein Kollege Gino Meyer am Funkgerät und schien gerade eine Personenabfrage durchzuführen.
Leise setzte Stephan sich auf den Stuhl in der Ecke und wartete bis Gino die Infos über Funk an die Streife vor Ort weitergegeben hatte.

„Gott sei Dank, das sollte der Letzte sein"

Seufzte Gino und wandte sich an Stephan.

„Na da hast du ja einen ordentlichen Hieb abbekommen, wah?"

Stephan grummelte zustimmend und rollte mit den Augen.

„Wie sieht es aus? Ist Klaus schon wieder hier? Weißt du was wegen Paul?"

Meinte er zu Gino, der bei dem Fragenkatalog gleich abwehrend die Hände hob.

„So viel weiß ich nicht, das Ganze war ja eine einzige Katastrophe anscheinend! Mindestens dreimal kam hier die 031 (Verletzter Kollege) rein und ich habe nur geschaut das ich euch schnellst möglichst Verstärkung und RTW's hinbeordere. Danach musste ich die ganzen EMA-Abfragen abarbeiten. Ich sag dir da sind einige richtig dicke Fische bei. Alleine der dicke Glatzkopf den Peggy und Marc reingebracht haben, der hat diverse Verstöße: Körperverletzung, Verdacht auf Totschlag, BTM und haste nicht gesehen!"

Gino schüttelte den Kopf.

„Arnold für den 15/3 kommen."

Erklang es über Funk und Gino wandte sich mit einem

„Achja, Klaus ist in seinem Büro"

wieder dem Funk zu.

Stephan verließ den Raum während der 15/3 Gino über einen Verkehrsunfall informierte.
Sofort ging er zu Klaus Büro und klopfte an. Ein grummeliges

„Herein"

später stand er auch schon im Büro und ließ sich nach einem Nicken von Klaus in einen der Stühle nieder.
Klaus telefoniert gerade und hatte anscheinend genauso eine miese Laune wie Stephan.

„Ja, sobald wir mehr wissen, melde ich mich sofort bei Ihnen."

Klaus rollte genervt mit den Augen und nach einigen Minuten legte er auf.

„Ein auf Wiedersehen ist wohl überbewertet."

Grummelte er dabei wütend.
Fragend sah er daraufhin Stephan an.

„Du warst wahrscheinlich nicht wegen dem Veilchen bei einem Sanitäter oder?"

Stephan verneinte mit einer wegwerfenden Handbewegung.

„Ok, aber denk dran das zu dokumentieren, du bist ja nicht der einzige heute. Eine absolute Katastrophe war diese Razzia. Zwar haben wir 20 Festnahmen zu verzeichnen und teilweise sind uns ein paar dicke Fische ins Netz gegangen, aber der Preis dafür ist mir persönlich doch etwas zu hoch."

Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht.

„Weißt du was von Paul"

Brachte Stephan gleich die Frage raus wegen der er eigentlich hier war.

„Ja ich habe eben noch kurz mit Florian telefoniert, der sitzt noch in der Notaufnahme und soll gleich geröntgt werden. Im Krankenhaus ist wohl die Hölle los. Also Paul ist wohl noch im CT, es scheint nichts gebrochen zu sein aber sie müssen sicher gehen, dass es durch den Schlag zu keiner Verletzung im Hirn gekommen ist. Aufjedenfall bleibt er mindestens eine Woche im Krankenhaus. Florian und Muri aufjedenfall deutlich länger."

Die Neuigkeiten das auch seine beiden Kollegen Florian Winter und Muri Demir verletzt wurden, schockte Stephan etwas. Er hatte überhaupt nicht mitbekommen das außer Paul noch wer was abbekommen hat.

„Was ist mir Muri und Flo passiert, wir haben kaum was mitbekommen in dem Chaos?"

Fragte er daher sofort seinen Chef.
Dieser seufzte auf und fuhr sich durchs Haar,

„Also soweit ich das bisher nachvollziehen konnte, wurde Muri mit einem Springmesser angegriffen. Gott sei Dank hatte er die Weste an aber trotzdem hat er mehrere tiefe Stichwunden und ist gerade im OP.
Florian ist so ein vorwitziger Jugendlicher ins Knie gesprungen, die Ärzte gehen davon aus das was gebrochen ist er wird also nach dem Röntgen wahrscheinlich auch direkt in den OP gehen."

Stephan schüttelte den Kopf, was bei seinen Kopfschmerzen nicht gerade eine gute Idee war.

„Sicher, dass du nicht zu einem Arzt solltest?"

Fragte Klaus ihn besorgt als er sein schmerzverzogenes Gesicht sah.
Verärgert winkte Stephan ab und bedankte sich für die Infos.
Er musste noch seine Berichte für diese Schicht schreiben daher verließ er das Büro des DGLs.
Auf dem Flur war schon wieder Geschrei aus der Etage tiefer zu hören.
Hoffentlich nicht wieder der dicke Glatzkopf auf noch so einen Kampf hatte er jetzt echt keine Lust!
Schnell machte er sich auf den Weg nach unten.

"Ich werde euch alle verklagen, das ist Polizeigewalt! Kaum zu glauben das es so ewig dauert bis hier mal ein Arzt kommt. Ihr Bullenschweine habt mir den Arm gebrochen!"

Hörte er das Geschimpfe eines dünnen hässlichen Typens der in Handschellen im Flur vor der Eingangstheke saß.
Peggy stand daneben, während vor dem Mann Franco Fabiano hockt und versuchte ihn zu beruhigen.

„Der Notarzt kommt auch gleich her und schaut nach ihrem Arm, bitte beruhigen sie sich jetzt erstmal, damit die Kollegin von der Polizei hier die Handschellen abnehmen kann"

Stephan begrüßte Franco denn er schon von vielen Einsätzen kann und ging in die Richtung seines Büros.

„Wir haben dein Büro mal beschlagnahmt, in den Zellen unten war uns das zu heikel."

Meinte Peggy zu Stephan, während sie den dürren Typen vor sich nicht aus den Augen ließ.
Stephan nickte und machte sich erstmal auf den Weg in Richtung Aufenthaltsraum, ein Kaffee würde ihm jetzt guttun.
Natürlich war die Kanne mal wieder leer und genervt setzte Stephan erstmal einen neuen Kaffee auf. Danach ging er kurz in sein Büro, begrüßte Oliver Dreier den Notarzt und Benjamin Hoffer einen weiteren Sanitäter.

Beide kümmerten sich gerade in Stephans Büro um die Platzwunde eines tätowierten Muskelprotzes, der von Tom und Marc flankiert wurde.
Stephan holte sich ein paar Kopfschmerztabletten aus seinem Schreibtisch und machte sich zurück in Richtung Aufenthaltsraum.
Der dürre Kerl im Flur schimpfte immer noch wie ein Rohrspatz, dass er alle wegen Polizeigewalt verklagen würde.
Genervt beschleunigte Stephan seine Schritte und machte die Tür zum Aufenthaltsraum zu.
Er hatte gerade mal die halbe Tasse Kaffee ausgetrunken als auch schon Marc hereinkam.

„Ohh Kaffee."

Verzückt nahm er sich schnell eine Tasse.

"Kannst du noch den Jungen hoch holen damit Oli mal nach seinem Arm schaut? Ist zwar vielleicht nicht so schlimm, aber ich hätte dann doch ein besseres Gefühl."

Stephan nickte und trank den Rest seines Kaffees in einem Zug aus.

Der verschwundene SohnWhere stories live. Discover now