Strafpredigt

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Als sie Stephan sah, stockte sie und das Lächeln, was sie vorher im Gesicht hatte verfinsterte sich schlagartig.

"War ich den Kommissaren von der Kriminalpolizei gegenüber nicht deutlich genug heute Morgen?"

Fragt sie in einem ziemlich sauren Ton.
Stephan stand auf und hob abwehrend die Hände, da er gar nicht genau wusste was sie meinte.

"Wir sollten draußen reden!"

Ließ Paula ihn gar nicht erst zu Wort kommen. Da sie ziemlich sauer aussah und keine Frau war mit der Stephan sich freiwillig anlegen würde, winkte er dem Jungen kurz zum Abschied und verließ dann hinter Paula den Raum.

"Was fällt euch eigentlich ein? Ich habe bereits heute Morgen deinen beiden Kollegen von der Kriminalpolizei nach ihrer tollen Befragung mitgeteilt ,das der Junge nicht verhörfähig ist. Ich hätte niemals von dir erwartet das du da mitmachst und das Verhör ohne Absprache weiterführst!
Nicht genug das diese tollen Kommissare mit dem Fingerspitzengefühl einer Dampfwalze den Jungen verhört haben, sie haben ihm sogar gedroht, dass es ernsthafte Konsequenzen für ihn haben würde, wenn er irgendwelche Märchen erzähle.
Dabei hat der Junge wie die ganze Zeit davor kein einziges Wort gesagt.
Was denkt ich euch eigentlich dabei, es ist ja wohl ganz eindeutig das er das Opfer eines Verbrechens ist und kein elfjähriger Schwerverbrecher.
Wenn er auch noch von der Polizei unter Druck gesetzt und sogar noch bedroht wird, dann wird er nie Vertrauen zu uns fassen und anfangen zu reden!
Ich kann es wirklich nicht fassen das du jetzt hier bist und einfach mit der Befragung weiter machst, ich habe deinen Kollegen gegenüber ja wohl mehr als deutlich gemacht das ich das nicht erlaube.
Das du dich da vor den Karren spannen lässt. Sicher dachten sie weil du hier im Krankenhaus deine Connection hast lassen sie dich ohne Probleme rein.
Das hat ja auch soweit geklappt, wirklich ganz großes Kino Stephan!"

Enttäuscht und wütend sah sie ihn an und holte endlich mal kurz Luft.
Bevor sie mit ihrem Vortrag fortfahren konnte unterbrach Stephan sie schnell:

"Stopp Stopp! Ich bin nicht dienstlich hier! Und ganz sicher lass ich mich nicht von irgendjemanden vor den Karren spannen um eine Befragung gegen ärztlichen Rat fortzuführen!
Du solltest mich besser kennen!"

Beruhigend legte er ihr dir Hand auf die Schulter und sah ihr in die Augen.

"Ich wollte nur mal mit dem Jungen reden. Ich habe ihn gestern Verhaftet, bei dieser Razzia bei der auch Paul verletzt wurde.
Genau wie zwei andere Kollegen.
Weißt du ich habe den Jungen nicht gerade zimperlich angefasst und ihn gestern wirklich behandelt wie einen Schwerverbrecher.
Als Oliver ihn untersucht hat und feststand das der Junge in den letzten Wochen anscheinend schwer misshandelt wurde, habe ich erst realisiert das ich da ein Kind verhaftet habe.
Ja und irgendwie hat mich das den ganzen Abend beschäftigt und ich habe ein echt schlechtes Gewissen.
Deshalb bin ich jetzt hier, ich wollte mich wirklich nur entschuldigen!"

Stephan sah sie bittend an und hoffe das Paula sich nun beruhigt und nicht mehr sauer auf ihn war.
Er mochte die hübsche Ärztin wirklich gerne und wollte nicht, dass sie einen derart schlechten Eindruck von ihm hatte.
Zweifelnd sah sie ihn an, anscheinend überlegte sie noch ob sie ihn glauben sollte oder nicht.

"Hmm, ok. Das glaube ich dir mal so."

Meinte sie nach ein paar Minuten und ging zurück in den Patientenraum. Zögernd folgte Stephan ihr.

"Ist das in Ordnung, wenn ich noch etwas bleibe?"

Fragte er den Kleinen.
Dieser nickte nach kurzer Zeit schüchtern und Stephan setzte sich wieder auf den Stuhl.
Während Paula die Werte des Jungen überprüfte, klopfte es eine Tür und ohne auf eine Antwort zu warten trat ein Pfleger mit einem Essenstablett ein.
Er grüßte, stellte das Tablett auf den Nachtischschrank und verschwand darauf wieder.
Von dem Geruch des Essens bekam auch Stephan Hunger und sein Magen knurrte laut.

"Ohh ich glaub ich muss mir auch mal langsam was zu essen besorgen."

Lachte er und stand auf.

"Lass es dir schmecken Kleiner, vielleicht komm ich die Tage nochmal vorbei. Mach es gut Paula."

Mit einem Winken verabschiedete er sich und verließ das Zimmer.

Der verschwundene SohnWhere stories live. Discover now