Vielleicht wird jetzt alles wieder gut?

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Als Paula an diesem Morgen aufwachte, schaute sie glücklich aus dem Fenster ihres Zimmers.
Heut würde es endlich nach Hause gehen. Nach einem Monat im Krankenhaus und drei Monaten in der Reha freute sie sich einfach nur endlich wieder in ihrem eigenen Bettchen zu schlafen.
Zufrieden seufzend kletterte sie aus dem Bett und machte sich im Bad frisch, bevor sie zum Frühstück ging.
Hier verabschiedete sie sich schon einmal von einigen der anderen Patienten, in denen sie in den Letzen Wochen Wegbegleiter und Freunde gefunden hatte.
Wenn Stephan in einigen Stunden kommen und sie abholen würde, wären die anderen wahrscheinlich gerade mitten in einer Behandlung und sie hätte keine Chance mehr sich zu verabschieden.
Auch wenn sie sich bestimmt noch öfters schreiben und mal telefonieren würden, die meisten kamen aus ganz anderen Teilen von Deutschland daher würden sie sich bestimmt nicht mehr allzu bald sehen.

Nachdem Paula sich von allen Verabschiedet hatte ging sie zurück in ihr Zimmer und packte schnell die Reste ihrer Kleidung zusammen.
Kurz versuchte sie den schweren Koffer vom Bett zu wuchten, aber ihre rechte Schulter quittierte dies sofort mit Schmerzen daher ließ sie es lieber sein.
Es würde noch einige Tage Physiotherapie benötigen, bis sie wieder voll einsatzfähig war.
Aber alles in allem, hatte sie Glück gehabt.
Sie lebte noch, sie konnte wieder sprechen, essen und laufen.
Die schwere Kopfverletzung hätte sie genauso gut zu einem Schwerstpflegefall werden lassen können.
Während Paula gerade noch einmal alles Schränke und Schubladen kontrollierte, damit sie bloß nicht vergaß, klopfte es an der offenen stehenden Tür und sie hörte ein Räuspern hinter sich.

„Hey."

Meinte sie lächelnd zu Stephan, der so lieb war sie heute abzuholen.

„Hallo, hübsche Frau."

Meine dieser und schaute sie lächelnd an. Paula wurde rot und wendete sich schnell ab.

„Bekomm ich noch eine ordentliche Begrüßung?"

Hörte sie ihn auf einmal dicht hinter sich und Stephan umschloss sie mit seinen starken Armen.
Ein wohliger Schauer ging über Paulas Rücken und sie drehte sich um und gab Stephan einen Kuss.
In den letzten Monaten war der hübsche Polizist beinahe jede freie Stunde bei ihr im Krankenhaus gewesen oder hatte sie in der Rehaklinik besucht.
Er hatte ihr Mut gemacht, als sie Anfangs nicht mal mehr richtig sprechen konnte oder alleine essen.
Sie hatte nach und nach alles wieder erlernen müssen und er war dabei immer für sie da gewesen.

„Danke das du mich abholst."

Flüsterte sie ihn zu und küsste ihn erneut.

„Na das ist doch klar!"

Meinte Stephan mit gespielter Entrüstung und nahm sie in den Arm.
Dann löste er sich von ihr und nahm den Koffer vom Bett.

"Puh, hast Steine dabei?"

Lachte er.

"Quatsch. Ich war drei Monate hier, da braucht Frau eine ganze Menge!"

Meinte sie lachend und nahm ihre Handtasche und die Dokumente die sie für ihre weitere Behandlung benötigte.

„Alles dabei?"

Fragte Stephan und Paula nickte.
Dann nahm er ihre Hand und gemeinsam verließen sie das Krankenhaus.
Paula meldete sich an der Eingangstheke der Rehaklinik ab und in Stephans großen Wagen machten sie sich auf den Weg zurück nach Köln.
Die Fahrt würde drei Stunden dauern, Paulas Kollegen hatte ihr natürlich einen Platz in der besten Rehaklinik des Landes besorgt, diese war aber leider 340km von zu Hause entfernt.

„Hast du schon was Neues von Alex gehört?"

Fragte Paula und sah Stephan von der Seite an. Dieser fädelte sich auf die Autobahn ein und sah Paula dann kurz an.

„Ja wir haben gestern noch einmal kurz telefoniert.
Klarissa und Niklas sind noch in der Mutter-Kind-Kur auf Sylt.
Ich glaube langsam wird das mit Niklas, aber er hat noch einen langen Weg vor sich.
Er hat mir ein Video von den beiden geschickt, hier."

Meinte er und reichte ihr sein Handy.

„Unter den Medien müsste es eins der ersten sein."

Meinte Stephan und deutete kurz auf ein Zeichen auf dem Bildschirm.
Paula öffnete die App und fand das Video.
Dort war Niklas am Klavier zu sehen. Sie machte den Ton lauter und sah dem Jungen beim spielen zu. Es war wirklich toll zu sehen wie entspannt und befreit er aussah, wenn er am Klavier saß. Am Ende des Videos wurde die Kamera auf die Vorderseite umgeschaltet und Klarissa war zu sehen die Niklas von hinten umarmte und in die Kamera grüßte.
Ein leichtes Lächeln war auf Niklas Gesicht zu sehen als seine Mutter ihn umarmte und die beiden in die Handykamera schauten.

„Vielleicht wird er wieder glücklich werden können. Vielleicht wird jetzt alles wieder gut"

Dachte Paula bei sich und mit einem Blick zu Stephan legte sie ihre Hand auf sein Knie und als er sie lächelnd ansah, lächelte sie zurück.

Der verschwundene SohnWhere stories live. Discover now