Chapter Four

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Ich habe es bisher nicht geschafft das Kapitel zu überarbeiten, hole es aber ganz baldig nach :)

______
Dalia Sanderson
«❃»
Zurückhaltung

Ich brauche mehrere Augenblicke um meine schweren und ausgetrockneten Glieder zu bemerken, die regelrecht von der Anziehungskraft in die Matratze gesogen werden. Meine Lider blinzeln angestrengt gegen das flackernde Licht des Fernsehers, dass nicht mehr eine harmlose Serie zeigt, sondern ein blutiges Massacker von Lionels Lieblingsfilm. Ich schließe meine Augen erneut und spüre deutlich seinen Fuß gegen mein Bein stupsen, wodurch ich meinen Kopf abwende und ihn anschaue. Er hat es sich deutlich auf meinem Bett bequem gemacht. Auf seinem Bauch ist ein Teller mit Brownies, wovon er sich den nächsten in den Mund schiebt.

"Du weißt ich mag es nicht, wenn du auch nur in der Nähe von Erdnüssen bist." Seine Nüchternheit lässt mich ebenso trocken meine Schultern zucken, ehe ich versuche mich aufzurichten.

Verdammt, ich fühle mich, als sei ich durch die Zeit gereist und mit voller Wucht auf den Boden geschleudert worden.

Mein Nacken schmerzt, meine Dehydration setzt mir zu und ich bin trotz Schlaf einfach müde. Dafür werde ich die Nacht nicht schlafen können.

Meinen Nacken reibend rutsche ich an meine Bettlehne neben Lionel, der mich aus hellen Augen beobachtet. "Du trägst selbst noch deine Uniform, Lia." Ich glaube er hat diesen Ton von Helen gelernt, womit er mich gerne belehrt oder einfach nur provoziert. Mein Blick legt sich langsam auf meine zerknitterten Schulsachen. "Wie war es bei Harvey?" Hake ich stattdessen nach, robbe weiter aus dem Bett und sammle die Hefte und Papiere ein, um sie auf den Boden zu werfen und aus meinem Schrank eines von Lios riesigen Shirts zu ziehen. "Du kannst Helen nicht beauftragen mir Brownies zu machen, um dann die Wirkung davon zu zerschlagen!" Grinsend schüttle ich meinen Kopf, gehe in mein angrenzendes Badezimmer und tausche meine faltige Kleidung gegen das Shirt. Erst jetzt fällt mir auch das Nest auf meinem Kopf auf, dass meine blonden Haare geformt haben. "Es war ein Versuch wert." Murmle ich entschuldigend, greife nach meiner Haarbürste und gehe damit wieder ins Zimmer zurück, um mich auf meine Bettkante zu setzten.

Draußen geht bereits die Sonne unter, was mich erst verstehen lässt, wie lange ich geschlafen habe und wie lange Lionel wirklich weg war.

"Ich sage dir schon bescheid, wenn es mir zu viel wird und ich jemanden zum reden brauche." Seine beruhigenden Worte sind nicht mehr als absolut unehrlich. Er richtet sich hinter meinem Rücken auf und stellt den Teller auf meine Bettdecke, ehe er mir die Bürste aus den Fingern zieht und die ersten Knoten löst, an denen ich bereits verzweifle. "Du lügst zu viel, Lionel." Er hält nicht inne, wirkt dennoch tiefen entspannt, als wüsste er es selbst. "Schiebe es nicht nur auf mich oder willst du mir sagen, wann du das letzte Mal was gegessen hast?" Meine Zähne beißen sich auf meine Lippe, ehe eine Welle Panik durch mich gleitet.

Mein Schweigen löst ein derart schweres Seufzen aus seiner Kehle aus, dass ich vor seiner nächsten Berührung zurückzucke und ihm die Bürste wieder abnehme, um aufzustehen. "Dalia, jetzt renne nicht gleich weg, okay?" Genervt drehe ich mich ihm zu und ziehe abwartend eine Braue nach oben.

Seit dem er von seinem Ziehvater mehr Verantwortung für das Unternehmen bekommen hat, wirkt er mit jedem Tag verschlossener. Das alles ist einfach nur ein Wettlauf um die Zeit, darum wann er sich das erste Mal gänzlich verliert und mich nicht einmal wieder erkennt. Er ist auf dem besten Weg dahin und ist nicht einmal bereit das ganze aufzuhalten, weil er mich jedes Mal abwürgt, wenn ich es ansprechen möchte.

Meine Arme schlingen sich allein an das Gefühl, wie er mir entgleitet, um mich selber. So fest, dass sich meine Finger auf meine Rippenknochen pressen, während ich ihn aus verengten Augen beobachte, wie er sich aufrichtet. Wie das Licht des Fernsehers seine tiefen Augenringe betont. Seine Erschöpfung. Und das er hier eigentlich nur abschalten möchte, es aber nicht kann. Nicht meinetwegen, sondern seinetwegen. Weil egal was er macht, es ihn einfach bis hier her verfolgt.

