Chapter Ten

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Da es heute wieder zum See geht, konnte ich nur für ein kurzes Kapitel sorgen.
Aber es ist ein Kapitel da :D
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Dalia Sanderson
«❃»
Entschuldigungen

"Er wird sich bei dir entschuldigen. Mehrmals – bis du ihm vergibst und ihm verbietest jemals wieder auf sowas einzugehen." Moris Rehaugen gleiten über jede Regung, meines regungslosen Gesichtes, als ich das Naturwissenschaftsbuch auf meinen Arm platziere und an meine Brust stützte. "Ich bin nicht auf ihn sauer." Murmle ich lediglich und vor allem in der Hoffnung das Thema einfach abzuschließen. Sie wirkt nicht allzu begeistert, schaut mich sogar noch strenger an, wodurch ich meinen Spind zuknallen lasse. "Es wäre okay, wenn du es sein würdest. Ich bin es nämlich."

"Es war aber meine Entscheidung mich auf seine dumme Wette einzulassen. Ich werde sowas ganz bestimmt nicht auf andere abschieben. Zudem hast du mich sogar noch versucht davon abzuhalten." Ganz gegen meinen Willen hakt sie sich bei mir unter, um weiterhin so ungestört miteinander zu reden. Der Flur ist voll und ich kann mir sehr gut vorstellen wie viele neugierige Ohren wirklich zuhören. "Okay, du wirkst ziemlich ... sicher was das angeht." Es juckt mich unter meiner Haut, weil so viel um mich herum passiert und Moris Umklammerung zu einnehmend wirkt. "Bin ich."

"Dann ist es etwas anderes. Und ich tippe stark auf Lionel. Habt ihr Streit, weil du ihn ... geküsst hast?" Erstarrend kriecht die Röte meinen Hals, sowie meinen Kopf empor und lässt die Brünette entschuldigend mit ihren Schultern zucken. "Wir haben es mitbekommen, werden aber nichts sagen. Zumindest habe ich Dantes bereits ein Maulkorb deswegen verpasst." Das Unbehagen steigt immer weiter in mir auf, wodurch sich ihre Hand bereits von meinem Arm löst und ich einen Schritt nach hinten trete. Sie schaut mich so bittend an, als würde sie sich selbst die Schuld an Lio und meinen Streit geben.

"Es liegt nicht an dem ..." Ich breche ab, als das Wort nicht über meine Lippen gleiten kann, weil damit so viele andere Erinnerungen geweckt werden. "Es liegt nicht daran. Es steht zwar irgendwie zwischen uns, aber –"

"Aber da ist mehr. Man sieht euch beiden an, dass ihr erschöpft seid." Grimmig beiße ich mir auf meine Wangeninnenseite. Erschöpft ist milde ausgedrückt. Ich bin völlig fertig. Hatte nun die zweite Nacht den gleichen Traum – den, den ich immer träume und wache jedes Mal so früh am morgen auf, dass mir übel ist und ich Schwindel ertragen muss.

Lionel hat mich am Samstagmorgen wie versprochen Nachhause gefahren und seit dem herrscht totale Stille zwischen uns. Es ist nichts was nicht schon einmal vorgekommen ist, aber dieses Mal ist es anders.

Er ist nicht mit seinem Ziehvater Harvey unterwegs, sondern ist Zuhause - geht mir aus dem Weg. Zumindest glaube ich es und das ich es nicht weiß, lässt mich nur noch mehr verzweifeln. Er lässt mich los, selbst wenn er es selbst nicht unbedingt möchte. Er denkt, er muss mich loslassen. Er denkt, er tut mir damit eingefallen. Er denkt, dass es dann für ihn einfacher ist.

Ich habe tausende Argumente, dass nichts davon passieren wird. Das es alleine nur schwieriger wird und das er mir mit Abstand mehr schaden wird, als mit seiner Welt.

"Wir kriegen das hin." Murmle ich Mori zu – es sind genau die gleichen Worte wie ich sie am Samstag zu Lio gesagt habe. Meine Entschlossenheit ist wie eine falsche Hoffnung. Sie ist Kräftezerrend, weil ich für etwas kämpfe, dass für ihn nicht mehr da ist. "Natürlich werdet ihr das! Es würde mich wundern, wenn es nicht so wäre." Mein Mundwinkel gleitet dankend nach oben.

