Krankenbesuch und eine Entschuldigung

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Am nächsten Morgen wachte Stephan mit Kopfschmerzen auf und auch das Veilchen pochte immer noch wie wild.
Genervt stöhnt er auf und stand aus dem Bett auf.
Zum Frühstück gab es erstmal zwei Kopfschmerztabletten und eine kalte Dusche.

Danach sah er sich die Nachrichten an, in der die Razzia von gestern das große Thema war.
Sofort gingen Stephans Gedanken wieder zu seinem Kumpel Paul und nachdem er sich ein schnelles Frühstück und einen Kaffee reingezogen hatte, machte er sich auf den Weg um seine Kollegen im Krankenhaus zu besuchen.
Außerdem wollte er unbedingt noch bei dem Jungen vorbeischauen.
Er hatte schon den ganzen Abend an den Kleinen gedacht und sich Vorwürfe gemacht, dass er sich so aufgebracht und aggressiv dem Jungen gegenüber verhalten hatte.

Auf schnellsten Weg ging er zur Klinik am Südring, die nicht weit von seiner Wohnung lag.
An der Theke im Eingangsbereich saß die Krankenschwester Linda Bär und telefonierte gerade.
Als sie Stephan sah lächelte sie ihm zu und grüßte mit einem Winken.
Stephan der die hübsche Blondine schon öfters beruflich im Krankenhaus gesehen hatte, wartete bis sie das Gespräch beendet hatte.

„Guten Morgen. Ich wollte dich gar nicht lange von deiner Arbeit abhalten aber vielleicht kannst du mir helfen?"

Lächelte Stephan sie an.

„Na dem hübschen Herrn Polizeioberkommissar helfe ich doch immer gerne."

Lachte sie.

„Du willst sicher zu Paul oder?"

Stephan nickte und lachte,

„ja da hast du mich durchschaut."

Linda tippte in ihrem Computer:

„Also Paul ist heute Morgen von der ITS runter, da hast du Glück und kannst zu ihm. Er ist in Zimmer 215."

„Ok, kannst du mir vielleicht auch noch sagen was mit den anderen Kollegen ist? Florian Winter und Muri Demir?"

Linda nickte und schaute im Computer nach.

„Also der Herr Winter ist auch auf der Normalstation Zimmer 322. Herr Demir ist auf der ITS, da kannst du leider nicht hin. Ich darf dir leider auch nicht mehr sagen, tut mir leid."

Meinte sie mit einem mitleidigen Blick zum ihm.

„Ohh man. Hmm ok vielen Dank für deine Hilfe."

Gerade als Stephan sich zum Gehen umwenden als ihm der Junge wieder einfiel.

„Achja. Gestern wurde noch ein Junge eingeliefert. Elf Jahre alt gebrochener Oberarm, kein Name. Kannst du mir auch sagen in welchem Zimmer er ist?"

Linda zögerte kurz dann sah sie aber doch nach.

„Der Kleine hat ein Einzelzimmer. 310 ist es. Aber Frau Dr. Martinson wollte nicht das wir die Polizei nochmal zu ihm lassen. Also wenn du beruflich da bist, lass ihn bitte in Ruhe ok?"

Stephan nickte und gab an nur mal nach ihm sehen zu wollen.
Dann machte er sich auf den Weg zu Paul in den zweiten Stock.
Als er in Pauls Zimmer kam schlief dieser gerade, daher legte er ihm die mitgebrachte Packung Kekse auf den Nachttischschrank und verließ den Raum wieder.
Als nächstes ging er in den dritten Stock zu Florian.

Dessen Frau und die beiden kleinen Töchter waren gerade zu Besuch, daher grüßte Stephan nur gerade kurz gab auch Florian eine Packung mitgebrachter Schokolade, fragte ihn wie es ihm ging und verließ nach wenigen Minuten wieder das Zimmer.
Zuletzt machte er sich auf den Weg zum Zimmer des Jungen.
Vor der Tür bleib er einige Minuten zweifelnd stehen. Würde Klaus mitbekommen das er nach dem Jungen sah würde das ganz bestimmt Ärger geben.
Der Fall des Kleinen wurde von der K-Wache übernommen und außerdem in seiner Freizeit sollte er nicht einem Fall nachgehen.
Stephan seufzte, doch dann nahm er sich zusammen und klopfte an die Tür.
Wie er erwartet hatte gab es keine Antwort, trotzdem öffnete er die Tür und trat ein.
Der Junge lag in einem Bett und verschwand beinahe unter der großen Decke. Ängstlich sah er ihn an, als er ihn erkannte wurde sein Blick beinahe panisch.
Abwehrend hob Stephan die Hände,

„Hi ... ähh keine Sorge ich will dir nichts tun oder so!"