"Das war immer dein Zuhause." Murmle ich hart, was ihn durch seine Haare fahren lässt, ehe er mit hängenden Schultern nickt. "Und du machst es zu etwas fremden für dich." Ich werde meine Worte bereits morgen bereuen, aber letztendlich ist es mir egal. Es muss raus. Ich muss es sagen, bevor ich es bereue, nichts gesagt zu haben. Und ihm ist es bewusst. Natürlich ist es ihm bewusst, denn er kennt mich besser als irgendjemand sonst. Ich lege die Haarbürste langsam auf mein Nachttisch und setzte mich neben ihn, wodurch unsere Schultern aneinander liegen. Trotz dieser kleinen Distanz, brauche ich genau diese Nähe. Meine Schläfe kommt auf seiner Schulter zum ruhen, während er seinen Arm um mich schlingt um uns einfach irgendwie zu halten. "Ich möchte dich nicht in ... dieser Welt sehen, Dalia. Deswegen sage ich dir nichts."

Meine Brust wird bei seinen leidenden Worten schwer, als ich mich aufrichte um in das helle Blau zu schauen. "Ich kenne deinen schlimmsten Abgrund, Lionel. Deinen allerschlimmsten und wir haben bisher immer eine Balance für uns gefunden. Wieso ist das nicht mehr so?" 

Was hat sich geändert, dass unser beider Leben nicht mehr miteinander kompatibel ist?

Das wir die Unterschiede zwischen uns spüren? Zwischen meinem und seinem? Wir hatten nie so etwas. Meins war immer seins und seins war immer meins.

Ich wünschte mit jeder Faser das er irgendwas gesagt hätte. Irgendwas das mich nicht die Antwort aus der Stille saugen lässt. Das mir bewusst wird, was sich geändert hat und was sich noch ändern wird, wenn er ... sich entschieden hat.

Es geht um eine Entscheidung die er treffen muss.

Seine beste Freundin oder diese düstere Welt.

Meine Kehle schnürt sich noch fester zu, als sein Griff um mich fester wird, als würde er sich an mich klammern. Als würde er seine Entscheidung zwar kennen, aber seine Wahl ebenso. Für ihn gab es immer noch nur eine Wahl, weil er nie eine andere hatte. Nur wurde es uns beiden nie so bewusst wie in diesem Moment jetzt gerade.

"Ich werde dich nicht gehen lassen, Lio. Wenn du den Weg gehst, dann gehe ich mit dir. Wir könnten ... wir könnten ziemlich cool sein oder nicht? Von mir aus bin ich deine Sekretärin? Gibt es dort sowas?" Auch wenn es nicht mein Plan war, so legt Lio seinen Kopf schallend lachend in den Nacken und sorgt damit auch bei mir, dass sich der Knoten in meiner Brust auflöst. Zumindest für diesen Moment und das bedeutet mir gerade definitiv genug.

Ich schalte meine Nachttischlampen an und schiebe Lionel den Teller mit den Brownies wieder zu, damit er sie wenigstens aufisst. Er angelt sich mit lockeren Fingern die nächste Schoko-Bombe, um sie mit einem Bissen zu verschlingen. Seine Augen lassen mich dabei nur leider nicht in Ruhe, während ich meine Haare zusammen flechte.

Meine Augenbraue wandert abwartend nach oben. Mit aller Mühe versuche ich ausdruckslos, gar gelangweilt zu wirken, aber Lionels Augen können erbarmungslos sein.

 "Helen hat noch Reste vom Mittagessen in den Kühlschrank gestellt." Mein Gesicht verzieht sich nun schon, ehe ich mich von ihm abwende. Helen stellt Lionel immer etwas zurück und Lionel schiebt es dann immer an mich weiter.

"Ich brauche kein Essen." Gebe ich gereizt von mir, was ihn lediglich erschöpft vom Bett aufstehen und den Teller auf mein Schreibtisch stellen lässt. "Lia, beginnt das wieder von vorne?" Ich beiße mir auf meine Zunge, um mich nicht zurückzuziehen. "Nein, ich habe mich unter Kontrolle, okay?" Es ist nicht okay, natürlich nicht.

Ich weiß das ich mich kontrolliere. Ich esse und ich schlafe normal, aber eben nur an normalen Tagen wo ich wirklich glaube das es mir gut geht. Und dann kommen Tage an denen ich ... so ein Tief habe. Wo ich keinen Appetit habe. Wo ich mich schlecht fühle, wenn ich esse, weil es sich einfach nicht richtig anfühlt. Mir wird übel davon. Von dem Geruch, von dem Gedanken daran auch nur einen bissen im Mund zu haben.

"Wir frühstücken morgen zusammen." Ein Kompromiss den ich nicht zum ersten Mal höre, aber eines welches ich am liebsten habe. Es ist wie ein Versprechen, dass er nicht einfach abhaut, weil sein Ziehvater ihn zu sich zitiert. Es ist ein Versprechen, dass er selbst noch da ist, wenn ich morgens aufwache und von Träumen geplagt bin. Er wartet nicht einmal mein nicken ab, als er die Decke zurückschlägt und ich in meine Matratze sinke. In seine Arme, die sich sogleich um mich schließen, während ich meine um seine Brust schlinge. Das blutige Masacker auf meinem Fernseher nimmt sogleich ein Ende, ehe er eine beliebige Soap Show anmacht und wir einfach da liegen. Wach. Nicht einmal an Schlaf denkend. Und so sehr in unseren eigenen Gedanken verloren, dass selbst der Mond wie ein Schatten wirkt.

Die erste kleine Diskussion zwischen Dalia und Lionel

Shattered HeartsWhere stories live. Discover now