Besonders als sie mir diesen warmen, zuverlässigen Blick zuwirft mit dem jeder Krieg in Frieden verwandelt werden könnte. Zumindest so lange bis sich dieses Schelmische Grinsen auf ihren Lippen ausbreitet und sie mich weiter in Richtung unseres Raumes zieht. "Du wirst mich gleich hassen, aber wie war es?" Ratlos mustere ich ihr grinsendes Seitenprofil. Ihre Haut glänzt leicht in dem Sonnenlicht, was an ihrem heillos, perfekt aufgetragenen Make-up liegen muss. "Was?"

Augenrollend stößt sie mir zwei Finger in die Rippen, die mich ohne ihren Griff zur Seite hätte springen lassen. "Der Kuss, Dalia! Wie war der Kuss?" Sie hat Recht, ich hasse sie wirklich für diese Frage. Meine Worte bleiben mir im Hals stecken, während die Röte noch dunkler und noch juckender zurückkommt. Ich habe meine Haare heute lediglich in einem chaotischen Zopf in meinem Nacken gebunden, sodass sie nicht einmal meine Haut verbergen können. Mori stört sich zwar nicht dran, hat aber ein wenig Spaß an meiner Verlegenheit. "Kann man das überhaupt erklären?" Meine Augen kneifen sich zusammen, als wir den Raum betreten und er von den grellen Röhrenlichtern erleuchtet ist. Ein weiterer Grund warum ich die Naturwissenschaften nicht mag. "Natürlich kann man das Dalia. Und ich bin deine einzige Freundin, also musst du da durch." Wir lassen uns in die letzte Reihe nieder. Ich am Fenster, um meine Gedanken schweifen lassen zu können und Mori neben mir am Gang, um mir keine Flucht zu ermöglichen. "Hayden und Dantes sind auch meine Freunde. Und sie sind schwul." Rechtfertige ich mich, erreiche aber wieder nur ein Augenrollen.

"Ich bin aber deine einzige weibliche Freundin und du die meine. Also, sage mir ob es stimmt was alle Mädchen über Lionels Lippen sagen." Mein Gesicht brennt, während sie das ihre auf ihren Händen stemmt. Niemals möchte ich daran denken wie viele Mädchen bereits Lionels Lippen hatten oder wie ich im vergleich dazu war. Es wundert mich ja schon immer ein wenig, dass ausgerechnet Mori absolut kein Interesse an Lionel hat und Lionel auch nicht an ihr. Sie gehen eher wie Geschwister miteinander um, obwohl sie sich beide in Sache ... Liebschaften nichts nehmen.

"Es war nur kurz und ... und ich war betrunken. Sobald mir bewusst wurde, was ich gemacht habe, habe ich mich andauernd bei ihm entschuldigt."

"Und er meinte daraufhin was?" Sie ist so unglaublich neugierig, dass sich meine Kehle immer weiter zuschnürt und meine Hände schwitzig werden. "Keine große Sache." Murmle ich kleinlaut und starre auf die weiße Tischplatte. An manchen Stellen ist die Farbe abgeblättert und an der Seite ist ein kleines Brandmal, dass mich stark an ein anderes Erlebnis erinnert. Ich lehne mich ein wenig vor, werde aber von Mori aufgehalten. Durch ihren Blick. Durch ihre Art. Durch ihre Haltung. Dieses unfassbar nachdenkliche Gesicht, mit dem sie mich betrachtet, als würde sie mich analysieren. Sie weiß das ich lüge, was ich über den Kuss erzählt habe. Ich war zwar betrunken und es tat mir leid, aber ich bereue es nicht. Das ist wohl die bitterste Erkenntnis von allem. Aber das Gefühl von uns und meinem Zuhause – von dem was uns ausmacht – der Geschmack dessen, wie wir sind, war berauschend. Es hat mich gefangen genommen und es nimmt mich noch immer gefangen, was für eine Wirkung dieser Kuss wirklich auf mich hatte. Was es in mir berührt hat. Und wie sehr er mich an und damals erinnert hat.

Nur kann ich das nicht von Lionel erzählen, also halte ich mich zurück und lasse meinen Finger über die hintere Tischkante gleiten, um die Einritzungen zu erfühlen.

Dalia und Lionel.

Es waren immer nur wir zwei. Wir zwei und unsere Freundschaft.

Soll Mori über den Kuss denken was sie möchte, aber ich hole mir meinen Lionel zurück. Mein Zuhause. Das Gefühl, dass sich in mir breit macht, wenn ich ihn nur anschaue.

«❃»

Mal schauen wie Dalia das erreichen möchte
Was glaubt ihr?

Shattered HeartsWhere stories live. Discover now