Meinte er und näherte sich vorsichtig dem Stuhl der an der Wand links neben dem Bett stand.
Er setzte sich und sah den Jungen an. Dieser schaute ihn immer noch sehr ängstlich an.

„Also, ich wollte mich bei dir entschuldigen."

Fing Stephan zögernd an.
Dann fing er einfach an dem Kleinen sein Herz auszuschütten, er erzählte ihm von dem Einsatz in der Diskothek, das er von dem Dicken den Ellenbogen ins Gesicht bekam und dann auch noch sein besten Kumpel verletzt gefunden hatte.
Das er einfach überreagiert hatte als der Kleine in ihn gelaufen und danach abgehauen war.
Auch das es ihm wirklich leidtat, weil der Junge ja eigentlich gar nichts gemacht hatte.
Hätte er gewusst das er Verletzt war hätte er ihn auch direkt einen Krankenwagen geholt, aber das hatte er gar nicht so registriert.

Nachdem er sich ausgekotzt hatte stockte Stephan und sah den Jungen schweigend an.
Dieser sah nun gar nicht mehr so extrem ängstlich aus, sondern schaute Stephan nur misstrauisch an.
Nach einigen Minuten des Schweigens überlegte Stephan ob er einfach wieder gehen oder noch ein wenig bleiben sollte.
Dem Jungen musste so ganz alleine hier doch bestimmt langweilig sein und es sah auch nicht aus als wäre ihm Stephans Anwesenheit unangenehmen.
Er sah kurz auf sein Handy, Alex Hetkamp hatte ihm geschrieben und gefragt wann sie sich morgen treffen würden.

"Mist"

Entfuhr es Stephan, er hatte ganz vergessen das er gestern nach der Schicht noch Karten für das Sonntagsspiel FC Köln gegen den BVB hätte besorgen sollen.
Regelmäßig gingen Paul, Alex und er zu Fußballspielen oder schauten sich die Spiele in ihrer Lieblingskneipe an. Dadurch war eine enge Freundschaft zwischen den dreien entstanden.

"Ich habe bei der ganzen Aufregung ganz vergessen, dass ich gestern noch Karten für das Fußballspiel hätte besorgen sollen. Naja jetzt wo Paul ausgefallen ist, habe ich glaube ich auch gar keine Lust mehr."

Meinte er zu den Jungen gewandt und begann eine Antwort an Alex zu tippen.
In kurzen Worten berichtete er von Pauls Verletzungen und das er wegen der Aufregung ganz vergessen hatte Karten zu besorgen, aber ohne Paul auch gar keine Lust mehr auf das Spiel hatte.
Danach wand er sich wieder dem Jungen zu der ihn weiterhin schweigend ansah.

"Paul, Alex und ich schauen fast alle Spiele vom FC Köln zusammen. Natürlich nur wenn es mit der Schicht passt, Alex ist Arzt und arbeitet mal hier im Krankenhaus und mal als Notarzt. Da passt das nicht bei jedem Spiel. Wenn wir nur zu zweit sind schauen wir die Spiele meistens in unserer Lieblingskneipe, ansonsten versuchen wir immer Karten für das Stadium zu bekommen."

Erklärter er dem Jungen.

"Interessierst du dich für Fußball?"

Er hatte nicht wirklich eine Reaktion von dem Jungen erwartet daher freute er sich als er ein Kopfschütteln bekam.

"Naja nicht so schlimm, da ist ja jeder Jeck anders. Über die Leidenschaft zum Fußball haben Paul, Alex und ich uns damals als Clique zusammengefunden.
Als ich vor fünf Jahren von einer kleinen Wache außerhalb von Köln zur Wache Köln Mühlheim gewechselt bin haben Paul und ich am Anfang öfters zusammen Streife gefahren. Da quatscht man natürlich wenn es ruhige läuft viel miteinander, daher haben wir schnell gemerkt das wir beide große FC Köln Fans sind. Als wir dann einmal Alex im Stadium getroffen haben den wir vorher öfters bei Einsätzen begegneten waren bei denen ein Notarzt notwendig war, kamen wir schnell ins Gespräch und hatten bald einen Mann mehr in unserem Fanclub."

Stephan erzählte dem noch von ein paar lustigen Einsätzen die er mit Paul und teilweise auch mit Alex zusammen erlebt hatte.
Er merkte gar nicht wie die Zeit verflog und so wunderte er sich als kurz vor Mittag die Tür zum Krankenzimmer aufging und Dr. Paula Martinson hereinkam.

Der verschwundene SohnWhere stories live. Discover now